26. November 17
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
Der Hof des Conne Island ist mit froh plauderndem Konzertvolk gefüllt, voll von sommerlichem Draußengefühl, kühle Getränke in den Händen. Mit Mühe können wir unsere seit Stunden wartende Begleitung aufgrund dieses gegenteiligen Anscheins davon überzeugen dass es a…winterkalt ist, und das Drinnen aufzusuchen wäre. Die Ränge lassen wieder genug Platz für diesmal drei Senioren, der Blick zur Bühne ist für einen jeden durch den Pfosten in einer anderen Linie durchbrochen. Für mich geht der Pfosten meist zwischen das Seelenzwillingspaar Bent Sæther und Hans Magnus Ryan wie ein Spiegel, bei hervorragender Sicht auf alles was Taste ist, sowohl auf das zentralere Tastengeschehen rechts, als auch das nur gelegentliche am linken Bühnenrand.
Der Einstieg ein lässig lockerer Rocksound, der, wie auch die folgenden epischen Stücke mit erstaunlich geringer Aufmerksamkeitsdrift munter durchwippt werden kann. Auf der Leinwand taumelnde gezeichnete Wälder in dunkler Nacht, die durch sie hindurchfliegende Kamerafahrt eine sehr stimmige Begleitung der ebenso wie beschwipst glücklich vor sich hin treidelnden Stücke, im weiteren kreist sie um ein altes Farmhaus und einen kleinen Jungen. Es groovt und schrammt und plingt. Schon bald der Übergang in pfeifende, schallende, sirrend und flirrende Spaceopersequenzen, Mandalas entfalten sich auf der Bühne, balladeske arglos verträumte wie in halbschlafender Trance gesungene Intermezzi in siebziger-Jahre-Melancholie, Jazz, Dub-Jazz, elektronische Wirbel und wildes Orgeln, Slides und Gehämmer an den Tasten. Hin und wieder das Gefühl etwas, kurze Augenblicke nur, vom Unicorn zu erahnen, ein Song glänzt mit Posaune, abrupteste Wechsel und Brüche, Wendungen wohin das Ohr auch hört, immer sauber auf den Punkt gespielt wie man so sagt, mit dieser geradezu irrsinnigen Beherrschung ihrer Instrumente. Passagen psychedelischen Wahnsinns wechseln mit wiegenden besänftigendem Gesang, der von gitarrendichtem Sound eingeholt wird, das Lächeln fliegt einem wie aus dem Nichts ins Gesicht, irrglückselig, Stücke die eine Gitarre mit 2 Stegen unabdingbar machen, in einer andauernden rasant schnell gespielten Strecke wird allein durch das Zuhören Saitenstechen körperlich evoziert, ein Song erinnert an Highschoolrock a la Weezer, ein anderer im Gesang an frühere Foo Fighters, eine 2-Mann-synchrone-Tanzeinlage mit im Wechsel schräg nach vorn geworfenem Schwungbein wie sie Dead South nicht lässiger hätten bringen können erfreut Seele und Geist, es ist alles so kur-zweilig, Zugabe, ein Stück aus vielen, am Ende dieses grandios knätschige Jahrmarktpiano und Gesang, mehrstimmig, großartig. Das letztes Lied wie ein fade out, it feels good to feel again. Der Abschluss eines kleinen Seelenausflugs aus dem Alltag.
… ein möglicher Eintrag ins dictionary of obscure sorrows: mogwai: moments that are quiet, humble, thoughtful, touching, lucid, precise, full of melancholy, light, darkness, energy, mind drifting, soulful, blowing, thundering … all and everything at the same time. Their beauty is overpowering your self, the you vanishes in these moments. … this is mogwai
Das fürsorgliche Angebot des Täubchenthals bereits ab achtzehn dreißig Einlass zu gewähren, um lange Einlasswartezeiten zu minimieren, scheint in der winterzeitdunklen Nacht die niedrig über der weiten backstein- und holzwandumsäumten Teerfläche liegt, von vielen nicht wahrgenommen worden zu sein. Eine Warteschlange schlendert und trippelt gemütlich und in gelassen erwartungsfroher Stimmung dem Eingang zu. Innen der Geruch diverser auf niedriger Stufe Atmosphäre generierender Nebelmaschinen und ein hauchfeines Partikelwabern in der Luft durch das viele Menschen ihre Spuren ziehen. Zur Bar, zur Garderobe, Platz suchen unten, linke Bühnenseite, rechte Bühnenseite, Mitte scheint bereits undurchdringlich, nach oben, Klangcheck, nach unten nochmal vergleichen, wieder nach oben, eine glückliche Spannung liegt im Raum.
