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Birds in Row ::: 12.10.23 ::: Conny Island

Nach engem Tramfahren und langem aber immerhin regenlosem Weg zum Conne Island kommen wir in den lose mit Plaudernden bestandenen Innenhof und innen zu den letzten Schreien der ersten Band. Die Publikumsmasse löst sich zur Pause auf und vor uns materialisieren St. & An. Ersterer eilt zum Merch, wir anderen sichern schonmal die Seniorenplätze, nach wie vor ungepolstert. Unerwartete Kollegen vor der Bühne auf den giganten Stufen, ebenso unerwartet Kollegen auf der Bühne. Umbau geht zügig vonstatten und schon bald beginnen Jota. Die groalende Gestalt im meist rot flackerndem Gegenlicht nur als Silhouette zu sehen, in angemessenen teils gebückten Wiegebewegungen. Stücke instrumentell abwechslungsreich, hie und da Gitarrenwände, Wechsel in den Rhythmen und alles vergeht sehr kurzweilig.

Park+Riot. Auf der Bühne nur ein Mensch, die Bühne noch immer über und über mit Instrumenten zugestellt. Eine rufende, groalende Stimme, doch die Lippen des Bühnenmenschen bewegen sich nicht. Der Blick schweift zu den Gerüsten links, wo eine munter klimmende Gestalt auf die Menge groalt, dann flink herabklettert, zur Bühne stürmt, und mit dem Gitarrenmenschen in wie auch später selbst formuliertes, zusammen vor sich hin brüllen, verfällt. Das Ganze findet in einem Lärm statt von dem man trotz Augen kaum glauben mag, dass er nur von Zweien und nicht mindestens einer fünfzähligen Band stammt. Instrumentell geschieht einiges, und visuell auch immerzu Bewegung auf der Bühne. Gitarrist nimmt mehrmals Position auf dem Schlagzeug ein, der Schlagzeuger begeht auch einmal das Seitengerüst auf unserer Seite, und zum Finale hinter zur Tontechnik, so dass sich die beiden Kumpels über das Publikum hinweg anschreien können. Der Gitarrist erzählt dass es irgendwie bissl lustig ist, mit fünfzehn hat er ungewünscht von seinem Vater eine e-Gitarre bekommen, und nun steht er hier und brüllt Leute an. Zwischen all der fidelen hüpfenden kletternden und headshakenden Freude, transportieren die Lieder ernste und traurige Themen, wie Lesbos. St. attestiert im letzten Lied einen Taktwechsel von ¾ auf 4/4 der ihm sehr Freude gemacht hat. Ich bringe an dass ich es sehr anständig vom Schlagzeuger finde, dass er in seinen Gesprächen mit dem Publikum zwischen den Stücken hörbar aus der Puste war, werde aber korrigiert, der Gitarrist sprach, übereinstimmend wird ausgeschlossen dass der Schlagzeuger jemals aus der Puste sein könnte.

Birds in Row. Es ist wieder wunderschön und unglaublich, kantig, melodisch, voller Brüche die sich ineinander schmiegen. Die ersten Lieder vielleicht in Reihenfolge der Gris Klein. Diese einzeln klackenden Takte des ersten Stücks. Und all das andere. Seligkeit. An einer Stelle flackert die Bühne stroboskop, die Saiteninstrumente springen wild über die Bühne und ich bin in einer sinnenden Pause des Staunens, wie Musiker es schaffen die Stücke so wild herumderwischend weiterzuspielen. Im Vergleich zum ersten Mal, wo beinahe fortwährende Überraschung über die nächste Wendung in einem Lied war, ist es nun im Hören nach über einem Jahr Vertrautheit bis in Details, und im Ineinenanderlaufen des gefühlt einen großen Songs damals, sind einzeln erkennbare Stücke geworden. Vor der zweiten Gesprächspause kamen zwei bis drei unvertraute Songs, gerade der vor der Gesprächspause auch sehr panoramagroß und riesenweit. Sehr wändig! Also Gitarre. Jenifer Ever sind wieder mit dabei. Und White Vine. Und viele andere. Und dann Stücke die in sehr melodiösen Grunge beginnen bevor sie in Krach zersetzt und neu zusammengefrickelt werden, oder in Blues, oder in vielen anderen Anklängen an andere Genres. Wie sie so offensichtlich auch andere Genre übersolide bespielen könnten, wie ihre Ausflüge zeigen, das immer besonders faszinierend, wenn Bands das Stehen können, und so war auch Ren da. Wieder sehr viel Dankbarkeit die an die anderen Bands des Line Ups und das Publikum ausgeschüttet wird, gegen die Isolation, Einsamkeit, aufeinander Aufpassen, hie und da um Worte in der Nichterstsprache suchend. Und irgendwann geht auch dieser Musikrausch zu Ende, eine weitere CD vom überreichen Angebot wird geradezu wahllos zuversichtlich glücklich ausgepickt, in Sicherheit dass alle einfach nur gut sein werden, und durch die noch regenfeuchte Luft werden wir zu einem Auto geleitet und nach Hause gebracht.

