25. January 15
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
drei Kirschen über blau fließendem Ast
Ausverkauft. Durch sozialnetzwerkliche Androhung pünktlichen Beginns eilends im UT angekommen begegnen wir am Bühnenrand jemandem der sich an sein alkoholfreies Wernesgrüner klammert und wie unser Taxifahrer des Abends aussieht.
Kleine Vorgeschichte. Der Sänger von Vin Blanc freundete sich mit einem Leipziger Musiker an, und ist deswegen von L.A. nach L.E. gezogen. So kurz, entschlossen wie entzückend. Die lange Vorgeschichte mag länger sein, wie die Bandinfo auf Facebook nahelegt, aber im Wesentlichen ist damit alles gesagt.
Ein Mann mit Gitarre, tritt sich seinen Weg in die Mitte der auch an diesem Abend mit Instrumenten zugestellten Bühne. Einzelne Gitarrenschrammler und von diversen elektronischem Equipment erzeugter Grundlärm wird bei geschlossen Lippen von ein- bis durchdringlichen Gesangshalbsätzen begleitet. Ein Bauchsinger? Noch wenige verwirrende Momente wärt dieser Augenblick, bis jener — der später nur mit einem ehrerbietigen wie fastsprachlosen »dieser Mann …« tituliert wird, bei dem die 3 Punkte ausdrücken was man alles so gerne in Worte fassen würde, aber nicht kann, — von der Seite mit einer klobigen Rassel in wilden Zuckungen auf die Bühne springt, hüpft und alles von sich schüttelt, dabei wie wahnsinnig weitersingt, und die vor der Bühne versammelten Menschen in Interesse-gelähmte Starre versetzt, die nur sehr langsam, während der Wahnsinn dieser lautlärmenden sehr schlagklangintensiven Show voranschreitet, von der Gewöhnung gelöst werden kann.
There is this guy named Digger. He is coming to our city from time to time for years now, playing his songs. This time he brought some more of his friends along, and the good ole songs played by a whole band were as well a new experience as they were as fine as ever. And the magic imaging machine’s image theater was of the same mesmeric bright dazzle …
Im Institut um Dame C. abzuholen. Während Dame C. die Zubettzeremonie des Institutsnachwuchses vollzieht, raisonniert der Institutsleiter sich in der neu geschaffenen Sitzecke zurücklehnend und an die Decke blickend besonnen bis verträumt über sein neuestes PGI-Vorhaben. In Einstimmung und Anklang auf den zu erwartenden Abend könnte man von der Wild Moving Curtains Show sprechen. Die Umsetzung sicherlich ein Kinderspiel. Nichts weiter als eine an Modelleisenbahnschienen erinnernde Installation von kreisrund, oval und sich kreuzend verlaufenden Schienen an der Decke, etwa 20 Vorhangbahnen und ausgeklügelte Steuerungselektronik wären vonnöten. Um den Raum wahlweise in das klaustrophobierende Vorhangzimmer der roten Hütte, ein Versuchslabor für sozioneuralpsychotische Studien, oder einfach in die groovigste Wohnlandschaft seit austianischen Powerzeiten zu verwandeln.
Es ist beinahe ein Jammer aufbrechen zu müssen, und nicht sofort mit der Arbeit beginnen zu können, doch die Diamond Road Show ist in der Stadt. Nur einen Abend. Diesmal nicht mehr im UT Connewitz, sondern im Schauspiel Leipzig, warum, davon kündet etwas später der beinahe bis auf den letzten Sitzplatz belagerte Saal. Die Dame C. erfassende leichte Unruhe als ich ihr später von den Plänen des Institutsleiters berichte ist nicht unnachvollziehbar.
16. October 14
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
Ein voller Abend. Ausverkauft. Voll von Menschen. Voll von Enge. Voll von guter, ehrlicher Musik, der erste Teil des Abends, wie man sie auch in einem guten, ehrlichen Diner zu #damngoodcoffee hören könnte. Voll von krachender, ehrlicher, Musik, der zweite Teil des Abends.