One Sunny Judgement Day
I lost Track Of Time (Baby Dee)
Vorgeplänkel. Am Einlass werden fürsorglich Ohrstöpsel gereicht. Auf einem Aushang neben dem Eingang ist zu lesen, dass das Tragen von Ohrstöpseln angeraten wird, ja, dass es vielleicht sogar unabdinglich sein könnte. Nach einem kurzen Besuch an der Bar, immerzu neue Biere im Land, eine angebotene Bierprobe wird jedoch abgelehnt, erklimmen die beiden Konzertbeobachter des PGI die seitlichen Ränge für Senioren, und ergattern den beliebten Aussichtspunkt mit diagonalem Blick am Pfosten vorbei auf die Bühne.
Zunehmende Verunsicherung welche Schallwellenamplituden zu erwarten sind, und ob die mitgeführten sensiblen Messgeräte durch die chemiebunten Batikohrstöpsel auch ausreichend Abschirmung vom Hauptwellensturm bieten werden, um die feineren Nuancen mitzeichnen zu können. In gleichzeitiger Spaltung des Seins fühlt man sich aber auch sehr entspannt. Diese disparate Seelenstimmung wird durch die Soundchecks der einzelnen Instrumente auf eine erste Zerreißprobe hin gereizt. Im Nachgang muss hier auch festgestellt werden, dass es ausnehmend schön war, das Korg einmal im vollsten Raumklang zu hören, den es diesseits und jenseits der Milchstraße gibt, ohne dass der Klang im allumfassenden Lärm aus allen Instrumenten aufgelöst wird.
Damals, 2017 war das. Ich weiß es leider nicht mehr als ob es gestern wäre. Aber das Gefühl, an das erinnere ich mich noch als wäre ich genau dort, in diesem Augenblick, mit Rocket from the Crypt und all ihren Fans. In einem der die Tanzfläche umgebenden Sitzgruppen des Saloons. Habe selten härter gesessen. Der Gin Tonic vor mir leuchtet. In Bearleans Creek war das. Da wo es immer regnet, wenn wir hindurchziehen. Festsaal Kreuzberg. Der Schuppen, im wörtlichen Sinn des Wortes, in dem vorher das White Trash Fast Food war. Die Zeit und die Läden vergehen. Doch die Szene bleibt. Das Gefühl ist tief im Innersten verankert. Diese schiere Freude die sich aus der Energie von Rock’n'Roll . Punk . Garage . und Gebläse in einem einzigen Rauschgefühl entlädt. Draußen rollt das Tumbleweed zum langgezogenen Ruf des Kojoten, der aus dem Canyon mitten in der Stadt herüberweht. Und hier drinnen, da steht dieser mitteilsame nette Mann auf der Bühne, und unterhält die ganze Stadt. Zwischendurch macht er mit seinen Freunden Musik. War heiß die letzten Tage. Die Vergangenheit sirrt und verschwimmt wie die Landschaft die man hinter den erhitzten Luftschichten in Bodennähe flimmern sieht. Vielleicht war alles auch ganz anders …
Im Dunkel der Bühne entfaltet sich ein silbriges Glitzern dass sich kreisend bewegt. …
Es schickt sich an prächtiges Festivalwetter zu werden! Noch ist der Himmel zwar bedeckt, die Luft schon angereichert mit Feuchtigkeit, aber abgesehen von einem nachmittäglichen Schauer ist das Wetter doch leider noch nicht anders als trocken zu nennen.
Am Panometer vorbei, eine kurze Erinnerung an das lunare Strahlen des Narrenturms in Wien, weiter zur Arena, im Näherkommen wird die von Weitem wahrgenommene Musik immer deutlicher die von von Talking to Turtles. Schnell durch den Einlass und gleichzeitig vom »Innen draußen« Eindruck des luftigen Gebäuderestes, unerwartet grasbedecktem Boden und dem durch dieses abgemauerte Rund schwebenden glücklich freien Klang aufgefangen.
Im weit ausgedehnten Innen nur wenige sich darin verlierende Menschen, dadurch noch mehr das besondere Gefühl der umgebenden Leere und Luft, ein kleines abgekapseltes Universum für sich.
