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thoreauvian ::: so fließt das Leben eines Menschen

»Mein Leben wird auf niemanden warten … wie der Bergfluss wird es sein eigenes Bett graben, das auch durch die längsten Bergketten und flache Prärien letztlich nicht vom Meer ferngehalten wird. So fließt das Leben eines Menschen und wird das Meerwasser erreichen.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)

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Traumthesen ::: das Gehirn passt sich an

»als ich aufwachte … mein Kopf war halbwegs aufgeräumt. Viele der neuen tags zuvor aus allen Richtungen auf mich einstürzenden Ideen, Ereignisse, Personen, Bilder waren verstaut worden, wie Blätter, die man aufgerollt und in Sortierfächer gesteckt hatte. Wirklich erledigt war natürlich noch nichts. … doch in der Zwischenzeit hatte mein Gehirn sich verändert und auf die neue Form meiner Welt eingestellt. Ich vermute, dass wir deshalb nichts anderes tun können, während wir schlafen: das ist die Zeit in der wir am härtesten arbeiten.«

(Erasmas in: Neal Stephenson, Anathem)

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thoreauvian ::: zerstreut beschäftigt über Ablenkung und Vergnügen

»Auf der Straße werden wir am häufigsten abgelenkt, aber Vergnügen haben wir in unseren Zimmern. … Wir können von einem Vergnügen abgelenkt werden, und durch eine Ablenkung Vergnügen haben. Oftmals wird eine Ablenkung zu unserem Vergnügen und unser Vergnügen zu unserer Beschäftigung.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)

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auf alten Wegen ::: auf sich selbst zurückfallen

Ein spanisches Palindrom das es in sich hat »la ruta nos aportó otro paso natural – der Pfad führt uns zum natürlichen nächsten Schritt.«

Und noch mehr hat es in sich, was Hr. Macfarlane dazu zu sagen hat »Die chiasmische Struktur verdeutlicht auf kluge Weise die Transformation, die der Pilger durchläuft, wenn er zu seinem Ursprung zurückkehrt und sein Geist wieder auf sich selbst zurückfällt. Er bleibt scheinbar unverändert und vollzieht zugleich einen tiefgreifenden Wandel.«

(Robert Macfarlane, Alte Wege)

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Jaye Jayle ::: Emma Ruth Rundle | 3.12.17 | UT Connewitz

»wir durchfuhren geräumige Dunkelheit, wie der Philosoph William James es einmal nannte«*

(Robert Macfarlane, Alte Wege)

Der Weg führt durch ins Gesicht wehenden und wirbelnden Neuschnee mit einem kleinen Umweg ins UT. Zestglücklich sitzen wir schließlich an den seitlichen Sitzen, umfangen vom gemütlich wartenden Dunkel im sich zunehmend mit Menschen füllenden Saal, dessen Schönheit auch an diesem Abend ausgiebig und mehrmals gewürdigt werden wird. Umfangen von diesem heimeligen prä-Konzert-Gefühl, und der Frage, wie sehr vielleicht nicht nur Landschaften das eigene Leben und Selbstsein prägen, wie Robert Macfarlane es in Alte Wege beschreibt, sondern auch dieses gemeinschaftliche Gathering, Menschen die sich abends entspannt versammeln, um live Musik zu hören.

Jaye Jayle beginnen mit einzelnen, alles durchdringenden, schlagenden Tönen, die – beide mit Schlagzeug ausgestatteten Musiker zeigen sich im suchenden Blick mit dem Aufeinanderklacken von Holzstäben beschäftigt – von keinem der beiden Schlagzeuge kommen. Es ist der Bassist, der diese satten Schläge setzt, um die sogleich ein dicht durchdrängtes Klima aus an Nick Cave erinnernden Gesang, urgewaltigem Rhythmus, Schüttelklängen, triefendem Blues, und einem durch Musik und Mensch hindurchgehenden tief vibrierenden sirenenaufjaulendem Spezialgeräusch geschaffen wird, der Gesang zwischen nahezu geflüsterten Beschwörungen und daraus emporsteigenden Schreien wechselnd, die schwer auf allem lastende Spannung durchbrochen von kurzen Atempausen, in denen einzelne Instrumente etwas zurückweichen, und darin sanft eingestreuten weichen backing Vokals und meditativ anplingenden Klängen und Weisen Raum geben.

