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Two Inch Astronaut ::: La Dispute | 1.06.15 | Conne Island
I want to write it all down so I can always remember.
(la dispute, king park)
Gießender Regen. Ausgezeichnetes Wetter um zu einem Konzert zu pilgern!
Und so hole ich Kollegen A. im Institut ab, jegliche Schlafdefizite werden negiert, bzw. sollen durch kühle Getränke ausgeglichen werden. Nicht bedacht, aber nicht minder bedeutend für die wachaufmerksame audielle Rezeption werden natürlich die Variablen 01 Lautstärke und 02 Seniorenstehplätze sein.
Der Hof zwischen Café und Konzertraum ist voll plaudernd wartender Menschen, der Regen hat leider nachgelassen doch Luftfeuchtigkeit und -temperatur sind noch durchaus angenehm zu nennen. Eintrittskarte, Getränke, kurzes Warten. Es ist 21 Uhr und lobenswerter Weise beginnt das Konzert der Vorband pünktlich.
Bei der Gestalt des Sängers scheint es sich um einen Zeitreisenden zu handeln. Wir kommen nicht umhin zu erkennen, dass es sich bei ihm um den zukünftigen Sohn von Don Martin und Miss Pili handelt. Die Alternative wäre, dass wir selbst in der Zeit gereist wären, was in gewissem Sinne, vorwärts, natürlich auch fortwährend geschieht. Oder haben wir den Planeten unwissentlich zu einer längeren lichtgeschwinden Reise verlassen?
Botanisieren ::: rieschl youngsters
The rieschl youngsters seem in a little bit devilish mood and are enjoying their i-love-punk-rock-age … zum Familienalbum
Botanisieren ::: roter Klee vor dem PGI
Horn-Sauerklee (Oxalis corniculata)
… »die Pflanze ist zum Lichtschutz oft rot überlaufen« [wikipedia]
aphoristische Begegnung | Expeditionsberichte
»Ein Exkursionsbericht ist stets Salbei, Salbe, und Sahne fuer die von Alltagsgeschehen vereinnahmte Forscherseele!«
(Kollege A.)
Fotorunde ::: hjemmejorden
Auf dem Weg zum Alpinensteig, über diese aufgebrochenen Straßenplatten die mich seit meiner Kindheit begleiten. Melancholie umgibt die Landschaft. Es tröpfelt immer mehr, doch die Luft ist weiterhin wohlig warm, den Weg entlang am Beginn des Alpinensteigs voller Freude eine Begegnung mit einem weißen Flieder, kleinere, weniger dicht gedrängte Blüten, insgesamt zierlicher als die Gartenflieder, doch der Duft versüßt die Luft. Überhaupt, der Duft überall. Die Blüten. Der Waldboden, die Wiesenwege am Alpinensteig. Rauschzustand.
Der Himmel ist langsam dräuend zu nennen. Am Beginn des Alpinensteigs, allein, nur der Frühling, der Flieder, der Regen und ich. Er frischt auf, wird mehr, Vorteil eines kopftuchtauglichen Halstuchs wird entdeckt, ich spanne es über mich wie ein Segel und fühle mich frei, während ein leichter Wind es über mir hält.
Der jetzt beständige Regen läßt mich einen Aufenthalt in einem Wäldchen gegenüber einer Geherkundung bevorzugen. Am Hang gegenüber die Schafe, die ich schon von weitem gehört habe wie einen Jahrmarkt. Diverse kleine Blümchen entzücken. Mit dem Kopftuch in Gedanken in die Zeit von meinen Großmüttern treibend genieße ich das in der nichtsonnigen Natur mit mir sein.
Fotorunde ::: Blütentaumel
Gelungen früh die Arbeit verlassen und mich zum Blütentraum vor dem Grassimuseum aufgemacht. Die Neugier wie die triangulären Baumreihen in sattem Grün aussehen werden, wurde vor dem Frühling bei einem Besuch zum Museumsmittwoch belebt. Wochen später sehe ich in Facebook ein Bild, nicht in grün, sondern in quietschrosa, und beschließe mich in diesem Märchen ebenso auszutoben.
Die Wiese ist bevölkert mit chillenden oder fotografierenden Menschen, sowie einer Hochzeitsgesellschaft. Von ihnen allen geht ein kaum wahrnehmbares Summen aus. Und dann ist da noch das kleine Mädchen des in punkschwarz gekleideteten Vaters mit dem begrüßenswerten Beutel. Das Mädchen ebenfalls schwarz, doch ein fröhliches weißgetüpfeltes kleidschwarz. Es hält zauberhaft ein kleines Sträusschen aus rosa Blüten, was auf eine sehr kunstvolle Weise die Aussage des fck-Beutels des Herrn Papa noch zu sublimieren scheint. (Kleiner fotografischer Frust das zu späte Betätigen des Auslösers.)