Entweder bei Birds in Row, oder Park+Riot, sagen wir es war während Birds on Riot, instrumentale Sequenz in der sehr helle vereinzelte Fiepstöne überlaut an mein Trommelfell anfliegen, doch immer wenn dazwischen tief brausende Gitarrenschrammer kommen wird das Fiepsen wie ausgedimmt, aber wie in einer räumlichen Verzerrung, irgendwie unnatürlich klingend, und in meinen Ohren entstehen beinahe lokal fühlbare Verzerreffekte, oder auch Dislokationseffekte, wabernd, die mich eine Weile beschäftigt halten. Als hätte sich das Gehör digitalisiert, und es würde Fehler in der Abspielung geben …

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The Veils ::: 20.06.23 ::: Frannz Club

Konzertteam Zwei trifft kurz nach mir ein. Schattiger Biergarten, Plausch und zunehmend zeittickend ungeduldiges Warten auf Essen. Hinter uns schlendert Hr Andrews vorbei, was uns etwas unserer Gelassenheit zurückgibt. Manch einer kann sich nur unter Mühen zurückhalten nicht ein Swimming with the Crocodiles als Wunsch auszurufen.

Umrunden das Gebäude um von vorne in das Konzert gelassen zu werden. Konzertraum klein und sehr fein, ein bisschen wie Naumanns wie Hr Walte meint. Die Vorkünstlerin, Nana M. Rose, singt bereits in ihrem sehr bordüren Outfit. In den tieferen Lagen erinnert mich ihre Stimme faszinierend und sehnend sehr an Therese Aune. Weiterhin fasziniert die Bandbreite und Kontrolle ihre Stimme, auch wenn die Lieder an sich und nur sachte mit Piano begleitet, einander sehr ähnlich scheinen. Dabei sehr im Zauber des nach so langer Zeit wieder live und handgemachter Musik in einem dunklen Raum beizuwohnen. Menschenumgeben, unbekannt, doch es fühlt sich alles wohl an bis in den letzten Winkel, selbst zu heiß ist es noch noch nicht.

Umbau, wir tippeln vorfreudig gespannt mehr in die Mitte des Raumes, Stefan pegelt sich auf die optimale Musikabmischzone ein, ich suche mehr nach der optimalen schrägen Blicklage zur Bühne. Irgendwann wird abgedunkelt, ein Shanty das an drunken sailor erinnert, wird abgespielt. Unvermittelt lebendig lebensmunter. Eine Menge Leute betreten die Bühne, ganz links doppelter Tastenturm, zuunterst ein rotes nord piano, ein Mann in frohgemütlich blauweißem Hemd, daneben unter meinem Sichthorizont nochmal etwas tastig-elektronisches, ein Herr mir wilden grauen Locken, der manchmal auch zu Saiten greift. Hoch aufragender Geigenspieler. Dann das wieder großenteils unter meiner Sichtlinie liegende Schlagzeug. Ganz rechts eine Lady am e-Bass. Und in der Mitte nimmt Hr Andrews Hut und Stellung, das alles unter umfassenden Begrüßungsjubel, und möglicherweise ein paar gemurmelten Happy to be here agains.

Und oh haut die Musik live um. Mit dem Einstieg Bullfighter natürlich besonders wuchtsam, aber selbst in ihrem Arrangement ruhige Lieder bekommen durch Energie und dumpfen Sound von Schlagwerk, Gitarrenschrillern, verzückend verdrilltem Fiedelklang und die gewittrig brechende knackende knisternde plötzlich klar und weich werdende Stimme, hin und wieder wunderbar komplimentiert durch den Mitgesang der Dame am Bass, des erzählenden Onkels oder Beschwörers eine sirrende Spannung wie Telegrafendrähte die sich über weites leeres überwiegend steiniges Land spannen. Die aus erlebten Äonen weit überblickende weise Güte im noch immer simmernden anklagenden Zorn eines gefallenen Engels. Es geht vor und zurück durch alle Alben. Die älteren Stücke wirken durch teils instrumentale Ergänzung subtil oder eingebildet anders. Die zwischenmenschliche Wärme in aller knarziger Knorrigkeit die auf den Alben schon immer fühlbar ist, wirkt im Realraum noch viel umfassender, und der immer wieder emporhebende irre Sinn in der predigten Mimensprache noch fassbarer. In all dem ruht die schlichte und weise Poesie der Wörter, Bilder von imaginativem Leuchten beschwörend, immer mal ein bisschen dezent abseits der Mem-Richtung, ein anverwandtes aber nicht ganz das unsere Universum. Nach dem Pausenjubel ein Stück allein auf dem Piano, vom ersten mir unbekannten Album, es geht um eine kleine Stadt, Seefahrt und Wiederkehr am Meer? Dann eines in reduzierterer Besetzung mit war das Geige und Bass. Cradle Song? Der Abend so dicht als dass er nicht anders als schon sehr bald verschwimmen kann. Dem Glück dieses Abends eine von allen Lieblingsbands zu erleben, dem Seelenvollen, und wie die Musik aus dem Vollen geschöpft wird, all die feinen Details, die Perfektion, das Fabelhafte in jedem einzelnen Moment des Arrangements, das akzentuierte, abgehakte, fließende, überschäumende, überlaufende, aufrührende, explodierende, auffangende, und die in ihr liegende lange Zeit; nie ganz genügend festzuhalten.

