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le guin ::: normal denkend fliegen können

wieso wurde auf Winter nie ein Flugzeug erfunden? »Wie soll ein normal denkender Mensch je darauf kommen, dass er fliegen kann, erwidert Estraven streng.« Genly sieht es ein, auf der Welt Winter gibt es kein Lebewesen das Flügel hat.

(Ursula K. le Guin, Linke Hand der Dunkelheit)

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le guin ::: Ausmörteln zu Ende bringen

… das Musikinstrument Gossiwor wird nur in der Gegenwart des Königs gespielt. Trauriges Gebrüll. »Vierzig von Ihnen, zusammen gespielt, erschüttern den Verstand jedes Zuhörenden, erschüttern die Haustürme von Erhenrang, schütteln die letzten Regentropfen aus den windgetriebenen Wolken. Wenn dies die königliche Musik sein soll, dann ist es kein Wunder, wenn alle Könige von Karhide wahnsinnig sind.« Zeremonie, der König fügt einen Schlussstein auf einer Brücke ein. Und macht es ordentlich. »In Karhide darf man nicht ungeduldig sein. Die Menschen hier sind zwar alles andere als phlegmatisch, aber sie sind hartnäckig, sie sind ausdauernd, sie bringen das Ausmörteln von Steinfugen zu Ende. … Noch während ich dies denke, verdunkeln die Wolken die Sonne, und kurz darauf zieht ein dünner, aber harter Regenschauer den Fluss herauf, durchnässt die Menschen auf der Uferstraße und trübt den Himmel … dann schließen sich die Wolken endgültig … der Fluss färbt sich bleigrau …«

(Ursula K. le Guin, Linke Hand der Dunkelheit)

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woolf ::: farbe fließt zurück

Jakob liest, »das Buch auf den Boden legend, begann er, wie inspiriert von dem was er gelesen hatte, Notizen zu machen … Geschreibsel auf denen ein Lebenswerk fußen kann; oder auch, es fällt zwanzig Jahre später aus einem Buch, und man kann sich an kein Wort davon erinnern.« … Sommerzeit. Höhepunkt der Saison. Mit elektrischem Licht übersäte Platanen. »… und Vorhänge die das Zimmer noch vor dem Morgengrauen bewahren. Menschen murmeln noch einmal das letzte im Treppenhaus gesprochene Wort vor sich hin, oder lauschen angestrengt durch ihre Träume hindurch auf die Stimme des Weckers.« Draußen Insekten, und eine Spinne eilt rasch eine Kerbe in der Rinde empor. … vergleicht die Netzwerke der Natur mit denen der Stadt …

»aber die Farbe kehrt zurück; fließt die Stengel des Grases hoch; bricht in Tulpen und Krokusse aus; überzieht die Baumstämme mit Streifen; und erfüllt das zarte Gewebe der Luft und die Gräser und Tümpel.«

»… trug sie die verzückte Miene jemandes, der an einem Sommernachmittag durch Menschengewimmel streift, wenn die Bäume rauschen, die Räder gelb schwirren und der Tumult der Gegenwart wie eine Elegie auf vergangene Jugend und vergangene Sommer scheint, und in ihrem Gemüt mache sich eine seltsame Traurigkeit breit, als zeigten sich Zeit und Ewigkeit durch Röcke und Westen, und sie sah Menschen tragisch in ihr Verderben rennen.«

(Virginia Woolf, Jakobs Zimmer)

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thoreauvian ::: schmetterlinge im kopf

»Der Vormittag ist lichtvoller.« Schmetterlinge auf Blüten selbst wie Blüten. Sehnt sich nach verschlängelten Straßen die von den Städten wegführen, »wo man vergißt in welchem Land man unterwegs ist … wo mein Geist frei ist … wo dein Kopf mehr im Himmel ist als deine Füße auf dem Boden sind … Wanderer [die] weiterziehen und dich deinen Gedanken überlassen … wo du ohne die geringste Behinderung gehen und denken kannst, da es nichts gibt, an dem das Fortschreiten zu messen ist …« usw. usf. beschreibt in variationsreichen Details Orte an denen sich seine Gedanken ausdehnen, oft sind es spezielle Orte, versucht herauszufinden, welcher Einfluss aus ihnen diese Orte ausmacht. Ein Wegweiser ist umgefallen und zeigt zu einem Sudbury in den Wolken, bedeutsam. »dort kann ich gehen und das verlorene Kind das ich bin zurückgewinnen …«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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seethaler ::: so schön getorkelt

»… ich wäre gerne über die Felder gezischt wie die Schwalben. Oder wenigstens über die Felder getorkelt wie die Schmetterlinge. … Das ist so schön, da möchte man fast an Gott glauben. Aber das bringt einen auch nicht weiter. Die Schönheit der Schmetterlinge braucht keinen Gott. Es gibt sie ja wirklich.«

… sieht nachts ihr Kind an. »Ich weiß nicht warum sich alles was ich in Ruhe tue, immer wie Abschied anfühlt.«

(Robert Seethaler, Annelie Lorbeer in: das Feld)

→ weil man das ganze Leben irgendwie Abschied nimmt? Sich vom Leben verabschiedet indem man es in Vollkommenheit auslebt?