Eine sanfte Stimme fliegt verträumt durch eine matt glänzende Welt aus bisweilen sphärischen dann schrammeligen aber dabei immer in sich ruhenden Klängen die mit elektronischen Einsprengseln versehen ist, und man befindet sich unmittelbar in der Welt von Rue Royal und ein bisschen in der von Spain, und auch Air und Kante scheinen dort zu schweben. Der Schlagzeuger gibt den ruhigen Pulsschlag dazu, und hin und wieder seine Stimme. Ein weiteres Gefühl kann erst benannt werden, als die Bühne für die Diamond Road Show zurechtgeschoben wird, und Binoculars ihre Plätze einnehmen. Das der Vertrautheit. Es ist die Stimme die auf dem Album Every Story True so zauberhaft als Gegenpart neben Digger Barnes erklingt.
Die Bühne des Theaters füllt sich mit soviel Band wie es zu Digger Barnes noch nie gab*, während in einem vor Spannung vibrierenden Moment die Leinwand mit einem sanften nicht hörbaren Wusch nach oben gleitet und diesmal den gesamten Hintergrund ausfüllt, und nicht nur ein über der Bühne schwebendes Fenster in das Universum der Diamond Road Show ist. Diese Leinwand auf der später irritierenderweise keine Schatten der Menschen die vor ihr sind zu sehen sein werden. Die Projektion von Pencil Quincys kleiner sich in einem Lichterkarrussel drehenden Welt voller angemalter Schnittfiguren wird offenkundig nicht an die Wand geworfen, sondern spielt sich auf ihr ab.
Das Täubchenthal ist angenehm mit Menschen gefüllt und im direkten Vergleich mit dem Haus Auensee einfach nur schnucklich klein. Wohlfühlgröße. Nach überlegendem Schlendergang oben auf der Galerie und unten durch den Saal fällt die Wahl des Standpunktes auf einen Platz weit vorne links außen, der unvermittelt ein Loch bis ganz vor die Bühne mit Stahlträgerlehngelegenheit offen lupft. Auf der Bühne werden diverse bodennahe Ventilatoren erspäht.
Husky Loops. Auf der neuen All Areas ist ein neues Lied von Franz Ferdinand** bei dem man nie und nimmer an Franz Ferdinand denken würde***. Aber Husky Loops klingen als könnten sie ein neuorientiertes, gitarrenkrachzugewandteres Franz Ferdinand**** sein. Blechernes Geschrammel, Fiepen, Knirschen, Knarschen, und noch verzerrtere Töne wechseln sich mit melodischen Gesangsmomenten und herben Riffs ab. Was an elektronischen Effektverzerrungen möglich ist, wird eingestellt, und ganze Songs in diesem Verzerrklang durchgespielt. Show Tunes. Crazy Tunes. Erinnerungen an Bul Bul, mit Ghinzu vermischt, im letzten Song könnte das Rohmaterial von System of a Down stammen, und in einem Lied stimmt der Sänger eine Art kontrolliertes Gackern in das Mikrofon. Metallwaleinsatz. Schrappende Slides. Druck. Dann geben wir alle diese Einzelzutaten nochmal in einen Mixer, und schalten ihn auf eine dieser Stufen die ein die Nerven zerlegendes hohes Schrappniergeräusch von sich geben. Ja, genau so! Hervorragend.
An einem sonnenschweren Nachmittag im baumgrünen Freisitz des Prager Frühling. Zestbedingt zu spät für den ersten Teil des Konzertabends, doch wird uns versichert dass es großartig war. Doch rechtzeitig für den Soundcheck von Yotam auf der winzigen vor pittoresk verfallener Mauer und großem Baum auf der einen, und blaubeblühtem Kräuterhang auf der anderen Seite umgebenen Bühne, um in Ruhe noch kurz alles in Augenschein zu nehmen, Strandstühle, Hunde, Kinder, entspannte Menschen überall.