Kreutzundquer nach dem Abendessen rennend schlitternd restschwungvoll in das menschenvolle UT Connewitz auf dessen Bühne schon Matze Rossi mit seiner Gitarre steht und singt und spielt. Eine freie, sonor tragende Stimme, die sich von der mehr als üblichen Publikumsunruhe nicht beirren läßt und so alltägliche wie tiefe Gedanken schön in Melodien formt und teilt, so dass man auf ihnen treiben kann.
12. October 14
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
Vier von Stray treten auf der Bühne vor, bis die Zehenspitzen die Bühnenkante berühren, und im Saal wird es still, Stille, gefolgt vom vibrierenden Untersummen das das Stück For the Country begleitet. Ein Stück dessen Magie egal wie oft gehört, live erlebt oder im Kopf erklungen nie schwächer wird … wir sind wieder [I | II | III] im Land von Stray.
Einem Land durch das meist eine klangleicht ausgelassen tänzelnde Grundmelodie weht, das aber in blinselnder Schnelle in düsteren, beklemmenden Farben verdunkeln kann, allein in einem wirklich tiefen, wirklich nachtdunklen Wald, oder sich langsam verdreht, sommerschwer drückender wird, bis sich alles in einem gewaltigen Tosen entlädt, um ebenso unvorhersehbar wie das aus allen Saiteninstrumenten, den Tasten, dem Schlagzeug und Effektgeräten zusammengebrodelte, kaum mehr wahrnehmbar orchestrierte Klanggewitter über den kleinen Raum hereingebrochen ist, wieder in eine leichte, arglose, verspielte, auf den Streichinstrumenten gezupfte oder flirrenden Tasten herumtollende Melodie zurückzufinden. Und dann gibt es natürlich noch die kurzen stillen Pausen, in denen nur sehr sachte wenige Pianonoten erklingen, oder aus denen sich der einsam bestehende Klang der Violine oder des Cellos erhebt. Doch der nächste abrupte Stimmungsumschwung lauert, liegt spürbar schwer auf den die Zukunft erwartenden Sinnen. » Weiterlesen
25. April 14
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
endlich endlich führt ein Konzert ins Noch Besser Leben, in das kleine Wohnzimmer in dem man mehr oder minder mit auf der Bühne sitzt, wenn man dreist oder alt gefühlt genug ist, sich mit entsprechendem Stuhlmaterial aus einem Stuhlstapel einzudecken.
Die Musik von Brace/Choir, ein surfendes bassmelodisch groovendes und pulsierendes 80erwavepopglänzendes synthflierendes progressiv gitarrenschrammelndes Klangkunstwerk durch das das Echo des non directors cut des Films Donny Darko weht. Zwischen den Liedern taucht man auf, um die Choreografie des Instrumentenshuffle zu bewundern. Die Forscherseele notiert äußerst fasziniert, dass man mit der richtigen Physiognomie und Willensstärke das auf dem eigentlichen Tasteninstrument liegende Keyboard nicht nur mit der Nase spielen, sondern auch den Kopf zum Sliden verwenden kann.
Die lyrisch nicht zu übertreffenden und wortmäandernden Zeilen: our dog is an awesome god, he reigns in the canal in the yard begleiten durch die dunkle nassgeregnete Nacht nach Hause.
