thoreauvian ::: luftmeer, rippelmarken auf schnee
Schneewehen als Studienobjekt, ihre Philosophie und Poesie. »Rippelmarken die das Luftmeer auf dem schneebedeckten Boden schafft.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)
Schneewehen als Studienobjekt, ihre Philosophie und Poesie. »Rippelmarken die das Luftmeer auf dem schneebedeckten Boden schafft.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)
Oktarin, die Achtfarbe. »… hervorgerufen von Licht, das langsam und träge durch ein thaumaturgisches Feld sickert, glühte durch Körper, Regale und Wände. Andere Tönungen verschwammen und flossen ineinander, so als gieße jemand ein Glas Gin über das Wasserfarbengemälde der Welt.«
(Terry Pratchett, Das Erbe des Zauberers)
Rückblende, die Direktorin und Whitby, das erste Mal über der Grenze. Durchschreitung des Tors, eine Art Druck, schwarzer Horizont, Sternschnuppen, »deren Schweife so voll und weit über den Nicht-Himmel leuchten …«, Schwanken, Schwindel, »deine Gedanken schwirren hin und her, und zwischen ihnen blitzt etwas Unbekanntes auf, das du nicht identifizieren kannst.« Will für immer in diesem Korridor der realen Welt und Area X bleiben. … gegen Ende das Gefühl durch hüfthohes Wasser zu waten, intensives wirbelndes Lichttor weit vor dir, »und es wird auch Zeit, denn bei all deinem stoischen Schreiten beginnt Whitbys Traumzeit auch auf dich überzugreifen, macht dich glauben, das Dinge in dich hineinsehen,« verliert jedes Gefühl für sich, ob sie geht oder steht, wo sie ist, und plötzlich fällt der Widerstand weg, und sie taumeln durch das Tor hinaus nach Area X. Sie ist wieder zu Hause, und der Himmel strahlend blau, und die Luft strahlend frisch …
(Jeff VanderMeer, Southern Reach III)
»… es folgte jene Art von beständig brummender Stille die man nach ohrenbetäubenden Lärm als eine Art Erlösung empfindet, und als das aktinische Grellen verblasste, schien es in der Küche stockfinster zu sein.»
(Terry Pratchett, Das Erbe des Zauberers)
… auf so wie vielen Konzerten
Erst über etwas vollkommen anderes schreiben und dann themenvergessen mit dem Satz schließen »… im Winter kann der Botaniker Flechten untersuchen.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)
»Ganz nebenbei wollen wir uns wieder daran erinnern, an welcher Stelle des allumfassenden Waldes wir uns befinden: dieser Teil besteht einfach nur aus Bäumen.«
(David Foster Wallace, Die Entdeckung des Unendlichen)
»Ich fürchte dass es den Geist vollständig verwirren kann, wenn ich viel oder zu berühmten Orten reise. Denn ich bin sicher, dass das von uns zu Hause Beobachtete, wenn wir überhaupt etwas beobachten, bedeutungsvoller ist als das in der Fremde Beobachtete. … beim Reisen beobachten wir in gewissen Maße die Ereignisse des Körpers, doch was wir zu Hause sitzend beobachten sind in gleichem Umfang Phänomene des Geistes selbst. Eine durchwachte Nacht wird ebenso viel Denken bringen wie eine lange Reise.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)
… bei den Philosophen. Copolymer erzählt die Geschichte des Tsortanischen Krieges. »… ein Pferd. Oder vielleicht ein Küken. Himmel, gleich vergesse ich meinen eigenen Namen! Der Soundso kam auf die Idee, der Hinker. Ich meine den Kerl, der dauernd hinkt. Mit den Beinen, um genau zu sein. … Soundsos Rüstung glänzte wie eine glänzende Rüstung … es ging ganz schön rund. Bei dem Kampf meine ich. Ja, es hätte nicht kämpfiger zugehen können.« → vgl. Stephensons Mars-Olymp-Bücher. All die vielen Namen und Beschreibungen von Rüstungen, über und über aufeinandergestapelt. Und dann erzählt es jemand mit schlechtem Gedächtnis nach. … Der Erzähler schläft schließlich ein, »Magie, sagte Xeno, reinste Magie. Jedes Wort eine Troddel am Baldachin der Zeit. … – mich erstaunt immer wieder dass er sich an alle Einzelheiten erinnert, murmelte Ibid.«