Das Konzert erinnert an das im letzten Jahr in noch winterlicher Kälte, doch irgendwas an der Umgebung, scheint noch mehr die albernen und witzelnden Seiten Yotams hervorzuholen, und weniger die schwermütig Nachdenklichen. Und so besingt er mit seiner einzigartig fließenden Stimme seine, nach eigener Aussage, Lieblingsthemen, das Tourleben, Schweiß, Whiskey, Beziehungen, und baut dabei improvisierend den ein oder anderen Hund der gerade vor einem Kind sitzt und es anstarrt, oder sich an einem Tisch knapp vor der Bühne begrüßende Menschen mit in seine Songs ein, »Hi, nice to see you again«, die sodann ertappt bis verdutzt aufblicken, oder entledigt sich seiner Gitarre um mit einem Sandkasteneimer und entsprechender Schaufel gegeneinander schlagend nur vom dumpfen Hall dieses Rhythmusinstruments und dem Publikum begleitet seine Weisen weiter in die Welt zu singen. Es schrammelt wohlklingend, mit einer belebten Dosis Punk, und voller froher Laune. Kurz vor Zugabe holt er sich noch einen befreundeten Musiker mit nach vorne, und dann auch Rob Moir, der zur Improvisation gezwungen darüber singt, dass er schon weiß warum er vor Jahren damit aufgehört hat, aber darin brilliert indem er einen kleinen blonden Jungen in der Strandstuhlreihe ansingt, was er denn mal werden möchte, von diesem keine Regung im etwas bockigen Gesicht empfängt, und ihm dann eine Zukunft als Emo weissagt. » Weiterlesen
The Dead South betritt in aktueller Konzertkonstellation die Bühne des UT und sehen dort ausnehmend schmuck aus. Traveller Hats, weiße Hemden, Hosenträger, Manschetten, wucherndes Haupthaar, und die entzückend banjofunkensprühende schwarz bekleidete Eliza »Miss Mary« Doyle. Der Cellist Erik »Bonesaw« Mehlsen, a.k.a. Del Suelo, eröffnet die Show mit sonnenleichten, oft leicht jazzigen Gitarrenstücken als singender Schriftsteller, was die Suche nach Songtiteln sehr zu erleichtern scheint. »The next song is called chapter five …«. In der Mitte der Landpartie Nate Hilts und Scott Pringle. In Deutschland wird die Truppe wieder von Max Paul Maria begleitet, der mit schwer stimmgewaltiger Melancholie und diesmal ausschließlich mit bisweilen ordentlich lärmenden e-Saiten und zur Dylandiskussion gestellten Mundharmonika, sowie einer luftundurchlässigen wenn auch an den Ellbogen löchrigen Jeansjacke, die zweite mal krachende mal bluesjazzende Einstimmung in den Abend gibt, und im weiteren als Saitenjunge unermüdlich gerissene Saiten neu spannt und den Whistl zu good company leiht, da Del Suelo nicht so pfeifen kann wie Danny Kanyon.
Die Show ist wieder ein fröhlicher unwiderstehlich mitreißender tanztreibender Wirbel aus fliegenden, gezupften, geschrammten und plektrierenden Saiten, aus dem sich hin und wieder der Klang des gestrichenen Cellos mit aufreibender Schönheit erhebt, auf den Instrumenten rauholzig geklopftem Takt, knarrenden, hauchenden, jubelnden, weit wehendem Gesang, ekstatisch lässigen Tanzmanövern, Zeiten in denen es geziemend ist, um eines der Instrumente einen hervorhebenden Kreis zu bilden, und stampfenden Stiefeln. Das faszinierte Augenmerk fällt zu Beginn auf einen Bodenschellenring. Zu einem der neuen Songs wird zu Beginn und Ende sehr passend Unwetter eingespielt. Und im bisherigen Magnus Opus, dem mit fünfundzwanzig Minuten angekündigtem Gunslingers Glory, was ggf. aber auch den ein oder anderen Abstecher in zeitlos verstreichende Parallelwelten in denen sich das Rad der Zeit in anderer Geschwindigkeit, wenn überhaupt noch dreht, beinhalten muss, holt Miss Mary mit elegantem Schwung aus um mit Wucht auf eine silbrig glänzende Blechdose abgesetzte Schläge zu dreschen, was einen sehr kaizervollen Effekt erzielt. … und so dreht sich das Rad durch rhythmische Ausleihen aus Sirtaki, berückend stockenden Walzern, aussetzenden Takten osteuropäisch verklärter Wehmütigkeit hindurch gen Zugabe, um zu klären wie sehr man ein Saitenspiel beschleunigen kann, bevor das Universum voll Glorie daran zerschellt, seine Einzelteile wieder aufsammelt, und weiterdreht.
… nachdem Run on Sentence und Builders & the Butchers
die Gehörgänge fachgerecht zerlegt haben, wird
Käptn Peng morgen unser Gehirn aus-ein-
ander-schrau-ben. Das wird ein Spaß!