14. April 14
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
Eine neue Location wird expediert. Weit- wie hochläufige Räumlichkeiten in dezent gediegener Ausstattung, umrahmt von einem pitoresken Hinterhof, der nach lauem Sommer schreit. Sinnierendes Warten auf einem der zahlreichen Sofas. Bestürzend offene Fließenraumgestaltung. Das Konzert beginnt. Neues Gesicht am Schlagzeug freut sich sichtlich Teil der Band zu sein. Der Klang wird von den einzelnen Personen der Konzertgruppe teils klar und geschmeidiger als je zuvor, teils als etwas von der Holztäfelung aufgesogen empfunden. Die einzelnen Stücke scheinen mit gezielt langsameren Schwung gespielt. Möglicherweise eine Laune resultierend aus der Tatsache dass es sich um ein Intermezzo des aktuellen Studioaufenthalts handelt. Besonderer Glanz liegt diesmal auf der Klarinette. Die E-Saite des Kontrabasses reißt. Die Klarinette stimmt ein Klagelied. Ein Moment vergeht in verzerrtem Heavy-Metal-Gitarrenklang, kürzer als ein Augenblinzeln und genauso unwirklich. Sprachfindungsschwierigkeiten aufgrund zuviel Essens. Wunsch nach der Spielzulassung im großen Saal. Weitreichende Zugaben. Freude. Glück. Ein Budzilluskonzert. Die Konzertgruppe verläßt das Täubchenthal und trifft im spärlich beleuchteten Bereich zwischen Hinterhof, Bauzaun und Straße auf einen balkanesisch gewandeten Japaner, der um Auskunft ersucht, ob hier eine Balkanparty wäre, wieviele Leute da sind, und wie teuer der Eintritt ist. Einer von drei Konzertgängern erscheint der Aufzug des Jabalkanen lediglich exzentrisch. Zwei Konzertgänger votieren dass es sich um eine Verkleidung im Rahmen der Balkanparty handelt. Tags darauf wird mittels Beschreibungsabgleich einer Bewohnerin des Stadtviertels ermittelt, dass es sich tatsächlich um bloße, alltäglich getragene Exzentrik handelte. Eine von drei Konzertgängern genießt seltenes Recht. Ginger Cat doch keine Katze im Meins Deins Unser.
Lange Zeit war mir nur der Name bekannt — a Silver Mount Zion — nahezu unbewusst. Die Verbindung zu Godspeed meist vergessend.
Seit dem Wissen um des baldigen Konzerts ein Lied gehört — Blindblindblind — das Materie direkt am Herz verdreht.
Und seit Mittwoch kenne ich die ganze Welt die asteroidengleich wild und ausgelassen um den Planeten Godspeed trudelt und schwingt und flutet.
Das erste Stück beginnt mit einer gewaltvollen Überlagerung von langwellend tremolierenden Violinen und verzerrten E-Gitarren-Schwüngen am oberen hörbaren Frequenzspektrum, wie tausend Telegrafenkabel die in einem Gewitter wild herumgerissen an einem ultramarineblauen durchleuchteten Himmel zu ihrem Gesang angeregt werden, und aus dem Kabel durchdringt verwischt und verweht wahrnehmbar eine Stimme die an ihrem ursprünglichen Sendeort kräftig und laut gewesen sein muss, um bei all diesem Krach noch durch die Kabel heraushörbar zu sein. Darunter liegend berückend eine Art sphärische Walzermelodie, ein strudelnder Sog, ein sogender Strudel. Vertontes Sonnensystem. Taumelnd. Die Übertragung endet nach zehn Komma fünf Minuten.
23. February 14
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
This . Is . Happiness . Freude am Bass . Freude am Schlagwerk . Freude an den Blechblasinstrumenten . Freude an den Gitarren . Und Freude am Gesang.
Wenig ist dem vor zwei Jahren Erlebtem hinzuzufügen . leider viel zu wenig ausgefüllter, dafür gut geheizter Konzertraum wird dennoch brav von der Band aufgrund der halv-a-Dome-Hintergrundkulisse gelobt . deutlich und diesmal unverzerrt tönender, hervortretender Bass erfreut . akustisches Salonklavier wird irgendwann während der Zugaben von zwei Bandmitmenschen, dabei lässig eine Zigarette glimmend, bespielt; wenn man auch kaum einen einzigen Klang daraus erkennen kann, so ist dies doch ambientesinnig hervorzuheben . Postrock-Spielereien, Geräuschwände hochzimmern, an den Verstärkern gelehnenter Bass als Erzeuger besonders schönes eigenwilligen Kraches wird aufmunternd angerumst. Dann das Publikum in diesem Klangraum zurückgelassen … alles . alles . so schön wie vor zwei Jahren. So schön wie zum Beispiel in diesem Konzertmitschnitt.