(Terry Pratchett, Pyramiden)
»Irgendwann zerrte reine Erschöpfung Körper und Geist in eine Zone die an den Schlaf grenzte, und es dauerte nicht lange, bis seltsame Bilder ins Unterbewusstsein strichen. … [träumt von sieben fetten und sieben mageren Kühen, und von einem Mann der mit Pfeilen auf Schildkröten schießt ... sein Kumpel Schelter bringt ihn mit dem Schiff seines Vaters nach Hause, das den Weg in das Delta von Djelebeby verdächtig leicht findet, beschließt als Pharao regelmäßig Patrouillen in den Sumpf zu schicken] … plötzlich verharrte er im lehmbraunen Wasser. Er hatte alles gewusst. Er erinnerte sich an einen Arthur der von Möwen, Flüssen und Brotlaiben erzählte, aus denen grüne Halme wuchsen – als Teppic aus seinem tranceartigen Schlaf erwachte, zitterte das Gefühl in ihm, einen kostbaren Schatz verloren zu haben. Die überaus bedeutsamen Erkenntnisse eines realen Traums verflüchtigten sich mit der Rückkehr einer realeren Realität. Ja, er hatte alles gewusst. Doch als er sich daran zu entsinnen versuchte, tropften die Reminiszenzen aus seinem Kopf, wie Wasser aus einem lecken Eimer.«
(Terry Pratchett, Pyramiden)
»Wir trafen uns meistens am Abend. Er liebte die Dämmerung. Das Licht, sagte er, sei dann traurig und freudig zugleich. Es trauere um den Tag, der vergangen, es freue sich auf die Nacht, die angebrochen sei. …
… [er fängt an nicht mehr aus seinem Zimmer zu gehen, die Eltern abwechselnd besorgt, missmutig, verzweifelt, und je nachdem hatte ihr Klopfen einen grauen, schwarzen oder weißen Klang], es färbte die Stille die mich in sich eingesogen hatte und die der Stille eines dunklen Waldes glich. Man geht einen gewundenen Pfad entlang. Schwankende Baumkronen, die Sonne fällt schräg durch die Äste. In ihren Strahlen flirren Spinnweben, zarte Gebilde aus Traumfäden. Man denkt: wie still es hier ist. Und erkennt schon im nächsten Moment, dass man sich getäuscht hat. Die Stille des Waldes ist eine erfüllte Stille. Sie ist erfüllt von den Stimmen der Vögel, dem Knacken von morschen Holz. Die Käfer brummen. Ein müdes Blatt wirbelt herab. Wie ein Lied …
… ob ich noch schreibe? Undenkbar, es nicht zu tun. Gerade in der finstersten Nacht waren die Wörter leuchtende Kieselsteine. Das Licht des Mondes und der Sterne, sie hatten es eingefangen und strahlten es wieder aus. Ein Wort war darunter das besonders hell leuchtete. Das Wort von der Einfachheit. … ich möchte so schreiben, wie dieses Wort leuchtet. Über die einfachsten Dinge möchte ich schreiben. … bald bricht die Dämmerung herein. Der Tag rutscht mit der Sonne in die Nacht.«
(Milena Michiko Flašar, Ich nannte ihn Krawatte)
»Kühle kondensiert den Tau und klärt die Luft. Die Stille erscheint tiefer und bedeutungsvoller. Jedes Geräusch scheint aus einer größeren Nachdenklichkeit in der Natur zu kommen, als hätte sie Charakter und Geist gewonnen.« Grille, Gewässer, rauschender Wind, in Bäumen, er empfindet unbändige Freude dabei. Goldzeisig, zieht zwitschernd durch den düsteren Tag. »…könnte ich nur so leben dass es keinen oberflächlichen Augenblick in meinem ganzen Leben gibt!» Malt es sich in vielen Beispielen aus. »… habe ich die Gelegenheit für die Lebensflut dankbar zu sein, die mich überströmt.» Herbstblumen, darunter eine, die ein blassblauer Lippenblütler ist, Trichostema dichotomum, über dem Sand, mit einem starken wermutartigen Duft der zur Jahreszeit gehört. Taubenflügelflattern. Dankt Gott, nichts von allem hat er verdient, und doch wird er erfreut, alles wird zu seinem Entzücken vergoldet und Festtage bereitet. »Es scheint mir, dass ich eher für meine Erwartungen belohnt werde, als für irgendetwas das ich tue.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)
Wer bereit dafür ist sich an der Natur zu erfreuen, wird sich freuen. So einfach.
