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rousseauvian ::: Botanik im Kopf
»ich bin ganz vernarrt in die Botanik, und das wird alle Tage schlimmer; ich habe bereits nichts weiter als Heu im Kopfe und werde eines schönen Tages selber als Pflanze erwachen: ich fasse schon Wurzeln in Motiers.«
»Die Botanik ist das richtige Studium für einen müßigen und faulen Einzelgänger … er spaziert, irrt ungebunden von einem Gegenstand zum anderen, widmet sich dem Anblick jeder einzelnen Blume voller Anteilnahme und Neubegier, und sobald er die Gesetze ihrer Struktur langsam zu ahnen beginnt, bereitet ihm die mühelose Beobachtung so lebhafte Freude, wie wenn sie mit viel Aufwand verbunden gewesen wäre. Diesem faulen Tun eignet ein Zauber, den man nur im Ruhen aller Leidenschaften fühlen kann; doch es genügt um das Leben süß und selig zu machen.«
(Rousseau nach: Stefano Mancuso, Aus Liebe zu den Pflanzen)
thoreauvian ::: wieder thorough | sich selbst beantworten | literanatur
»Jedes Werk von großer Autorität und Genialität schiene in unserer Vorstellungskraft den gesamten Raum zu durchdringen und zu durchfluten.«
Im Verstehen was das Lesesehnen nach Thoreau entstehen lässt, beantwortet Hr. Thoreau sich selbst. Es geschieht in Werken, die das Selbst durchfluten; sie füllen es an, und aus. Verbinden sich mit dem Selbst, und sind danach nicht mehr zweifelsfrei davon zu unterscheiden, und schon gar nicht mehr daraus zu lösen.
»Sein Geist, gleichsam ein feinerer Äther, zöge zusammen mit den vorherrschenden Winden eines Landes dahin – und verliehe den Wiesen und den Tiefen des Walds einen neuen Glanz und umspülte die Heidelbeeren auf den Hügeln, wie manchmal ein zarter Einfluss am Himmel in Wellen über die Felder strömt und an einem unsichtbaren Strand in der Luft zu branden scheint. Er würde die Morgen- und die Abendstunden zubringen – und alle Dinge würden ihn bestärken. Als ich mich in die Wälder aufmache, überlege ich, ein Buch mitzunehmen, dessen Verfasser sich dort auskennt – dessen Sätze meinen Gedanken in nichts nachstehen und sie weiterführen werden – oder mir menschliches Leben zeigen, das selbst dann noch am Horizont glänzt, wenn die Hügel die Stadt schon verdecken. Doch ich kann niemanden finden, keiner will so weit voransegeln, in die Bucht der Natur wie mein Denken – sie bleiben zu Hause – Als ich die Wälder erreiche, rascheln ihre dünnen Blätter in meinen Fingern. Sie sind klar und deutlich und nicht von einem Lichtschein oder Dunst umgeben. Die Natur liegt weit und heiter hinter ihnen allen.
Ich würde gerne auf den großen und gelassenen Satz stoßen, der sich nur darin offenbart, dass er groß ist, den ich selbst mit meinem größten Scharfsinn nie durchdringen kann und hinter den ich nicht gelange – weiter als der Himmel selbst – den kein Verstand erfassen kann. Ihm sollte eine Art Leben und Zucken gegeben sein; unter seiner Rinde sollte auf immer eine Art Blut kreisen, das seinem Aussehen Frische verleiht.«
(Henry D. Thoreau, Abschriften 1840–1842, in: Tagebuch II)
… und findet das eine als gegenseitige Metapher in dem anderen. Naturaes Bruder. Literaturs Schwester. Das Denken hüpft begeistert um das eine wie es um das andere kreist und aus beiden hervorgeht.
southern reach ::: die schönheit all dessen verstehen
… windzerzauste Bäume. Salzmarschen. Anblick friedvoller Landschaft. Expeditionszusammenstellung Teil eines komplexen Musters. »Die Wirkung versteht man nur, wenn man dort gewesen ist. Auch die Schönheit all dessen versteht man nicht, und wenn man die Trostlosigkeit schließlich als schön empfindet, dann hat sich etwas in einem verändert. Dann ist die Trostlosigkeit dabei, sich im Inneren auszubreiten.«
(Jeff VanderMeer, Southern Reach)
Neuvel ::: sich selbst anordnen
»Sie sind eine sehr komplexe, Ehrfurcht gebietende Anordnung von Materie, die bei Zimmertemperatur stabil ist.«
(Sylvain Neuvel, Giants)
PGI ::: sich selbst vertagen
»… führen dazu dass ich mich selbst vertage …«
(Prof. Hennecke, private communication)