Welche parallelen Empfindungen entdeckte M. Bloom kürzlich in ihrem Leben?
Nicht gänzlich, aber zum Teil, eduzieren das musikalische Werk Monster Magnets von Dave Wyndorf und das Erzählgut Ulysses von James Joyce erstaunlich ähnliche Gefühlsregungen.
Anlässlich welchen Ereignisses fand diese Entdeckung statt?
Der Besuch eines Konzerts der Band.
Ist B. Moon eine bewundernde Anhängerin der Hauptband besagten Konzerts?
So kann man das nicht sagen. Sie steht der Band ausgeprochen innerlich gespalten gegenüber.
Welcherart ist die Ähnlichkeit der erzeugten Gefühlsregungen beider Kulturprodukte?
Deren prägende Gemeinsamkeit ist das hin- und herwogen zwischen glücklich empfundener Bewunderung und argoniegeprägtem Ausharren.
Ist sie mit derart gespaltener Bewunderung vertraut?
Nein, für gewöhnlich bewundert M. uneingeschränkt und ohne Maß.
17. November 13
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
Es ist nun schwarzweißschriftlich. Das UT ist die feinste Venue in Leipzig, wenn nicht gar ganz Deutschlands, oder in bescheidener Eigenmeinung der ganzen Welt, so zumindest geht die Kunde in Musikerkreisen. Zu verdanken haben wir dieses Wissen dem unermüdlichen Autographensammeln des Maqui, der es Brooklyn Dekker von Rue Royal aus dem Handgelenk leierte. Weiteres Wissen seither. Die Anwesenheit eines autogrammierendes Künstlers erhöht Tonträgerverkäufe.
Rue Royals Label Sinnbus lädt zu Geburtstagsfeierlichkeiten und einem musikalisch bunt gemischten Abend. Eröffnet wird der Abend von Miss Kenichi und Band. Das Intro setzt einen frei verloren um Wochen zurück, als Godspeed! You Black Emperor auf der Bühne standen. Aus der Gitarre links hoch verschimmende verzückende Wabertöne, die Bühne flirrt. Darin versinken Schlagzeugwirbel und Tastentöne.
Das erste Lied verwandelt die Vergangenheit in die Gegenwart. Die Stimmung mehr oder minder Americana überschrieben. Herbe Gitarrenklänge, einzeln abgesetzt, Musik deren Puls aus dem Moment zwischen 2 Tönen lebt, wechselnd mit einem schwer zu widerstehendem, sehr solidem Drive, begleiten Miss Kenichis Gesang, während sie abwechselnd selbst an einer Gitarre steht, oder hinter einem gezimmerten Holzkastentasteninstrument langgezogene Akkorde greift. Ihre Stimme, nicht minder herb erst, dann süß und klar, immer melodisch, trotz Brüchen und Kanten, mich hin und wieder an die schöne Eigensinnigkeit von Therese Aunes Stimme erinnernd.
20. October 13
· Autor: admini · Kategorie: Konzerte
Bohren & the Club of Gore, das sind coole Typen, die ihre Spielfreude im Griff haben.
(abgewandeltes Zitat Bandeigensicht)
Die nachtdunkle Bühne hallt von Absatzklackern und im Nebel kaum zu erkennenden Taschenlampen wieder, als die Band sich den Weg zu ihren Instrumenten ausleuchtet. Vereinzelte brachialdumpfe zurückhaltend geschlagene Klänge auf dem Schlagzeug. Die Zeit zwischen zwei Schlägen des Universums in der ein Saxophon umherschweift. Umtanzt von distinkten glockenhellen Plängen des Vibraphons und des Tasteninstruments. Flackernde Augenlieder. Lynchappeal.