Auf dem Gelände des TV-Clubs betritt man durch einen holzgezimmerten Vorbau einen fürsorglich begärtnerten und dezent mit industriellem Zierrat dekorierten und mit verschiedenen Sitzgruppen ausgestatteten Hinterhof, in dem Leute mit Getränk, Geräuch und Plauderei die Zeit bis zum Konzert vergehen lassen. Wir sitzen neben einer Winden-Pflanze die porzellanene kleine werdende, noch hellgrüne Blütenansätze aufweist, ein Blick nach oben in zwei blaue Blüten zeigt mir, dass dies meine erste unverhoffte Begegnung mit einer Clematis ist. Ein Traumfänger hängt von einem Holzgerüst das einen jungen Baum umgibt, sowie ein kleines mit grünem organischen Material gefülltes offenes Fläschchen. In einer Ecke ein Tank, in Ansätzen von Efeu berankt, obenauf ein Glaszylinder, ebenfalls von einer neongrünen vor sich hin modernden Flüssigkeit ausgefüllt. Ein Schnurtelefon an einer Holznische. Eine Affenmaske mit rot leuchtenden Augen die den Eingang nach drinnen überspannt, als wäre es das Bergwerk von Monkey Island. Zwei ältere Herren in Karohemden. Tätowierungen. Barfüßigkeit. Darüber ein wunderbarer vorgewittriger Abendhimmel mit immer neuen Wolkenmustern, meist einzeln schemenhaft dunkleren Wolkenflecken vor gleichgetöntem Grund. Es läuft beschwingter Soul.
Drinnen eine Bautreppe und dunkel ausgekleideter Raum, weitere Sitzmöbel, Kinosessel, geschreinertes, und eine aus mehreren nebeneinandergestellten Klavieren bestehende Bar. Noch weiter nach innen wird der Konzertraum entdeckt, dessen Bühnenhintergrund aus den eng aneinanderliegenden Kreisformen von Trommeln besteht, momentan in groovy Pink ausgeleuchtet, aber an sich in verschiedenen Farben ausleuchtbar. Davor eine angedeutete Waldreihe von Birkenstämmen. Jeder Moonatics-Mondbar wäre es ebenfalls eine Zier.
Man stelle sich vor, nach einer sphärisch in nachtnebeligen Feenwäldern verträumt geträumten Nacht erwacht man munter bis energieplatzend mit tausend Ideen die alle gleichzeitig umgesetzt werden wollen voll quirligen Tatendrangs und Übermut. So in etwa wirkt das Fräulein Aune im Vergleich zu ihrer letzten Darbietung im UT.
Das Instrumentarium des Abends besteht aus Synth-Tasten, die in komplexen Mustern verwobene Klänge und Rhythmen wiedergeben, und viel weiterer Elektronik, durch dessen Klänge sich Therese Aunes Stimme und warmherziges Wesen als Faden spannt, wie ein aus goldschimmerndem Zwirn gewirkter Stoff mit Spitzen. Im stürmischen Synthmeer taucht der Eindruck auf, dass sich Therese Aune mit ihren neuen Stücken auf Gleisen bewegt, die im Gleismeer in diesselbe Richtung wie die von Me & My Drummer führen.
Das letzte Stück ist darin wie ein Blick zurück. Broken Bird, dieser Song mit dem so rührend bezaubernden Text. Es gibt wieder selbstgebastelte CDs, wie Fräulein Aune mit einem »kind of pirate copying myself« bekannt gibt.
Logbucheintrag siebzehn fünf zwei(null). An meinem Fenster fliegen Meisen vorbei. Menschen! So viele! Ein Kontrabass _ Köpfe _ Gedankengänge _ durch die Bedingungen der Akustik nur erahnbare Dichtkunst. Ermangelung von Sichtung. Inszenierung. Magie. Percussion. Peli-di-peli-di-peli-peli-peli-peli-peli Peli-peli-Pelikan. Fuchs. Weltall. Hunderttausend Jahre alt und noch immer ein Kind. Mehr Gesang, mehr stimmig. Tastenklang. Beat. Schräg. Schön. Sonderbar. Wunderbar. Musik so wandelbar, voll von besonderen Momenten. Die Stimme der Socke – das wahre Wesen. Erkenntnis. Ein Kreis. … liegenbleiben, ich hab eure Schnürsenkel zusammengebunden …
20. April 17
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
In abendlicher Nacht auf dem Weg zu einem Konzert, bei dem man im vorhinein eine gewisse Unwissenheit im Gefühl hat, denn das Konzert könnte sich in jede Richtung ausgestalten, alles könnte einen erwarten. Das was man in den Weiten der wirbelnden Welt aus Daten von Mme Gurevich an Videos und Audios findet, hat es verraten, und nicht wenig in gebannte Aufregung versetzt.