Alle wieder auf der Bühne, es folgt der aufgeforderte Bandapplaus und das anschließende Rings of Saturn wird den Bandmitgliedern gewidmet. Noch mitten im Gesang schließt Hr Andrews ein kommentierendes an Interlude an, stellt sich besonnen und glücklich beseelt zur Dame am Bass und in der Musik liegt diese besondere schwebend verwehende Süße eines Twin Peaks-Moments.

Hochzuglücklich geht es hinaus in die Nacht, die nicht zu kalt und nicht zu warm ist. Der Chauffeur wünscht sich noch eine Spätisitzpause um weiteres Mate zu laden, Konzerteindrücke werden von einem Teil des Teams bereits wild durcheinanderwirbelnd abgeglichen während andere noch still verarbeiten und einfach wirken lassen, und das Resümee für in vier Stunden ankündigen. Vor den Scheiben fließt die Stadt endlos vorbei, so wie das soeben besungene Universum …

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Zeal and Ardor ::: 25.11.22 ::: UT Connewitz

Einfälle – vielleicht Erinnerung rettende? – zu #Zeal and Ardor. Manchmal hat man für die vergöttertste Musik die wenigsten Worte. Strandet man in kaum noch verbleibender Tagesform (rf. Formwandler) in den Konzerträumen an, verbleibt dann nur das sehr froh ausstrahlende Gefühl glücklich einfach da zu sein …

Sooma macht mit viel Ausdauer und Energie sehr flotten Krach. Saiteninstrumente, Trommeln. Das UT ist wirklich sehr voll. Zeal & Ardor. Was für eine Mischung aus unglaublich tief ins Sein sinkenden Blues und metallenen Wänden die hinterherstürzen, die Richtung immer nach vorne, und dazwischen frohsinniges Geplauder mit dem Publikum. Die Abwesenheit von zwei Bandmitgliedern, krank, wird bedauert, daher wer immer im aus den 500 im Publikum den Drang verspüre mitzusingen, herzlich eingeladen, der anhaltende Applaus nach jedem Stück geduldig ausgehalten, Hintergrund von Jazzentscheidungen erläutert, hie und da ausufernde Gitarrenchoreographien die kilometerweites aufeinanderzustieben um dann schließlich die Hälse zu berühren, der Gitarren, nicht der Menschen, beinhalten, an einzelnen Stellen plötzlicher Soprangesang für wenige Strophen der aus den Tonträgern unerwartet anmutet, zwei Tourmitglieder die zum letzten Mal dabei sind, einer der das Licht so schön hell, dunkel und wild mache, und einer der auch einen wichtigen Job innehat, den ich vergaß, verabschiedet, und das Licht wird dunkler und wilder, zu den letzten Stücken die Gitarre wiederholt tiefer und fieser gestimmt, natürlich mit Ansage, das hinter die Bühne kriechen für die Zugabe wird dem Publikum in Theorie erläutert um es dann ausfallen zu lassen, und so geht es im wilden Rausch viel zu schnell durch den Abend. Leider gereicht die Wochenenergie nicht mehr dazu Downloadlink zu der lizensierten Raubkopieaufnahmen des Abends zu erwerben.

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Gogo Penguin ::: 24.10.22 ::: UT Connewitz

Aus Audionotiz. Der Morgen noch sehr dunkel. Das Gestern herausragend fein. Essen in der Münzgasse, früher Konzertbeginn im UT, sehr glatt laufender Nachhauseweg mit der neun, Halbelf. Und die Band, ach war das schön. Die einzelnen Instrumente zueinander in einer sehr weichen Spannung. Und jedes einzelne so perfekt. Das Klavier vor allem, prägnant, ganz als würde man davorstehen, und aus dem Bass, wenn er dann manchmal … also gezupft natürlich auch ganz außerordentlich … aber wenn er, der Bassist natürlich, dann mal den Bogen genommen hat, einmal, das hat er dann im Lied danach auch nochmal gemacht, ganz schnell über die Saiten gestrichen hat, wie so ne Art Windsirenengeheul oder so, und auch Schlagzeug zueinander, und vertaktet, und diese Brüche im Spiel die trotzdem so gut zusammenpassen, und auf Seiten der Band, wie es wohl ist wenn man eigentlich mit dem nächsten Stück anfangen möchte aber die Leute sind noch mit anhaltendem Klatschen beschäftigt, und wie sich so alle gefreut haben … ah, das noch, nach den sehr lauten Konzerten jetzt, auch mal schön wieder was zu hören, wo zwischen den Tönen, wo man auch mal die Stille zwischen den Tönen hören kann, also den Moment zwischen den Tönen, also die Stille zu hören … und auf dem Nachhauseweg kein Ohrensausen zu haben ist auch mal schön. Ach war das alles beglückend schön, und so faszinierend anspannend die noch unbekannten Stücke so zu hören. So im Moment. Alles war genau im Moment. So.