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thoreauvian ::: musik schielt unter die lider der zeit

»Die gesamte Romantik meiner jugendlichsten Antriebskraft ist in Musik enthalten. Wie in unserer Kindheit sind wir von Himmel umgeben. … Musik verwandelt meine einzige wirkliche Erfahrung in einen Traum und lässt den Glauben so dehnbar werden, dass nur das Unglaubwürdige ihn befriedigen kann. … sie ist ein ungelebtes Leben, ein Leben jenseits des Lebens, worin schließlich meine Jahre vergehen werden. Ich schaue unter die Lider der Zeit.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)

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thoreauvian ::: knirschen der erdachse & gerassel der träume

»Wir können uns vorstellen, dass dieser Wirrwarr von Philosophie – Literatur und Religion – der auf den Kanzeln – in Vortragsälen und Salons zu hören ist – durch das Universum tönt – und ein so allumfassendes Geräusch ist wie das Knirschen der Erdachse. – Doch wenn ein Mensch schläft, wird er das alles zwischen Sonnenuntergang und -aufgang vergessen. Das ist das drei Zoll weite Schwingen eines Pendels im Schrank. – Das der große Puls der Natur deutlich und in jedem Augenblick erbeben lässt. – Wenn wir unsere Augenlider heben – und unsere Ohren öffnen – verschwindet er – mit Rauch und Gerassel, wie die Waggons auf dem Gleis.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)

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thoreauvian ::: walden pond und vor sich hin wesen

»Seine Geschichte west im Dahingleiten seiner Wogen, in den gerundeten Kieseln an seinem Ufer und den an seinem Rand gewachsenen Kiefern. …

… er ist nicht müßig gewesen, obwohl er so sesshaft ist wie Abu Musa – der sagt, dass »still zu Hause zu sitzen der himmlische Weg ist. Das Hinausgehen ist der weltliche Weg«.
Doch ist der Teich durch sein Verdunsten und auf tausenderlei unvorstellbaren Wegen so weit gereist wie irgendwer sonst.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)

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Pessoa–de Campos ::: sich selbst erlügen

»Das Leben, das ich lebe – o – ist das Leben, das ich mir erlüge.«

(Fernando Pessoa/Àlvaro de Campos, Poesie und Prosa)

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rund ::: Sartre, Fußball, Sinn

»Wie Sartre 1943 in seiner Rezension des Fremden schrieb, zeigen phänomenologische Grundprinzipien dass jede Erfahrung einen Sinn in sich trägt. … Schaue ich mir ein Fußballspiel an, sehe ich es als ein Fußballspiel und nicht als ein bedeutungsloses Hin- und Hergerenne von Leuten, die mit den Füßen gegen einen runden Gegenstand treten. Wenn ich das Geschehen auf diese Art beschreibe, gebe ich keine essentiellere, wahrheitsgetreuere Beschreibung des Fußballspiels. Ich unterschlage vielmehr den Sinn dessen, was ich sehe: nämlich ein Fußballspiel.«

(Sarah Bakewell, Das Café der Existenzialisten)

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thoreauvian ::: waldgesellschaft

»Gesellschaft scheint sehr natürlich und einfach — kann ich nicht einfach unter Menschen spazieren wie im Wald? Ich werde überall mit sanften Blicken und Worten begrüßt und es kommt mir vor, als würde die Dachrinne triefen und ich hörte rings um mich das Rauschen schmelzenden Schnees.

… meine letzte Bastion ist der Wald.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)

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traumverfangen ::: orwell-proust-morph

»»Ich habe geträumt–« begann er und stockte. Es war zu kompliziert es in Worte zu fassen. Da war zum einen der Traum selbst; hinzu kam eine mit ihm verknüpfte Erinnerung, die in den ersten Sekunden nach dem Erwachen in ihm aufgestiegen war. Er legte sich mit geschlossenen Augen zurück, noch immer in der Traumszenerie verfangen.«

(George Orwell, 1984)

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PGI | machen Sie nur weiter

… Karl Jaspers, schreibt »Husserl einen begeisterten Brief, gestand aber, dass er eigentlich nicht klar wisse, was Phänomenologie sei. Husserl schrieb zurück: »Sie üben die Methode ausgezeichnet aus. Machen Sie nur weiter. Sie brauchen gar nicht zu wissen, was sie ist. Das ist in der Tat eine schwierige Sache.« In einen Brief an seine Eltern äußerte Jaspers die Vermutung, Husserl wisse selber nicht, was Phänomenologie sei.«

(Sarah Bakewell, Das Café der Existenzialisten)

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PGI | pflanztrunken

»Die Hitzewelle kam, und die Pflanzen standen lallend und singend in ihrem Beet.«

(Maarten ‘T Haart, Die Grüne Hölle)

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Träume und Menschen ::: klebriger Morast

»… befreite sich Sham aus dem klebrigen Morast seiner Träume & ganz, ganz allmählich fand er die Kraft, den Arm zu heben & mit den Fingerspitzen ein Augenlid hochzuschieben.«

(China Miéville, Das Gleismeer)

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