Und so findet man sich wieder im ehrwürdigsten Konzertraum der Stadt, in dunklem Licht, und erwartungsvollem Ausblick auf die Bühne auf der diverser musikalischer Zierrat verheißungsvoll schimmert. Die Bühne wird von den zwei begleitenden Musikern betreten und mit raunendem Gespür in bemessener Zeit folgend, der Auftritt von Michelle Gurevich in vaganter Garderobe die indirekt später Thema einer ihrer erzählerischen kleinen Intermezzi für das Publikum sein wird.
Jeder der drei Musiker hat Tasten in Reichweite, Mme Gurevich wechselt zwischen e-Piano und drei Gitarren, der Gitarrist rechts hat ein Klangblech das in ein oder zwei Stücken wirkungsvoll eingesetzt wird, und ein sehr weites Tastenwerk, und die Dame aus Dänemark links hat einen zwei-Tastenaufbau der hörbar auch irgendwo noch ein Drumpad enthalten müsste. Die Synth-Klänge scheinen von der Herausforderung, sich aus den unendlichen Möglichkeiten für eine Klang-Beat-Kombination zu entscheiden, zu erzählen. Aus dem Instrument des Gitarristen ist zu Beginn ein beinahe hölzernes Klackern besonderer Aufmerksamkeit wert, im zweiten Lied ein tremolierender Perlklang wie aus einem Vibraphon oder einer Harfe.
Die Klänge aus den Tasten, Saiten und der Stimme schweben jeder für sich in das Dunkel des putzbröckelnden Raumes über der Bühne und füllen doch den ganzen Saal. Für sich allein, verbinden sich nicht, treideln umeinander wie verloren. Es entsteht ein sehr eigener Effekt, wie als sollte er die Einsamkeit jedes Menschen die in den Liedern durchscheint noch weiter illustrieren.
29. March 17
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
Die Soundwand der Vorband Fabian wirkt sehr interessant ornamentiert. Postrock mit starken Jazzeinschlägen, besonders in Bass und Schlagzeug und nicht zuletzt in der wandlungsfähigen singenden bis schreienden Stimme der Sängerin. Mitunter unvermittelte Wechsel in andere Musikgenre und Stimmungen, und all das wird zu einem sehr eigenen Klang-Ambiente mit bisweilen berückend kantigen Beats gemischt. An der Erinnerung werden glücklich Eindrücke anderer Bands wachgezupft, von Jenifer Ever bis Portico Quartett, ein Hauch Nico, Xiu Xiu und immer endlos weiter. Ein belebend frivoles Vergnügen.
Die lange Jahreszeit hat uns mal wieder an den Strand gespült.
Die Meteoriteneinschläge häufen sich im Vergehen der Gezeiten.
Doch das Energiepotential steigt wieder an. Der Frühling in uns regt sich. Der kreisende Lauf des Jahres beginnt von Neuem …
Der Konzertverteiler bringt die durchaus mehrfach deutbare Information des Kollegen A., er habe bereits eine Karte für das Maria Taylor-Konzert erstanden. Die Dame, die vor Jahren im Rahmen der Sit down and Sing-Reihe mit Kristofer Åstrom und Wolke einen sehr feinen, unaufgeregten, vielleicht stellenweise fast ein wenig zu unaufgeregten, noch ruhenderen Pol in einem ohnehin sehr gemütlichen Konzertabend gab, nur mit ihrer Gitarre und nur mit ihrer Stimme in der Moritzbastei … es wird das perfekte Konzert sein, um die stille Jahreszeit zu beenden, und spät in das nächste Konzertjahr zu gleiten.
Ein vorbereitendes Einhören erhöht die Vorfreude. Die Stille der Musik scheint in Aufruhr. Und je weiter man hört, so klarer wird, dass Maria Taylor nicht nur eine zarte musikalische Saite (!) hat. Die oft geradezu fruchtgummisüßen Popsongs haben weithin mehr Drive und Schwung als die Erinnerung es hergab, sind voll ansteckender Energie und immerzu jung bleibender Lebenslaune. » Weiterlesen