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Birds in Row ::: Caspian ::: Cult of Luna | 15.10.22 | Felsenkeller

Finden uns pünktlich am Einlass ein, und blockieren mit vielen anderen den Bürgersteig. Unpünktlich werden wir eingelassen. Laden loben. Ambiente und Sound sehr angenehm. Der Saal noch relativ leer wirkt angenehm geräumig, – die Bühne im Gegensatz dazu sehr überfrachtet zugestellt –, wird sich bis zu den Konzerten gut füllen ohne dass es erdrückend ist. Nach der ersten Band, die sehr begeisterte, finden N. und L. sich ebenso begeistert bei uns ein …

Birds in Row. Wir nutzen die Geräumigkeit des Saals um den zeitigen Beginn, der später zu überschüttender Dankbarkeit seitens Band gegenüber allen die so früh zugegen waren führen wird, sitzend zu erwarten. Mit den ersten aufgeladenen Klängen und sich vor uns füllendem Raum gelingt es uns noch eine Weile zu widerstehen, doch dann zieht es uns auf die Beine. Vollkommen unvorbereitet habe ich zwei Vorbands aus dem selben Klangraum von Cult of Luna erwartet, und so dauert es einen kurzen Moment des Rekalibrierens bis das Gefühl von La Dispute in meinen Erlebniskosmos flirrt, seltsam unterwandert von einem Jenifer Ever-Gefühl das aus dem träumenden Paraventsound der Gitarre mäandern mag. Je mehr Töne fallen, herausgeschrien, skandiert und von sehr preschenden Drums getrieben werden, überschlagen sich die neural entstehenden Verknüpfungen. Einzelne Klänge schießen quer, abrupte Liedwechsel mitten im Song, nicht zusammenpassende Versatzstücke die auf wundersame Weise doch eine Einheit bilden, ineinander aufgehen, White Wine, das harmonische duale Zusammenschreien zweier Gesangsstimmen, Bad Religion, Gesang durch Scream gewandelt. Post-Screamo-Core. Lichtchoreo schon beeindruckend und schön. Dazwischen Geplauder mit dem Publikum, lange konzertlose Zeit, Freude, Friedensbotschaft. So kurzweilig wie belebend, und das Gefühl hier gibt es im wieder und wieder hören noch sehr viel kompositorische Miniaturen, in die man Eintauchen möchte, mit vor Staunen offenen Augen, und Endorphinen in den Ohren.

Caspian. Sehr solide schön in ihnen zu seiende neunzehn Saiten hohe Gitarrenwälle, die Bühne dazu in Nebel und Leuchten gehüllt, das meist nur Schemen der Band erahnen lässt. Es wird sich ordentlich in die Saiten gelegt, was sehr stimmig zu der archaisch opulenten Note passt, Burgen und Belagerungs-Epen scheinen im Geist auf, wobei einzelne Stücke etwas fröhlich südländisches beschwingt und leichtes zu transportieren scheinen. Die Stücke überwiegend kontinuierlich auf gleich lauter Hörschwelle. Die Vorband wird ausnehmend gelobt, und das gestern erschienene Album als das beste des Jahres angepriesen. Außerdem Botschaften von nett sein und in hoffnungsarmen Zeiten an der Hoffnung festhalten.

Cult of Luna. Noch mehr Nebel. Mehr Bühnennebel war nie. Das was von der Bühne zu sehen bleibt ist meist in silbrig in Strahlen aufgefächertes Licht getaucht, man könnte fast sagen, wie in einem etwas irren Mondschein. Im Nebel sind Schemen wahrzunehmen, und Instrumente bis an den Horizont. Eine Stimme brummt beruhigend tief, um sie herum ist alles voll Klang, Saiten, Schillern, Bass, alles durchsetzt von alles durchdringendem Metallschlag, der in alle Glieder geht, Tasten, elektronische Töne fächern durch alles hindurch; sehr viel Getrommel. Dazwischen Momente in denen es sehr leise und einzeln plingend wird. Irgendwann nach den ersten Stücken lichtet sich der Nebel kurzzeitig so weit dass ein zweites Schlagzeug ausgemacht werden kann, doch es wird bis zum Ende der Show dauern bis sicher festgestellt werden kann, ob dieses kontinuierlich, oder nur bisweilen vom einen Saitenmann bespielt wird. Kontinuierlich. – Durch den Nebel und das lunare Leuchten wirken die Silhouetten wie durch ferne Zeiten treibend und von dort zu uns sendend. Noch ein Adjektiv? Erhaben. An Offering to the Wild.

Bereits der Einstieg in großem Glück, das erste Stück der neuen Platte, das mehrmalige dumpfe und satte Signal… wie heißt das nur bei Schiffen und Eisenbahnen? Abfahrtshupen? Abfahrtsdröhnen; man fühlt sich – vollkommen videobeeinflusst – wie der fidele Felsen der durch ein Klangbad treibt, hie und da zu kurzen Schlenkern gezwungen, weiten Kurven, und Start und Ziellinie immer vor Augen.

Der Sänger gestikuliert und zeigt gerne gen Publikum, – eine zeremonielle Praxis, deren Wirkungsziel sich der Beobachtenden nicht in Gänze entschlüsselt. Zu einem besonderen Moment klettert er von der Bühne und lässt sich dann von, wie ihr später mitgeteilt wird, nicht extra mitreisenden Trägern, sondern von Securitymannen auf dem Absperrgitter stabilisieren um dort eine Weile zu spielen. Er ist dadurch etwa einen Meter näher am Publikum, und auf weiterhin auf Bühnenhöhe. Bestimmt ist es von subtiler Bedeutung. Eindrücke von römischen Sänftenträgern manifestieren.

Das Licht. In einem Stück mit einzeln sehr abgehakten herausjagenden Tönen in Wiederholung flammt das Licht erst grün, dann weiß, dann in Nichts auf. Ungeheure desorientierende ins Dunkel fallende Erfahrung. Das Sehen hört auf.