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montaigne ::: in uns selber doppelt

Notiz zu den Anmerkungen »… gewissermaßen in uns selber doppelt …«

(Sarah Bakewell, Wie soll ich leben? – oder das Leben Montaignes
in einer Frage und zwanzig Antworten)

… bspw. Körper & Bewusstsein, das Sein & das auf das Sein (aufmerksam) gewordene Sein.

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montaigne ::: gleichbleibend

»Ich bleibe fast immer in derselben Verfassung, wie es für schwere und träge Körper kennzeichnend ist.«

(Sarah Bakewell, Wie soll ich leben? – oder das Leben Montaignes
in einer Frage und zwanzig Antworten)

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woolf ::: Arabesken und Bögen in einen Teich der Nachdenklichkeit aufgelöst

»Auf einmal wurden aus den leeren Stufen vor dem Salon, dem Volant des Sessels drinnen, dem jungen Hund, der auf der Terrasse herumtollte, dem ganzen Gewoge und Gewisper des Gartens so etwas wie Bögen und Arabesken, die sich üppig um ein Zentrum völliger Leere entfalteten.« Will Hr. Carmichael fragen, wie er sich alles erklärt. »… denn die ganze Welt schien sich zu dieser frühen Morgenstunde in einen Teich der Nachdenklichkeit aufgelöst zu haben, ein tiefes Becken der Wirklichkeit, und fast konnte man sich ausmalen, wie, hätte Mr Carmichael gesprochen, ein kleiner Riss durch die Oberfläche des Teiches gelaufen wäre.«

(Virginia Woolf, der Leuchtturm)

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thoreauvian ::: festzustellen wann das Gras wogt

von wogendem Gras kann man erst im Juni sprechen, »wenn die Frösche träumen, und das Gras wogt, und die Butterblumen ihre Köpfe hin und her schwenken und die Hitze dazu verleitet in Teichen und Flüssen zu baden, dann hat der Sommer begonnen.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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thoreauvian ::: aufstehen ohne Morgengedanken zu verschütten

»Vor dem Erwachen heute Morgen hatte ich einen Gedanken. Ich bemühte mich ihn fest im Sinn zu behalten, nachdem ich bei Bewusstsein war, doch, auf dem Rücken liegend, bezweifelte ich, dass mein Geist ihn erfassen könnte, wenn ich aufrecht stünde. Ein schwierigeres Kunststück, aufzustehen, ohne seine Morgengedanken zu verschütten …«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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thoreauvian ::: Tag erleuchtet keineswegs

Juli 1851, 2. Juli. Frischer, kühler Sommermorgen, Great Meadows haben eine leicht bläuliche, neblige Färbung, an anderen Stellen einen eisgrauen Schimmer. Von Grashalmen reflektiertes Licht, ein Grasmeer, eisgrau von Licht. »Bis jetzt hat es noch kein Mäher entweiht … Meilen wogenden Grases schmücken die Erdoberfläche. … [Gras wächst bemerkenswert rasch. Woche zuvor war es ihm noch kaum aufgefallen, also nicht im Weg, und nun, steht es hoch und wogend auf den Fluren, so dass er: auf die Straße ausweichen muss!] … Man weiß kaum dass es gewachsen ist … [geht nach vielen Nachtspaziergängen nun wieder tagsüber. Findet keinen überragenden Vorteil darin.] … Ich sehe kleine Gegenstände besser, doch erleuchtet mich das keineswegs. Der Tag ist banaler … [Banause! … bewundert dass nach wolkigem Wetter die Sonne nur nach und nach, abgestuft, hervorkommt, um den Pflanzen nicht zu schaden ... → könnte nicht behaupten dass dem durchweg so wäre].«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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thoreauvian ::: Nachtgesang der Erde, zu Körpern gewordene Rülpser

11. Juni Mittwoch. Sommernachtspaziergang längs der Eisenbahn. Wunsch nach gelben, trüben, traumhafteren Licht wird erfüllt. Erkennt »anhand der Schatten, welche die Unebenheiten der tonigen Sandböschung im Eisenbahndurchstich warfen, das es notwendig war, Gegenstände ebenso bei Mondschein wie bei Sonnenlicht zu sehen, um einen vollständigen Begriff von ihnen zu haben … [Erinnerungen in wärmeren Luftschichten vom Tag, von Arbeitern und Bienen, und Vergleich von Klang des Nachtfalkens der sich nicht so flüchtig wie am Tag verliert. Treidelt zur Stärkung seines Hörsinns ab] … wir werden zu Lauschern der ganzen Geschichte … [sein Weg führt weiter in kältere Regionen, mit viel Taudunst, der ihn] … dem Ursprung der Dinge näher … [zu bringen scheint, im kühlen Nebel] … liegt etwas Schöpferisches und Anfängliches … [und lässt ihn an Musik denken. Voller Freude über seinen Nachtspaziergang schließt er] … ah, dieses Leben das ich erfahren habe! Wie schwer ist es, sich an das zu erinnern, was am denkwürdigsten ist! … unsere geistige Seite nimmt eine deutlichere Gestalt an, wie unser Schatten, den wir uns begleiten sehen.«

