Beginn des Mythologiebogens, rund um Tiamat, Abzu und Marduk. Und während all der immer wiederkehrenden Seiten rätsele ich, …
»Tiamat betrachtete sorgenvoll die Weltachse … im eigentlichen Sinn keine Achse, sondern ein Baum, auch wenn man nicht von einem Baum sprechen konnte, sondern von dem Baum, – denn er war der einzige. … | … [Alles was sie ersinnt, teils gegen ihren Willen in fiebrigen Träumen, sammelt sich in dichten Clustern um den Baum, und kreist darum. Daher der Begriff Achse.] … | … Besonders zufrieden war Tiamat mit ihrem Einfall das Konzept des Seins grundsätzlich zu reformieren. Denn Tiamat die schon immer war und immer sein würde, wollte jedem Ding Anfang, Mitte und Ende verordnen, nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich … da sich die meisten Phänomene mit denen sie zu schaffen hatte durch dieses Prinzip auf weniger als neun Dimensionen reduzierte, war es ihr als höherdimensionales Wesen möglich, selbst komplexe Phänomene übersichtlich zu betrachten und komfortabel zu bearbeiten. … | … [außerdem Hinweis dass so der Kosmos weniger zurümpelt, und die Urgöttin den Überblick behalten kann. Der einzige Grund dafür.] … | … das endliche Sein, das war ein radikales Konzept und sie war einigermaßen stolz … |… [Rolle Abzus, hilfreich, verspielte Ideen.] … | … [Aufbau von Momenten, Zeit und Dauer. Abzu erklärt] wenn zwischen zwei definierten Zeitpunkten eine unendliche Anzahl von Momenten liegt, wie kommen wir dann jemals von einem Moment zum anderen? – Tiamat überlegte, Gut – dann verbinden wir die Punkte mit einer endlichen Anzahl von Punkten. Und zwei Zeitpunkte mit einer endlichen Anzahl von Momenten. – Abzu erwiderte noch leiser. Aber, verehrte Tiamat, dann wären sie ja nicht verbunden … Ich … ähm … und Tiamat konnte nicht anders als es Fragment zu belassen. … [die Götter selbst scheitern an manchen Grundfragen, und lassen es deshalb einfach verworren und verwaschen, es ist eine naheliegende Erklärung] … | … es war passiert, die Struktur des Universums war für sie alleine nicht mehr zu durchdringen. Wann war alles so komplex geworden? … | … schau dir den Weltenbaum an. Er lässt sich nicht versprachlichen. Wirklichkeit, vor allem göttliche, darf nicht durch abstrakte Bezeichnungen wiederzugeben sein. Man darf sich ihnen durch sie nähern. Ja – das ist wichtig und sinnvoll. Aber die Sprache muss an dem Göttlichen scheitern, an der Grenze dazu stehen bleiben, seinen Raum nicht betreten. … | … [Tiamat soll sich nicht als Linie denken, denn das wäre zu abstrakt und begreifbar, lieber ein länglicher Körper, mit Anfang und Ende,] diese Distanz zwischen Idee und Phänomen ist die Unerreichbarkeit deiner Größe … und ein Leib von solcher Länge, dass er das ganze Universum umschlingt. Es als solches abgrenzt und markiert. Und jetzt kommt der Clou … wenn sich das Ding mit einem Anfang und einem Ende zu einem Kreis zusammenlegte – dann ist es ein Ding ohne Anfang und Ende. Was deine ursprüngliche und eigentliche Gestalt symbolisiert: die Ewigkeit. … das ist die logische Form. … Tiamat nickt nachdenklich. Wann hatte Abzu sich das alles einfallen lassen. Sie fragte sich ob ihm dazu auch schon ein lustiger Begriff eingefallen sei. Wie aus der Pistole geschossen antwortete er: Schlange, und grinste breit. Zum ersten Mal hatte es etwas Schmieriges. Tiamat lächelte seufzend und sagte: Meinetwegen: Schlange … | … [nun also Arbeitsteilung, und Tiamat fühlt sich tatsächlich entlastet, sie gebar und schirmte den Kosmos ab, und Abzu sortiert, selektiert und benennt. Während Tiamat sich] für die Dauer eines Schläfchens zurücksinken ließ in die Ewigkeit aus der sie gekommen war (was sehr oft geschah, denn sie war sehr müde in letzter Zeit. Gott weiß warum). … [hier klingt es sehr so, als wäre die Idee Abzu wäre der christliche Gott. Gedanke genial reizvoll, dieser Gott von der Schlange hervorgebracht, die den Gläubigen nur in einer kleinen Nebenrolle bekannt ist, doch ihnen ist der Blick auf das große Ganze durch ihren monotheistischen, vereinfachenden Glauben, bzw. durch diesen Gott selbst, versperrt.]«
… soll einer der beiden Herren der christliche Gott sein?
(Nis-Momme Stockmann, der Fuchs)