Verabschiedungsrede nicht verstanden, Sprachverarbeitung des Gehörs scheint doch von der Lautstärke etwas beeinträchtigt. Konzertbegleitung umfasst das Konzertsein als »vollkommen absorbiert«. Nach mehreren stehenden Stunden Spaziergang nach Hause bei sehr mildem Wetter durch eine sehr lebendige Stadt. Bemerkenswerter Abend mit drei Bands die alle gut bis überragend waren. Soundbad in umringender Lautstärke in der doch alles sehr fein ausdifferenziert herauszuhören ist. Sehr hörsatt. Aus dem Palmengarten dringt noch Musik.

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All them Witches | UT Connewitz | 27.10.22

Lange an-Tram durch bereits nachtdunkle Welt, erfreulich bald abgelöst durch das Ansetzen der langen Atmosphäre, Gitarrenklänge und Elektronik ohne Gesang, wie durch mehrere lange Erden hindurch. Begeben uns vor zur Bühne und finden ein lauschiges Plätzchen zum langen Stehen, bis All them Witches beginnen. Zur großen Freude die zweietagigen Tasten zumindest seitlich im Blick, gerade Linie zum Schlagzeug, und auch die Seiteninstrumentdepots sind gut einsehbar.

Die meisten Stücke sind mit einem sehr soliden Grundrauschen unterlegt, in dem die Töne aus den einzelnen Instrumentquellen nur verschwommen und wabernd zugeordnet werden können, in einem Wirbel aus Drive, Blues, und wildem Metall, das Auge sieht und hilft dem Gehör soweit es geht, elektronisches Fiedeln fügt allem weitere Aufladung hinzu, was alles zu dem sehr zufriedenen Gefühl eines einzigen genial verwobenen Gesamtklangs führt, der alles dringt wie über eine Strecke durch ein Feld heftiger Turbulenzen hindurch, und doch klingt im Inneren die Essenz jeder Melodie nach. Rückblickend kann auch kaum festgestellt werden ob bereits mit den ersten Klängen das Gehör derart ausgehebelt wurde, dass vielleicht im weiteren das Grundrauschen gar nicht mehr so stark war, sondern das dumpfe Unterwasserhörerlebnis von da an anhaltende Begleitung. Gitarre und Taste scheinen oft für kurze Momente demselben Flusslauf zu folgen, das Schlagzeug prasselt beständig, in einem der ersten Stücke vermeinen die ihrem Fokus orientierungsberaubten Ohren polyphones Trommeln auszumachen, dazwischen die wie verweht ankommenden Einflüsterungen des Sängers, schwebende Nostalgie, berauschend komplexe Verästelungen mit abrupt klaren Sequenzen in denen das Grundrauschen sich kurz zu einem distinkten Gesamtwesen vereint, um die Signatur eines Stücks in die Ohren zu hämmern, die oft eine Oase der Ruhe und süßen Stille zu sein scheinen, und tausend Gitarrenmomente. Gerade das erste der tatsächlich ruhigeren Stücke enthält das Wort Hurricane. Recht bald geht die Band abwechselnd in eine kurze Pause. Der Gitarrist spielt eine einsame berückende Weise. Der Schlagzeuger kommt wieder spielend hinzu. Auch der Gitarrist gönnt sich ein Päuschen hinter der Bühne, andere kommen zurück. Zu einem späteren Zwischenstück verzückt die e-Violine allein, mit sehr viel Hall auf einer tragenden Melodie. Aus der Gitarre werden mehrfach einzeln verzerrte Technotöne abgesetzt – war das in neuen Stücken? –, die in diesem fremden Kontext das Gehirn im Nachverfolgen aller Gehörwindungen fesseln, verirren, verwirren. Alles ist gesättigt mit Klang, Blues und in wenigen Stücken auch sehr vordergründig Jazz in den Tasten. Nebel, neue Lieder. Zur physiologischen Komponente mag noch notiert werden, dass bei den Versuchen des Sängers mit dem Publikum zu sprechen, doch eine deutliche, den Sänger scheinbar irritierende, Verzögerung in den Reaktionen ausgemacht werden konnte, die darauf hinweist dass der drohende Gehörverlust, und somit nach jedem Gesagten Zeitverzug in den Gehirnen um sich das Gehörte zu einem Ganzen zusammenzureimen, auf ganzer Breite des Publikums angeschlagen hat. Erstaunlich, sollte er nicht ahnen, dass ihn niemand simultan verstehen kann weil in den Ohrmuscheln noch das Grundrauschen nachschwingt? Wenn auch verzögert und vielleicht manchmal an den falschen Stellen eingesetzt, war der Applaus aber wohl doch, zusammen mit dem durchwegen Wippen, Hüpfen, und extatischeren Tanzbewegungen durchsetzte Gesamteindruck des Publikums zufriedenstellend. Im langen Nachhauseweg klingt abwechselnd das zarte Geräusch von Strauchschrecken mit dem Konzert blubbernd in den Ohren nach. Hr Waltes Ohren pfeifen. Meine rauschen.