Wir standen am Küchenfenster des Paul-Gruner-Institutes, und mein Blick ging glücklich über den weiten tiefblauen See hinweg. Ich teilte Ihnen mit, wie sehr mir die Aussicht aus Ihrem Küchenfenster gefällt, wie grandios es ist, auf diesen wunderbaren marineblauen See zu schauen, auf dem sommerliches Getummel herrscht. Nicht weit vom Fenster trieb aufrecht eine kleine Gruppe in Tauchkleidung im Wasser, einen kleinen Kreis um einen Strudel bildend, ihrem Blick folgend erkannte man einen kleinen Orca, schwarzweiße Flecken im Wasser. Wir haben uns ekstatisch über diesen Anblick gefreut. Erst nach dem Aufwachen wurde mir klar, dass es ja gar kein See ist, den man von Ihrem Fenster aus sieht, sondern dass der Blick auf das Meer geht …
Terra Tenebrosa. Ein gellender knochendurchdringender und markgefrierender Schrei trillert aus der Fratzenmaske des Sängers. Das ist der Anfang und der Höhepunkt. Die anderen Mitglieder der Band sind ebenfalls äußerst venedisch und fein anzusehen, haben sich in dunkle Kutten gehüllt und feindurchsichtiges Tuch um ihre Köpfe gehüllt. So ein bisschen wie Tuareg, nur ohne Sehschlitz. Es ist ordentlich laut, gibt ordentlich viel Gitarre, der Sänger deklamiert. Doch zuckelt es, gewollt, sicherlich, mehr oder minder in gleichbleibenden Tempo dahin. Nur ein Lied gibt etwas mehr Schwung, der Schlagzeugvermummte gibt mit einem schnellen Lauf über die Highhats die Geschwindigkeit vor, die anderen Mummenschanzen jagen hinterher.
Neurosis, die Halbgötter sind wieder auf der Bühne, ein Festtag wie vor zwei Jahren. Gewaltig, krachend, laut, melodiös, kann der ganze Sound mit einem Mal so herzerweichend sanft werden, wie die Stimme von Angelo Badalamenti wenn er davon erzählt wie David Lynch bei ihm war, damals, um mit ihm die Titelmelodie für Twin Peaks zu erschaffen, und das Herz möchte einem übergehen vor süßem Glücksgefühl. Der Tastenknecht haut wieder mit Inbrunst auf seine Werkbänke ein, die wankend übereinander mit einem Eisengestell verschraubt sind. Etwa nach dem dritten Lied muss er einen Schraubenzieher zücken, um seine Boards schreiten und, von einer kleinen Minileuchte irgendwo an seinem Kopf erhellt, das Gestell wieder fachmännisch festzurren. Auch dies ein herzergreifender Augenblick, in einem Konzert, dass diesmal zwar ohne Zugabe, und ohne Dreimanntrommelkunst auskommen muss, aber trotzdem kein Sehnen offen lässt.
Und nur für den Fall, man wäre an diesem Abend unsäglich, keinesfalls botmäßig, zutiefst bedauerlich jenseits menschlicher Vorstellungskraft zu erschlagen, himmelschreiend müde, unbrauchbar matt gewesen, um das Konzert gebührlich auszukosten, könnte man sich sicherlich folgenden Konzert-Proshot aus Paris zum Nachträumen genieserisch in den Gehörgang drehen. Ja, dies wäre durchaus zu empfehlen.