»Solche ausgesuchten Erfahrungen niederschreiben, dass meine eigenen Schriften mich inspirieren können und ich schließlich aus Teilen Ganzheiten machen kann. … Gefühle und Gedanken, die alle Menschen mehr oder weniger haben, dem Vergessen zu entreißen und festzuhalten. Möge die Betrachtung des unfertigen Bildes seine harmonische Vollendung anregen. … Jeder Gedanke der begrüßt und aufgezeichnet wird, ist ein Nestei, neben den weitere Eier gelegt werden. Zufällig zusammengewürfelte Gedanken werden zu einem Rahmen, in dem es möglich ist, mehr zu entwickeln und zu zeigen. Vielleicht besteht der Wert der Gewohnheit des Schreibens, des Tagebuchschreibens, hauptsächlich darin – dass wir uns an unsere besten Stunden erinnern … meine Gedanken sind meine Gesellschaft. Sie haben eine gewisse Individualität und Besonderheit, ja, Persönlichkeit. Nachdem ich ein paar zusammenhängende Gedanken zufällig aufgezeichnet und nebeneinandergestellt habe, legen sie ein vollständiges neues Feld möglichen Arbeitens und Denkens nahe. Gedanke zeugte Gedanken.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)
17. August 1851. Ein paar kühlere Tage. Bemerkt dass die Kühle das Denken konzentrierte. Was zu drei Seiten ohne Absatz führt. Wünscht sich mehr Nachdenklichkeit, denkt sie tut ihm gut. »Warum sollte Nachdenklichkeit mit Traurigkeit verwandt sein? Es gibt eine gewisse fruchtbare Traurigkeit die ich nicht meiden sondern eher ernsthaft suchen möchte. Sie ist entschieden freudvoll für mich. Sie bewahrt mein Leben davor trivial zu sein. Mein Leben fließt in tieferer Strömung und nicht mehr als flacher murmelnder Fluss, der durch die Sommerhitze ausgetrocknet und eingeschrumpft ist.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)
Hochgelegene Weiden, Gras so trocken wie Heu. »Der Umlauf der Jahreszeiten stockt keinen Augenblick lang und daher verweilt die Natur auch nicht länger auf ihrem Höhepunkt als auf irgendeinem anderen Punkt. Wenn man nicht im richtigen Augenblick nach draußen geht, kann der Sommer vorbeiziehen, ohne dass man ihn gesehen hat.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)
14. Januar 1852 – »Ich mag es, jetzt einen Haufen dunkel-rötlichen Wiesenheus anzuschauen, voll Farn und anderer Wiesenpflanzen der gröbsten Sorte. Meine Einbildungskraft sorgt für das Grün und Wiesensummen. Welch ein Sommermemento ist solch ein Heuhaufen! Im Winter neben einem mit Schnee bedeckten Heuhaufen stehen, durch den die trocknen Wiesenpflanzen hervorlugen! Und doch überleben unsere Hoffnungen.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)