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20.10.22 | Placebo | Arena

Aus dem Haus fallen und schon beinahe in der sehr weitreichenden Schlange vor dem Einlass stehen. Dame D die von der anderen Richtung kam und sehr frische Cure-Erfahrungen vorweisen kann mutmaßt dass es auch auf der anderen Seite Einlass gebe, schlendert um die Ecke um das Abzuchecken und kurz darauf funkt mein Telefon, und wir betreten durch den nicht geheimen Hintereingang wartelos die Arena. Der große Raum ist noch weitgehend leer, und bereits sehr warm. Begeben uns in die hintere Hälfte des vorderen Drittels wo man noch recht geräumig stehen kann, und kurz darauf scheuchen Dead Letters ihre Songs über die Bühne.

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Emma Ruth Rundle | 20.07.22 | UT Connewitz

Nachsehen, wann Emma Ruth beginnt, und dabei wieder daran erinnern … es wird heute mit Klavier sein! Etwas leuchtet im Sein. Weg zum Konzert mit der temporären Komfortzehn, innen nicht nur überraschend kühl, sondern auch, zwar unbequem, bestuhlt. Der Abend in sehr ruhiger Stimmung, die Vorkünstlerin, Jo Quail, ein e-Cello aus dem sie sehr schöne klare und verquere Töne entlockt, sich loopt, und vieles andere veranstaltet, Versatzstücke einzelner Klänge folgen aufeinander, wirkliche Streichfolgen gehen kaum mal länger als wenige Takte, wodurch alles ein bisschen wie eine lang anhaltende Klang- und Ideenfindungsprobe klingt. Jo Quail ist dabei strahlend nett, unterhält sich mit dem Publikum, witzelt dass sie hier mal andere Sachen spielen kann, weil sie nicht auf einem Metal-Festival ist, und lobt artig die besondere Venue … | … Emma Ruth wechselt zwischen Taste und Akkustikgitarre, ihre Stimme zwischen süßer Helligkeit, Flüstern und brausendem Sturm. Alles in dieser ihr eigenen Art innerhalb der eigentlichen Melodie unzählige Submelodien in die Wörter zu legen. Live auf der dunklen UT-Bühne ist es ein Knistern der Stille, klarer Brillanz, es müssten bessere Worte gefunden werden, das auf keinem Album erlebbar ist. Dazwischen Geplauder mit dem Publikum, viele UT-Erinnerungen, Woven Hand, unzufrieden mit der Unperfektion ihres Gitarrenstimmens, sie würde es so gerne perfekt für ihr Publikum machen, doch es ist unmöglich. Und zwischen allem … darf das Wort Intensität wohl nicht fehlen, in jedem einzelnen Stück, in jedem Moment, und die Nähe die sie zwischen sich und allen die zuhören einlässt. Ein Stück zusammen mit Jo Quail, sie haben es bereits zusammen auf der Platte gespielt, doch sie spielen es zum ersten Mal wirklich zusammen, und sind sehr glücklich darin.

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23.05.22 | Jonathan Bree | UT Connewitz

Amante Amato, oder auch Jonathan Jarzyna a.k.a. John Moods. Mensch hinter Gaze in überwiegend roten Lichtspektren. Eine mit grobkörnigen Animationen bespielte Leinwand dahinter. In den ersten Klängen werden Erinnerungspartikel aus La Boum oder Cinderella 87 ausgelöst, während im beschriebenen Kulissenaufbau Parallelen zum Toolkonzert nicht hinwegsehbar sind. Sich überlagernde Synth- und andere Klanggewebe mit verwehendem Hauch einer Stimme.

Jonathan Bree und seine Masken betreten die Bühne und im Publikum befindet man sich unmittelbar in einer anderen, verträumten und phantastischen Welt aus Klang, Tanzbewegung und Stillstand. Worte wie zauberhaft und entzückend müssen eingesetzt werden, nicht nur für die beiden Damen die gleich zu Beginn mit neu requisierten gold gefalteten Fledermausumhängen die sich so fabelhaft radial aufspannen lassen in diese andere Welt geleiten, sondern auch für das unscheinbarer statueske Spiel der anderen Künstler, Kontrast der Gesamtchoreographie, und den gesamten aus Musik gewirkten Stoff aus dem diese Welt besteht. Im Stoff dieser Welt lässt sich aus einem immerwährenden Hintergrundklang noch der Urknall erahnen, ein Treiben und Schweben durch Nebel- und Sternenglitzer, Sirren und …

[ich könnte auch einfach alles aus 2019 herzitieren, es hat sich im Grunde nichts verändert],

… süß verquietschte Synthesizer, Violinenschleier, klirrende Tastentremolos, satte Tuschs und Trommelschläge, Plingen und Klacken, … helles Glockenspiel und Sirenengesang, weit ausholende Klänge wie Gesten …

