30. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»[] und alles geht
Zu auf die lichterfüllte Stunde, in der die Läden ihre Lider senken …
die Straße schlendert in mir entlang während ich für mich die Straße entlangschlendere …
Alles Spiegel, die Läden hier in den Läden dort …
Der Boden in der Luft die Sonne unter den Füßen Straße Berieseln Blumen im Korb Straße.«
Sowohl Satzzeichen als auch Verben und andere zu Sinn verbindende Wörter werden überbewertet, und sind gerade um Zenit Uhr an einem sommerheißen Tag verständlicherweise als erstes über Bord zu kippen. Es verbleiben, mehr als genug, zu Sinn unverbundene Wörter, die der von Wärme durchschmolzene unbeholfene Geist wabernd, leicht und unvermittelt erfassen kann.
»Trunken vor lauter Straße und vor Alles-zugleich-fühlen-sehen-Hören. Schläfenpochen vom Hierherkommen und zugleich Dorthingehen, []«
(Fernando Pessoa/Àlvaro de Campos, Vom Vergehen der Stunden, in: Poesie und Prosa)
29. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung, m.o.n.d.
»Klarer Fanfarenklang des Morgens hinten, am kalten Halbkreis des Horizonts, zarter Fanfarenklang, fern wie ungewisse Fahnen, entfaltet jenseits sichtbarer Farben … stehender Staub, dort wo die Nacht endet, stehender Goldstaub am Saum der Sichtbarkeit …«
(Fernando Pessoa/Àlvaro de Campos, Vom Vergehen der Stunden, in: Poesie und Prosa)
28. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»so ist der Sommer vergangen. Wir haben schöne Stunden miteinander erlebt. Und doch erinnere ich mich vor allem an ein Gefühl der Traurigkeit. Genau genommen erinnere ich mich an mein ganzes Leben nur wie durch einen Schleier der Traurigkeit. Die Traurigkeit ist das einzige was geblieben ist. Aber vielleicht ist das nicht das Schlechteste. Lange Zeit versuchte ich mir zu sagen, man stirbt nicht, man verlässt nur diese Welt. Der Tod ist nur ein Wort. Doch das stimmt nicht.«
(Robert Seethaler, Das Feld)
25. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung, sich selbst sammeln
In einem Weinkeller, wärmer, der erste Frost ist noch nicht durch die Mauern. «Hier ist es genau wie letzte Woche, sagte Aurora, die in ihrem Alter eigentlich hätte wissen müssen, dass jede Jahreszeit langsam heranflutete, dass der Winter in Wellen kam wie das Meer an einer wilden Felsenküste – aber dennoch war sie nicht zu alt, dass sie nicht mehr gern kommentierte was ihr auffiel.«
(Elisabeth Knox, Der Engel mit den dunklen Flügeln)
14. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Aphorismensammlung
Das Nachdenken über das Sein, muss auch den Einfachen unter uns, die Niemandes Dichter oder Denker sind, erlaubt sein.
10. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung
»Ein Anblick, ein Gefühl, bewirkt diese Welle im Geist; lange bevor er die dazu passenden Worte formuliert; und beim Schreiben (so mein derzeitiger Glaube) muss man dies einfangen, und zum Funktionieren bringen (was allem Anschein nach nichts mit Wörtern zu tun hat) und dann, wenn sie sich im Geist bricht und überschlägt, bewirkt sie Worte, die zu ihr passen.«
(Virginia Woolf, Brief an Vita Sackville-West in: der Leuchturm/Vorwort von Hermione Lee)
10. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung, botanie
»Wahrscheinlich sind Sie noch nicht so oft mit einem Pflanzenführer durch die mexikanische Wüste gestreift, um zu versuchen, die dort wachsenden wilden Agaven zu identifizieren. Dieses Hobby bereitet bei weitem nicht so viel Vergnügen wie etwa das Beobachten von Vögeln, da viele Agavenarten fast nicht auseinanderzuhalten sind. Und die Agaven, die verschieden aussehen, verdienen aus biologischer Sicht nicht unbedingt, unterschiedlichen Arten zugeordnet zu werden – es handelt sich dann einfach um verschiedene Spielarten. …
Howard Scott Gentry … war weltweit die Autorität in Sachen Agaven. Als Pflanzenforscher des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums sammelte er aus vierundzwanzig Ländern Exemplare der Pflanze zusammen. Er war der Ansicht, dass Taxonomen (die manchmal Lumper oder Splitter genannt werden, je nachdem, ob sie viele Arten zusammenwerfen oder zu viele Variationen in verschiedene Arten aufspalten) im Falle der Agave zu kleine Trennungen vorgenommen hatten. … befürwortete dagegen, Agaven nach den Eigenschaften der Blüte zu klassifizieren – wenn dies auch bedeutete, dass Botaniker bis zu dreißig Jahre warten müssten, um ein Exemplar blühen zu sehen, das sie dann identifizieren könnten.«
(Amy Stewart, Botanisches Barbuch)
3. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung
»›But this is something quite new!‹ said Mrs. Munt, who collected new ideas as a squirrel collects nuts, and was especially attracted by those that are portable.«
(E.M. Forster, Howards End)
16. June 18
· Autor: admini · Kategorie: Zitatsammlung
»Erfahrungen führen immer auch in den Bauch der Wörter. Kaum hat man gelernt, dass die Dinge mit den Jahren verblassen, beginnen sie es zu tun. Benachbart der Augenblick in dem das Glück unmöglich ist, weil es nicht dauert, »Du wirst mir fehlen!« Das heißt, du wirst nicht sein. Wir werden zurückbleiben. Auch wir werden nicht bleiben, werden im Augenblick der Fülle die Entbehrung antizipieren. Nicht als Geschmacksverstärker des Augenblicks entfaltet der Kummer die Macht, mit der Zukunft den Moment zu fluten. Die Getrennten stoßen in den Hohlraum vor, der jeder und jede auch ist, in den Hof, den sie zurücklassen werden. Die Kontur der Abwesenden verrät: die unwiederbringliche Person ist Teil einer jeden Person.
… Es ist wie wenn man in der Bahn mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzt: zwar wird jeder Gegenstand kleiner, aber er bleibt lange im Blick, und immer noch – während er schwindet und ihm Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung seine Proportionen diktiert – kann man ihn entziffern. Denn jetzt wendet er etwas nach außen, das man, dicht dabei, nicht sieht: das Abschiedhafte.«
(Roger Willemsen, Der Knacks)
9. June 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»Die Ewigkeit könnte nicht mit mehr Gewissheit und Bedeutung beginnen als der Frühling. Durch diese Notiz wird die Ewigkeit des Sommers wiederhergestellt.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
»Der Mensch von heute hat keine Zeit mehr, folglich auch kein Heute mehr und kein Jetzt. … Er hat buchstäblich die Zeit verloren. Er wird in dem digitalen Kontinuum einer gesellschaftlichen Pseudozeit hin und her geschubst. So versteht er es nicht mehr, in den Tag hineinzuleben. Die Lektüre von Thoreaus Tagebuch kann unseren subjektiven Zeitsinn wieder stärken … Das Tonikum dieser Tagebuchsätze hilft gegen mentale Verwahrlosung unter dem Diktat einer digitalen All-Zeit.«
(Rainer G. Schmidt, editorische Notiz in: Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
31. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Fotorunde, Leipzig, PGI, Zitatsammlung, botanie, insects!
Amarant!
Eine Pflanze die nicht zuletzt aufgrund der über sie kursierenden Beschreibungen Begeisterung hervorruft.
Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Erst Grünährigen Amarant (Amaranthus powellii) erwogen, von dem es schön heißt, er habe »lebhaft grüne« Blätter, und »Ein Exemplar entwickelt manchmal 42000 Samen« (!), womit er viele Antworten gibt.