Tage vorher hallen die Songs auf dem Trommelfell wieder wie Geister. Denn ihre Quelle ist das Innen, nicht das Außen. Vorfreude darauf wieder den Geschichten, den bekannten Geschichten, doch das ist egal, man möchte sie trotzdem immer wieder von Neuem von Digger Barnes erzählt bekommen, Gehör und Seele zu widmen. Nichtsdestotrotz auch Freude, dass es nicht Runde 3 der Diamond Road Show ist, sondern ein neuer Blend den Abend bestimmen wird und einen Hauch Abwechslung im Wohlgeliebten verspricht. Das Innere des UT verstrahlt wieder behagliche Dunkelheit rund um die glimmend beleuchtete Bühne, auf der das umfangreiche Instrumentarium aufgestellt ist. Ein Konzertxylophon zieht die Hauptblicke auf sich. Daneben 2 Tastenboards, ein Cello, diverse weitere Saiteninstrumente, ganz hinten tapst gerade noch ein Kontrabass auf die Bühne der bisher nicht wahrgenommen wurde, kein Schlagzeug. Klang des Konzertxylophons mit den orgelstrahlenden herunterhängenden Pfeifen wird gedanklich antizipiert. Erstes Lied von Allie Parker wird widererkannt. Digger am Kontrabass wirkt vollkommen anders als Digger im Zentrum des Geschehens. Er ist jetzt Bassspieler, jedes Quentchen von ihm, durch und durch. Bisher unentdeckt lupft Friedrich Paravicini ein Schifferklavier aus dem Ärmel hervor. Allie Parkers E-Gitarre klingt einzeln sehr metallisch, auf eine sehr true Weise, seine Stimme deckt diesen Effekt weg. In manchen Songs nach persönlichem Wohlempfinden zu hoch, in anderen genau richtig. Und Digger zupft vehement seine Saiten, vornehmlich die beiden nebeneinander liegenden rechts außen im Wechsel, manchmal verpaßt er seinem Trommelersatz einen Schnörkel und bezieht die nebanliegende Dritte in den Lauf mit ein. Nach jedem Lied ein Getummel auf der Bühne bis jeder das Instrument seiner Wahl hat. Die Spannung auf das sehnsüchtig erwartete Glockenspiel wird endlos hinausgezögert. Die ersten beiden Diggerlieder, zum ersten Mal live nicht im Solo. Die metallisch ertönende Gitarre von Allie Parker führt die Melodie, Digger schrammt oder zupft, und singt. Singt. Für Friedrich Paravicinis erstes Stück begibt er sich endlich an das Xylophon. Augen strahlen. Besser als Weltraumorgel, egal ob die Töne einzeln in größeren Abständen geklöppelt werden oder wild durcheinanderspringen. Dazu ein westernszenarieskes Pfeifen. Großartig, oh wie ist das großartig. Später wird sein zweites Stück auf einen Pariser Platz entführen, und man fühlt genau das, es ist Sommer, und man sitzt auf einem idyllisiert kleinen behaglichen Platz im blättrigen Schatten während das Straßenleben um einen herum vor sich hin geschieht. Ein jedes Lied scheint eine genau ausgesuchte Klangfarbe jeder einzelnen Instrumentengruppe zu erfordern, so dass von Klarpiano zu Saloonklimperei, oder auch in Kombination während Saloonist Paravicini gleichzeitig seelenzerreißend eine Mundharmonika spielt und mit seiner dritten Hand eine Schüttelnuss errascheln läßt, von E-Gitarre zu Banjo, von Kontrabass zu E-Bass gewechselt wird. Und eben das Cello, und das Xylophon. Wer hätte gedacht dass es sich dabei um die eigentlichen, wahren Westerninstrumente handelt. Und wie hätte man erhoffen können, dass unter anderem genau die Lieder nun von außen an das Gehör herantreten, die seit Tagen als wäre der Schädel eine Klangschale von einer Seite zur anderen hin und hergeschickt wiederhallen. It’s gonna be a long road. And it’s gonna be tough. Man muss keinen Pilger im Blut haben, um sich gemächlich erheben und einfach losspazieren zu wollen. Nachdem man den Song zuende gehört hat natürlich erst, und während er im Kopf immerzu weiterklingt.