und sehr viel Zuckerguss, in dem sich die noch immer geballte Energie und atmosphärischer Druck in diskret gesetzten Klangeinsätzen entlädt, das ablaufende Räderwerk der Zeit das in vorherbestimmten Abständen in einem Weiterticken der Welt resultiert. Dieses wird durch Tanzbewegungen akzentuiert so dass auch taktscheue Menschen es sehen können. Die Zeit vergeht, die einzelnen Akteure treten in den Vordergrund und ziehen sich wieder zurück wie Himmelskörper, die Saitenmenschen treten von ihrem Podest, lustwandeln einmal über die anderen Bühnenteile, interagieren mit den beiden Damen und schlendern wieder an ihren Platz, Rasseln und Trommeln, ein analogeres Kaleidoskop*, retroesker Kleidungsstil, Schrammeln und Plingen, Aufziehpuppen, aerobeske Bewegungsmuster, vielfache Zitierungen und Spiegelungen zwischen dem Leinwandgeschehen und Bühnenschanz, Pirouretten, Kinderspiel und Lullaby, Flirt und Humor, im ernsten Vortrag der Szenerie manchmal nicht einmal oberflächlich übertüncht. In einer Gesangspause in der Herr Bree statuesk steht, während sich die Welt um ihn dreht, wippen eindeutig die Zehen eines Beines. Dieses völlige aus der Rolle fallen kann schwerlich unbemerkt bleiben. Freude wieder in dieser Welt zu sein, alles Altbekannte wiederzuerleben wird übertürmt von Freude über neue Lieder und neue Requisiten, Psychopath, frische Breesen.

… die Leinwand verabschiedet sich. Man bleibt zurück. Erstaunt, zeitversetzt. Da war etwas was man in einer lang nicht mehr besehenen Schatulle aus der Kindheit im Aufklappen wiedergefunden hat, und für eine Weile wird es wieder ganz oben in den Erinnerungen liegen, für jeden sichtbar der einen scharfen Blick hat**.

* rf. Tool
** vgl. Terry Pratchett, Lords and Ladies; »Die Erinnerungen daran befinden sich ganz oben in deinem Bewusstsein. Jeder kann sie sehen. Jeder, der einen scharfen Blick hat.«

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Tool | 15.05.22 | Mercedes Benz Arena

Noch tief erschüttert von der Konzerterzählung einer Freundin zur selben Location – in der Nachos und andere sinnintensive das aufmerksame Zuhören unterminierende Darreichungen eine unerträgliche Rolle spielten – doch unter ungetrübt blauen Himmel bewegen wir uns via Autobahn gen Berlin. Kalauervibes, toole T-Shirts (E.), und – im Hinblick auf die in München nicht aufgetretene Vorband Brass Against – Blas-phemie (P.). Mich nehmen nach Wittenberg/Dessau zunehmend gelb leuchtende mml. Ginsterbüsche in ihren Bann, sowie in der großen halbvertrauten Stadt rund um Friedrichshain & Simon-Dach vorbeiflattaternde Pieris. Die Gegend um die Warschauer Brücke subtil gewandelt, immer bebauter, schnieker doch dadurch auch austauschbarer, es könnten in beliebigen Städten die selben Gebäudeensemble stehen, alle Straßen so breit, Menschen, überall soviele Menschen. Doch rund um die Simon-Dach scheint die Welt noch stabil. Landen in einem thailändischen veganen Restaurant, Tourmeister S. wirkt zeitlich entspannt, bis er es nicht mehr ist, und wir mit vollem Magen zur Arena hasten. Allein für Tourischnappschüße von der Warschauer Brücke scheint noch Zeit sein. Der Einlass zieht sich ein wenig, doch irgendwann sind wir drin, schnell an den toolen T-Shirts vorbei, können der Vorband noch einmal winken, die covernde Blas-phemie haben wir leider versäumt und das Warten auf Tool beginnt.

. Da vorne, zwei Blöcke weiter trägt doch tatsächlich jemand Nachos vorbei . Wa-ahhh und hier nur einen Block weiter auch .

Das Konzert, Aufmerksamkeitsrangeln der Sinne. Visuelle Effekte, kaleidoskopische Mandalas durch die man eine Welt wie ein Eintauchen in bewegte 3D-Bilder betrachtet, im ersten Drittel zudem mehrschichtig, auch auf dem transparenten Rundbogenvorhang projiziert, intensives Lichtfarbleuchten, rote Welten, blaugrüne Welten wie ein Einfliegen in einen langen Wald, 70erquietschbunte Welten – wäre Tools Musik nicht die die sie ist sie würde darin untergehen. So verbindet sich alles zu einem epischen Ganzen voller Kulturbezüge. In den roten Welten kommt man nicht umhin durch die halbhockende Stehhaltung von Maynard James Keenan an Höllenkreisszenarien zu denken, dazu und dazwischen durchsetzt mit okkulten und fernöstlichen Symboliken. Nach dem Öffnen das Vorhangs kommen leuchtende Laserebenen und Flutgelichter hinzu, zaubernder Glitter der von der Decke schwebt, und ein magisch glimmendes Septagon.

. Neben uns setzen sich warme und intensive Geruchspartikel verbreitende Pommes .

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Jesse Ahern ::: Chuck Ragan | 13.05.22 | Conne Island

»… der große Saal war gefüllt mit dem Schweigen von Hunderten,
die den Atem anhielten. Buddys Finger bewegten sich.
Er spielte drei einfache Akkorde. Und dann sah er auf.

Hallo Ankh Morpork!

Klippe spürte, wie die Musik hinter ihm aufstieg und ihn
in einen Tunnel aus Feuer, Funken und Aufregung stieß.
Er schlug mit den Hämmern zu. Und es erklang
Musik Mit Steinen Drin.« – Terry Pratchett, Rollende Steine

Postmigräneaura. Der lange Weg durch die Stadt, schlafwandlerisch auf alten Pfaden, der Hinterhof voll entspannt wartender, plaudernder oder einfach seiender Menschen. In das Dunkel, es sind noch Seniorensitzplätze frei. Einfach. Wieder vertraut. Vorband, ein leichtes Wiedereinschwingen schrammenden Gitarrenklang mit kräftiger Stimmuntermalung zu hören. Mr Ahern sinnt über Livemusik, das Wichtigste auf der Welt, und vieles andere was ihn besonders die letzten zwei Jahre bewegte.