Doch tendiere ich nun noch mehr zu Zurückgebogener Amarant (Amaranthus retroflexus), auch Zurückgekrümmter Fuchsschwanz oder Rauhaariger Amarant, schon allein weil es hier noch viel bewegenderes zu berichten gibt: »Der Name der Art — Zurückgebogener Amarant — ist wenig zutreffend. Carl von Linné, dem Erstbeschreiber, lag nach Albert Thellung nur ein in einem Topf gezogenes, deformiertes Exemplar mit zurückgebogenen Ästen vor.«
Weiter im Wortschatz »Nachts führen die Laubblätter Schlafbewegungen aus und stehen aufrecht.« sowie »Es liegt Windblütigkeit vor.«
Hierzu heißt es ausführend »Die verfestigten Fruchtstiele und Zweige ermöglichen Schleuderbewegungen im Wind: Es liegt ein Wind- und Tierstreuer vor. Die kleinen, nur 0,4 mg schweren Samen werden auch als Ballonflieger und als Körnchenflieger ausgebreitet. Eine Pflanze kann bis über 100.000 Samen produzieren. Die Samen sind langlebig und Wärmekeimer. Auch Bearbeitungsausbreitung durch Körnerfresser kommt vor. Daneben findet Schwimm- und Regentropfenausbreitung statt. Die Hauptausbreitung erfolgt in Mitteleuropa allerdings mit Garten- und Ackererde durch den Menschen.« … von all diesen fantastischen Möglichkeiten, erscheint mir die vorherrschende Ausbreitung, Erdverschleppung, durch den homo sapiens als die schnödeste.
(Zitate aus wikipedia)
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27. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»altes Schrifttum … Weisheit … Gabe des Verfassens« … perlenfadendünne Handlung … »Seidenraupen« … antike Philosophie und Bewegung … Bewegung wird Anlass zum Satz … Mühsal … Erfindung des erdichteten Fortschreitens der Erzählung …
»die Handlung die sich durch und um diese Sätze schlängelt, um diese Hügelgräber in der Wüste, diese Oasen, ist so undeutlich wie eine Kamelspur zwischen Mourzuk und Dafur
… Gedanken … weit abseits wie Inselberge … alltägliches Leben … mühelos aufnehmen … zu Ketten werden … Tafelland sind … Berggipfel … gemeinsame Basis … Maultierpfad … von der Milchstraße überbrückt … sich dräuend aufeinander erheben … wechselseitig die Sonnenstrahlen reflektieren … Beweis genug für ihre gemeinsame Basis.
Das Buch sollte dort zu finden sein, wo der Satz ist.
… in solchen Fabeln wird die Handlung nicht beachtet, während der Leser von Satz zu Satz springt, wie der Wanderer von Stein zu Stein, während das Wasser unbeachtet zwischen ihnen braust.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
24. May 18
· Autor: admini · Kategorie: PGI, Zitatsammlung, botanie
»Ich weiß nicht, inwieweit ich bei der Ordnung der Natur hilfreich bin, wenn ich eine Tatsache erkläre. Stellt es nicht einen wichtigen Teil in der Geschichte einer Blüte dar, wenn ich meinem Freund erzähle wo ich sie fand?«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
12. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»Dass ich mit Band sieben fertig bin, ist schlimm, weil ich jetzt wieder etwas anderes lesen muss und mir das nach Voskuils Sprache sehr schwer fällt. Ich habe keine Lust seine Welt zu verlassen, sondern möchte jeden Abend aufs Neue in sie eintauchen.«
(Gerbrand Bakker, Jasper und sein Knecht)
10. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung, birds!
»Das Schöne am Vögelbeobachten … ist für mich das Wiedererkennen. Das Sichten von vertrauten Farben, Formen, und Bewegungsmustern, das Vernehmen von Stimmen, mit denen sich sofort ein Name verbindet.«
»Beim Beobachten, ob mit Augen oder Ohren, lenkt man ja die eigene Aufmerksamkeit zwangsläufig nach außen, weg von den eigenen Befindlichkeiten hin zu dem, was gerade neben dem Weg singt oder aus dem nächsten Busch auffliegt. Man ist, auf wunderbare Weise ganz bei sich und doch völlig woanders …«
(Johanna Romberg, Federnlesen — Vom Glück Vögel zu beobachten)
… die Namen aller Wesen zu kennen ist wichtig. Wie vom Wind natürlich …