… Schimmern des Mondes auf dem See, Wasserkäfer die hin und herflitzen, »und dabei Streifen oder Kurven aus Licht schaffen. … [nähert sich dann noch gedanklich einer physikalischen Gesamtbetrachtung] … wenn es ebenso viele Augen wie von den Wellen aufgewiesene Winkel gäbe, würde die gesamte Oberfläche so hell wie der Mond erscheinen … [außerdem, eine alte musikalische Eule, Laute träumender Frösche, ein Ochsenfrosch] … zu Körpern gewordenen Rülpser … [Rückweg, Felder voll vom] … alten, vertrauten, unsterblichen, geschätzten Grillengeräusch, wobei ich zuerst ein deutliches Zirpen vernahm; doch als dies aufhörte, gewahrte ich ein allgemeines Erdlied … [fragt sich warum wir nicht hören wenn es im Frühling beginnt oder im Herbst verlischt]«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

… man hört es wohl

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thoreauvian ::: geflügelte Feuerfunken & Nachtsein

»viele Menschen gehen bei Tag, wenige bei Nacht. Das ist eine grundverschiedene Zeit. Statt der Sonne: Mond und Sterne; statt der Walddrossel: die Falkennachtschwalbe; statt des Schmetterlings: Leuchtkäfer, geflügelte Feuerfunken! Wer hätte das gedacht? Welche Art Leben und welch kühler Bedacht wohnen in einem Feuerfunken an taufeuchten Stellen? … statt singenden Vögeln: das Quaken von Fröschen und der stärkere Traum der Grillen. Die Kartoffeln stehen gut im Wuchs, der Mais gedeiht, die Büsche ragen vage auf, und im Mondlicht sind die Schatten von Felsen und Bäumen und Büschen und Hügeln deutlicher als die Dinge selbst. Die kleinsten Unebenheiten im Boden werden durch den Schatten aufgedeckt … die Farne im Wald scheinen von tropischer Größe zu sein; die zwischen den Bäumen sichtbaren Teiche sind so lichtvoll wie der Himmel. … Die Wälder sind schwer und dunkel. Die Natur schläft. Die Felsen speichern die Sonnenwärme die sie den ganzen Abend über aufgesaugt haben.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)

… das Draußen in der Nacht vermissen, wie wehmütig klar es einem wird, wenn man diese so genaue kaleidoskopartig schillernde Zusammenschau an Nachtsein liest, doch auch glücklich, jeden dieser Sätze mit eigenen Erfahrungen empfinden können

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thoreauvian ::: übliche Grenzen des Lebens aufgelöst

»… warum nicht ein hartes und entschiedenes Leben führen, dem man nicht ausweicht, das voller Abenteuer und Arbeit ist, in dem man viel lernt, viel unterwegs ist, auch wenn nur in diesen Wäldern? Ich gehe manchmal über ein Feld von unerwarteter Ausdehnung und lang vermisster Größe, als gäbe es ein mir würdiges Feld. Die üblichen täglichen Grenzen des Lebens sind aufgelöst, und ich sehe auf welchem Feld ich stehe … [Spricht sich den nachmittäglichen Spaziergang vorausdenkend zu, weit umher zu schweifen und frei zu sein. Bis spät in die Nacht zu verweilen, unklug und wagemutig. Mit größerem Radius leben. Die Menschen kommen abends von ihrem nächsten Feld, der nächsten Straße zurück] … wohin noch die Echos ihres Haushalts dringen; und ihr Leben schmachtet und ist krank, weil es seinen eigenen Atem atmet. Ihre Schatten am Morgen und Abend reichen weiter als ihre täglichen Schritte … [Zitiert Milton, »vom Morgen zum tauigen Abend an einem Sommertag.«] … Vulcanos Sturz nahm einen Tag in Anspruch, aber unsere Bestrebungen und Leistungen füllen nur die Zwischenräume der Zeit.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)

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thoreauvian ::: graue unauffällige Tage berührend gespiegelt; Kühe

Ein Teich, seicht und mehr als halb eingetrocknet. Von einem Amphitheater niedriger Hügel umgeben. »… es berührt mich darin diesen grauen, so unauffälligen Tag gespiegelt zu sehen … diesen Spiegel, als wäre dort ein dauerhaftes Bild zu sehen … was würden diese Spiegelungen für die Kühe allein bedeuten … nicht bloß ein paar bevorzugte Seen oder Tümpel, die Bäume und Himmel spiegeln, sondern das finsterste Teichloch im ganz selten besuchten Tal tut das gleiche.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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