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Fotorunde ::: Schkeuditz
»Die Singammmer … diesen Hochsommertag vertont … ein kleiner Liedbach, kühlend, durch den Mittag plätschernd … gelbe Schmetterlinge in hellen Scharen auf der Straße …«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)
Fotorunde ::: Bam-Berg/Stadt/Wald Jun 20
Nachdem der frühste Tag geruhsam beginnen kann fällt mir mit einem Mal die Goerdelerbaustelle ein, und ich muss losspurten … Waldplatz ii gibt an dass erst in neun Minuten eine Bahn kommt, und in einer halben Stunde bereits der Zug, ich bin sehr verblüfft ärgerlich dass mir so etwas passieren kann, und beschließe weise die ganze Strecke zu laufen. Am Hotel über mir im Himmel ein kreisender Raubvogel, meine Erinnerung jubelt, Turmfalke, und er gibt sehr possierliche Töne von sich, wie wenn jemand mit zu wenig Puste in eine Trillerpfeife bläst! Nach etwas mehr als fünfzehn Minuten am Bahnsteig, erleichtert, die Welt ist noch bedeckt doch wird gleich überm Land tiefsonnenblau werden, voller unterschiedlichster Wolkenvölker, wattig, weit auftürmend, vereinzelt, Bänder, solche wie Rillenmuster im Sand die das zurückziehende Wasser zurückgelassen hat, feine Nebel, wo sind meine Wörter dafür hin, Cumulus, und Cyrus …
Pilgergrüße aus Bamberg
Ihr eifrigen PilgerInnen, seht und höret!
da ist man einen Tag in Bamberg um eine ebenfalls dort zu Besuch weilende Freundin zu sehen, schweift danach durch die Stadt, und wo führen einen Kismet und steil gepflasterte Gassen hin? Jakobsstadt Bamberg!
Und sieht er nicht wie ein richtiger Pilger aus, wie er da so in der Kirchaußenwand hängt? Beschwingt, ich vermeine sogar leicht tänzelnde Schritte zu erkennen, ist das ein Samba? Ein Detail das ihr mir noch gar nicht offenbart habt, sondern hinter Geschichten von schwielend vernarbt und suppenden Füßen geschickt zu tarnen wusstet. War der ganze Jakobsweg eine einzige Love Party? Eine langgezogene mittelalterliche Rave-Parade von Ausmaßen die man sich heutzutage gar nicht mehr ausmalen kann? So also geht es wirklich auf dem Jakobsweg zu, jeder schwingt und zwirbelt seine wallenden Gewänder, wie Derwische segelt und zirkuliert die Pereginatio gen Spanien, um es da am Ziel angelangt vermutlich nochmal so richtig krachen zu lassen. Ich ahnte ja nicht …!
Grüße im hohen Zeichen der Muschel! M.
woolf ::: eine Herde Elefanten, eine Wildnis voller Spinnen
»da war ich mit Notizbuch und Stift und dem Vorhaben hierhergekommen, den Vormittag lesend zu verbringen, in der Annahme am Ende des Vormittags die Wahrheit in ein Notizbuch übertragen zu haben. Aber ich müsste eine Herde Elefanten sein, dachte ich, und eine Wildnis voller Spinnen, mich verzweifelt an jene Tiere haltend, die angeblich das längste Leben und die meisten Augen haben, um all das zu bewältigen.«
(Virginia Woolf, Ein Zimmer für sich allein)
night vale ::: fakten sehen wollen
»Wissenschaft basiert auf Fakten, doch diese Fakten werden auf auf Grund von Hypothesen erhoben, und Hypothesen entstehen durch das was man sieht oder sehen will.«
(Joseph Fink & Jeffrey Cranor, Der lächelnde Gott)
woolf ::: insekten, spinnen, komisches
15. Mai, Brief an Vanessa. Imaginiert wie ihre Schwester mit dem Lesen von Lighthouse nicht vorankommt, und ihr daher nicht schreiben kann, weil sie dann gestehen müsste, dass sie noch nicht weiter gelesen hat. Gespräch mit ihrem Duncan, sie solle einfach so tun als hätte sie es gelesen und von einem Meisterwerk sprechen. Greift zum Tintenfass, voller toter Fliegen. »… Käfer haben zwölf Beine, Fliegen nur acht. Willst Du etwa sagen dass Du das nicht gewusst hast? Nun wahrscheinlich gehörst Du auch zu den Leuten die eine Spinne für ein Insekt halten: Wenn Du in Cornwall aufgewachsen wärst, wüsstest Du dass eine Spinne kein Insekt ist; sie ist – nein, ich glaube nicht dass sie ein Reptil ist: sie ist etwas Komisches. Das weiß ich genau. Jedenfalls kann ich Virginia nicht schreiben weil die Tinte eine einzige Masse von Käfer- und Spinnenbeinen ist …«, und schließt den fabelhaft phantasierten Dialog: »So, ist das nicht Wort für Wort die Wahrheit?«
(Virginia Woolf, Tagebucheinträge zu der Leuchtturm)
nature – your one wild and precious life
»… Lynch points to the poetry of Mary Oliver, keen observer of the natural world, and especially the poem The Summer Day. After spending a day in the grass, both »idle and blessed«, the poet asks:
»Tell me, what else should I have done? / Doesn’t everything die at last, and too soon? / Tell me, what is it you plan to do / with your one wild and precious life?«
Nothing is more important to Oliver and Lynch than a deep immersion in the present as felt through the senses, and the accompanying feelings of beauty, belonging and connection.«
(A Photographer’s Guide To Slow Seeing The Beauty In Everyday Nature, by John Poole)