The Dictionary of Obscure Sorrows möge der Welt das Wort für das Gefühl etwas erst dann zu vermissen wenn man es wieder zurückerhalten hat geben.

Chuck Ragan und Band betreten zu Blues, Frauenstimme, die Bühne. Der große Saal ist gefüllt mit dem Begrüßungsjubel von Hunderten. Und es erklingt die Musik mit Chucks Stimme drin. Der Bassist scheint erst aus der Dark Star gefallen zu sein, bis sehr spät endlich die eigentlich darunter liegende Ähnlichkeitserinnerung sich aufdeckt, aus DS9, der Steinwandler. Hinter der Säule wird ein Tastenmann wiederentdeckt, Todd Beene. Die uneigentlichen Tasten haben Saiten die metallisch verzaubernden sphärisch wabernden Klang über das Gitarrenschrammen, das muntere Scheppern der Mundharmonika, den Bass, die Drums und Hr Ragans Stimme legen. Das Steelsaitenwabern und das Gitarren- und Bassklangplingen verschimmern in sehr faszinierender Weise gegeneinander. Das Zuhören wird weiter von vereinzelt gestreuten Arrangementabweichungen gefesselt. Hr Ragan übervoll Freude in seinem Wiedersehen mit dem Conne Island. Und voll Botschaft. Die Wichtigkeit des Lichts am Ende jedes Tunnels in all seinen Songs & im Leben, auch denen die aus der Düsternis kommen, was immer dieses Licht für jeden einzelnen sein mag. Seine Stimme steigt in allen Songs so alles ausfüllend hoch wie es in diesen Gemäuern zu erwarten ist.* Die Kette seiner Hits reicht für viele Zugaben lang, wie in einem Rausch treiben sie vorbei. In jedem Mal ein Wiedererkennen und Erinnern, auch diesen Song gab es ja noch. Und auf den Ohren ist es nur ganz wenig dumpf. Und das lang ungewohnt ausdauernde Klatschen tut nur ganz wenig weh. Zurück durch die Nacht, die Stadt, voll Menschen.

– Slippery past 2008 2009 1018
* vgl. Shawshank Redemption

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le guin ::: aus zeit gemacht

»Shevek jedoch konnte mit Dramen nicht viel anfangen. …. erst in diesem zweiten Jahr in Abbenay entdeckte er – endlich – seine Kunst: die Kunst die aus Zeit gemacht ist. Jemand nahm ihn mit in ein Konzert des Musiksyndikats.«

(Ursula K. le Guin, Freie Geister)

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knausgård ::: duskregnet – donny darko drømmeaktig

»himmelen var grå, duskregnet falt stille og nesten umerkelig … stemninge fra en drøm jeg hadde plaget meg« … en musikk tekst »… men donny darko drømmeaktig også« … i hvert fall fylle det han med stemninger fra den tiden da platen kom ut »… og så steg likesom den andre låten rett opp fra den første, jeg elsket den overgangen, noe steg opp i meg også da, og jeg slå hånden i luften flere ganger mens jeg tok noen langsomme steg rundt og rundt.«

(Karl Ove Knausgård, Min Kamp 5)

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Altin Gün | 6.2.20 | Conne Island

Alles auf die Seniorenplätze! Neben uns wird sehr hübsch zur Retrovordisco in Gestiken getanzt, in den Stücken gibt wie in einem Kaleidoskop viel neues zu entdecken, die Erinnerung birgt ein Muse’sches Flackern, innerhalb der Vielzahl anderer Elemente die sich in den psychedelischen Schlager einfinden, aus den Tasten winden sich unwahrscheinliche Töne, alles trommelt, glitzert, und schellt – eine ganze Welt. Mehr Altin Guen.

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Okta Logue | 17.11.19 | Naumanns

Vorband. Suzan Köcher’s Suprafon sehr stimmungsvoll einstimmend. Die Atmosphäre und das Selbst entspannt sich in Reminiszenzen an Air, Au Revoir Simone, Moon Duo auch, vermeint sich im Road House, der Raum dunkel, die Bühne neblig, und auf ihr eine Band, die auch Hr. Lynchs transzendierenden Musikgeschmack wie von Traum vernebelter Wahrnehmung sehr gut treffen würde. Metallsaiten, Schellenkränze, Rasseln, Schlagbläche und wie im Traum vernommene Stimmen hallen von sehr metallhaltigen Canyonwänden wieder.

Und dann, der kleine Laden, und wie die Musik ihn ausfüllt. Im Nachhinein erinnert es an Jenniferever in der Mule. Noch mehr Nebel, ein Musiker beklagt sich dass er sein Instrument kaum noch sieht. Die Musik umschließt einen. Intensive Mimik und ebensolches Gitarrenspiel wieder untrennbar miteinander verbunden. Musik aus den 70ern aber mit glänzend neuem Klang. Wieder eintauchen in Okta Logue …

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