Wovenhand | 18.04.2015 | UT Connewitz
Auf den Stufen eines kirchlichen Portals hat sich eine kleine Sippe Hominider zum Verspeisen ihrer soeben im Deli erbeuteten Abendmahlzeit niedergelassen. Wir wollen sie nur von Ferne beobachten und ihnen lieber nicht zu nahe kommen. Sie sprechen nicht. Ein jedes Angesicht ist tief in das die Speise umgebende Wachspapier versunken. Andächtig schmatzende Stille. Auffällig ist auch dass sie sich in relativ großen Abstand zueinander gesetzt haben, aus noch zu untersuchenden Gründen. Futterneid? Angst besudelt zu werden? Wunsch in gewissen Situationen im Leben ganz für sich allein zu sein? Ein wenig von alledem? Wie dem auch sei, es scheint eine geradezu zeremonielle, wenn auch unbewusst getroffene, Entscheidung, die sich tief mit Bedeutung aufladen läßt, eine Art leibliche Kommunion im Vorfeld der unmittelbar bevorstehenden – ein schmiedeisernes Kreuz an einer Halskette blitzt auf – Geistigen. Denn die vier Hominiden werden gleich beobachtet werden, wie sie – eine bemerkenswert fortgeschrittene Kulturtechnik – die Überreste ihres Mahls feinsäuberlich in den Futtertüten zerknüllt verstauen und sodann in einem nahe beistehenden Blecheimer verwahren, um dann …
… einem ihnen heiligen Platz im städtischen Steindschungel zuzustreben, an dem sich bereits viele andere ihrer Art versammelt haben. Es ist ausverkauft.
Quite Inappropriate!
This! is quite inappropriate, my insectanfil friend.
. . .
but cheers to your soul anyhow
PGI ::: Kurzmemo, Aufzuchterfolg riescheliensis-officialis
Herr Kollege! Das Experiment des Ziehens einer Schefflera arboricola (riescheliensis-officialis) aus dem Samen ist — nach der langen Wartezeit inzwischen vollkommen unerwartet — in einem heimlichen Überraschungscoup der jungen Bande geglückt. Somit kann nun auch die Sekundärfrage des Versuchs beantwortet werden: es handelt sich bei der Schefflera um eine Dunkelkeimerin.
in heller Aufregung,
M.
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Dauer bis zur Keimung: 3 Wochen (geschätzt)
Pflänzchenhöhe bei Entdeckung (Woche 4): ca. 2 cm
Ausdruck der Keimlinge beim hervorholen aus der Dunkelkeimstation: ertappt
Eine stolzträchtige Familiensaga wird fortgepflanzt … zum Familienalbum
Glavinic ::: dem Universum die Hand reichen
»Der Himmel interessierte ihn wenig, bis zu jenem Moment, als kühler Wind aufkam, der Mondschatten auf ihn zuraste und gleich darauf Finsternis einsetzte.«
»Er stand vor etwas Großem. Er hatte das Gefühl ein altes Geheimnis zu erkunden, dem Universum die Hand zu reichen, für flüchtige Minuten ein Wunder zu erleben … später hatte er oft versucht, seine Verlorenheit zu beschreiben, als dieses erste Mal die Sonne wiederkehrte … er wusste, er würde diesem Ereignis nachfliegen, würde wieder erleben wollen, was er gerade erlebt hatte.«
(Thomas Glavinic, Das größere Wunder)
Woolf ::: wie die Sonnenfinsternis
»Denn eines Tages, als ich mich über ein Gattertor beugte das auf ein Feld führte, hörte der Rhythmus auf; und die Reime und das Summen, der Nonsens und die Poesie. Ein Raum in meinem Geist klärte sich. Ich sah durch das dichte Laub der Gewohnheit hindurch.«
… und bedauert irgendwie das Unvollkommene des Lebens. Und dass es ihm nicht möglich war, im Bewusstseins des Zusammenhangs von allem, und der Historie der vergangenen Generationen, und der Bedeutung zu leben.
»Ich sprach zu jenem Selbst, das mich in vielen unwahrscheinlichen Abenteuern begleitet hatte, … der am Feuer sitzen blieb wenn alle anderen schlafen gingen … zu dem, der so geheimnisvoll und mit plötzlichen Weiterungen des Seins geformt worden war, in einem Buchenwald, unter einer Weide am Flußufer sitzend, … dieses Selbst gab jetzt, als ich … hinaussah über die Felder … keine Antwort. … Es gibt also nichts. Keine Flosse durchbricht die Wüste dieses unermesslichen Meeres. Das Leben hat mich vernichtet. …«
»Die Szene unter mir welkte. Es war wie die Sonnenfinsternis.« … Bernard beschreibt kurz die Landschaft unter der Sonnenfinsternis, und wie er dann auf sein Leben zurücksieht, wie er von einem zum anderen hastete, arbeiten, sich treffen, Geburt, Tod, Leben, und auf einmal nicht mehr dabei ist. »Ein Mensch ohne ein Selbst sagte ich«
»Mit leidenschaftsloser Verzweiflung … musterte ich den Staubtanz, mein Leben, das Leben meiner Freunde, jener sagenhaften Zeugen, Männer mit Besen, schreibende Frauen, die Weide am Fluss … Wolken«, alles zieht an ihm vorbei. Und sein Notizbuch? »lediglich Veränderungen festgehalten, selbst ein Schatten war ich emsig bemüht gewesen, Schatten zu notieren.«
»Wie kehrt dann das Licht nach der Sonnenfinsternis zur Erde zurück? Wie ein Wunder. Zart. … als atmete die Erde ein und aus, zum allerersten Mal. … die Erde saugt Farbe auf wie ein Schwamm, der langsam Wasser trinkt« … er geht allein durch eine [für ihn] neue Welt. »unfähig zu sprechen, außer in den einsilbigen Wörtern eines Kindes, ohne den Schutz der Sätze … wie aber die Welt beschreiben die man ohne ein Selbst sieht«, es verblasst wenn man es beschreiben will, »Die Blindheit kehrt wieder wenn man sich weiterbewegt«
… aber einen Augenblick lang, hatte er still dagesessen und die Wahrheit gesehen.
(Virginia Woolf, Die Wellen)