Spät-so-herbst, Abend und petit Prince auf dem Scherbelberg
Eines späten Abends Sommer im herbstlichen Oktober sammelt sich das kleine Volk Leipzigs auf dem Scherbelberg wie exupéryianische Prinzen …
Eines späten Abends Sommer im herbstlichen Oktober sammelt sich das kleine Volk Leipzigs auf dem Scherbelberg wie exupéryianische Prinzen …
Beitrag beinhaltet über den Stream of Concert hinaus
weiterführende Gedanken zum Kaizerlichen Universum.
Einem Universum das größer ist als das es
eine annähernde Abhandlung gänzlich umfassen könnte.
Sicherlich größer als ein kurzzeiliger Bericht.
Jeg er større en livet. Og livet er større en deg.
(Psycho under min hatt, Beatrice)
An das Konzert im Postbahnhof in Berlin zurückdenkend, sind die zuschaulichen Begebenheiten im Centraltheater nicht anders als beschaulich und koselig zu nennen. Von den Polstersitzen bis zu den überschaubaren Plätzen und der gelüsterten Beleuchtung ein gediegener Rahmen für das angeschleppte Bühnenbild. Das alles ist dem Ideal eines Clubkonzerts so nah wie man es bei dieser Band gerade noch erreichen mag.
Die Bühne ist bereits gedeckt, Oma-Stehlämpchen, Instrumente und Ölfässer stehen auf antik gemusterten Teppichen bereit. Später wird das Licht oft vollkommen erlischen, und zu einer dieser Gelegenheiten bilden die zwei orange warm leuchtenden Stehlämpchen zusammen mit diversen Scheinwerfern zufällig verteilte orangene Scheiben auf der Netzhaut, in die plötzlich einsetzende Lichtstille. Was antiquiertes Stehlämpchen war, und was moderner Scheinwerfer ist den orangenen Kreisen nicht mehr anzusehen. Die Welten vermischen sich. Im Hintergrund der Bühne spannt sich dass monochromgraue, laternenbestückte fluchtpunkttiefziehende Motiv einer Straße aus dem zweiten Violetta Violetta-Album an dessen fernstem Punkt ein gigantischer Mond prankt.
Bildmaterialanbefaling: Michael Grein, Konzert 2012 in Köln
Der Beginn ohne Firlefanz und Propanz. Kein minutenlanges Introanspielen diesmal, bevor die Herren Kaizer die Bühne betreten. Es ist still, die Band begibt sich an ihre Plätze, und stolpert sich taktvoll verhalten und nonchalant in den herzfrohlockenden Walzerklang von Philemon, Arthur & the Dung hinein … in was für einen Klang.
Die Frage nach zu lauter Musik stellt sich
mit zunehmenden Alter wohl immer weniger.
Mogwai eilt manches voraus.
Die glückvolle Erwartungshaltung wenn man den Namen Mogwai hört und vor sich hinsagt. Und das Wort live dazu. Mogwai. Live. Wie eine kleine Melodie.
Bilder die man seit dem Genuß der Burning DVD mit sich im Kopf herumträgt, von Menschen, unmittelbar vor der Bühne, in einem kleinen Club, in Glückstrance, und Musikern in ihrer Musik.
Und natürlich der Ruf eine der lautesten Bands zu sein, die es beiderseits sämtlicher Weltmeere gibt.
zu Besuch bei Whity und Miss Pili in Santiago, 26. Juli bis 3. August
Einen Monat später erinnere ich mich nur noch an den Wind. Nah am Atlantik ist es nicht der sanfte mittelländische Wind der einen freundlich umspielt, mal anstupst. Der Wind dort hat ein anderes Temperament. Ist meilenweit frei und ungehindert über den Atlantik getobt, und es gibt einen Grund, dass er nicht im Landesinneren lebt. Es spiegelt seinen Charakter. Er ist rauh. Er ist alt. Er ist es gewöhnt allein zu sein. Wer sind wir, da zu sein, wo er ist? Zornig rempelt er uns an, will uns einfach nur weg haben. Weg von seinen Klippen, seinen Felsen, und seinen Aussichtspunkten.
Vigo – Parken im Irrsinn und Wandeln im Reich der Möwen
Der Mautweg von Santiago nach Porto überspannt an einer unwirklichen Stelle in einem gewaltigen Brückenschlag eine Ria und gibt den Blick weit auf eine mythische Aussicht frei. Aus der Ria greifen Nebelschwaden nach den Häusern einer Stadt die sich in allen Himmelsrichtungen die umgebenden Hänge hinaufzieht bis sie sich im Dunst verliert. Dazwischen wabert Sonnenlicht. Die Stadt scheint der romantischen Sehnsucht eines Computerspieldesigners entsprungen, die nächste Stadt, in der sein Rollenspielheld gegen das Schicksal ankämpfen kann.
Bei dieser Stadt handelt es sich um Vigo. Unser für die gesamte Reise engagierter Guide Martín versäumt nicht auf die rechteckigen Muschelfarmen hinzuweisen die systematisch angeordnet als künstliche Inseln in der Ria schwimmen. Vigo, die Stadt in der wir auf dem Rückweg Halt machen und eine Fährfahrt zu den paradiesischen Islas de Ciés wagen werden, die jenseits dieses Nebels als Belohnung ausgelobt sind.
Die Ruhe und das Meer und ein Hauch von Damals …
A Prelude 01 Betrachtung des Wortpaares Urlaub–Sonne 02 Der Regen über Berlin, Berlin Hbf (tief) 03 Der Hauch von Damals 04 Souvenirüberlegungen 05 Max-Planck-Institut für Primatenforschung, Bereich Armaturenmethodik, Außenstelle Usedom 06 Tauchglocke und Insektenvielfalt 07 Die Hang-auf-Problematik 08 Urlaub am Meer und das Gold der Ostsee 09 … in Bildern
05 Max-Planck-Institut für Primatenforschung, Bereich Armaturenmethodik, Außenstelle Usedom
Der erste Morgen. Mit dem Elan der Begeisterung ob eines beim Frühstück durchbrechenden Sonnenstrahls und Freude über den komfortablen Nassbereich des Apartments begebe ich mich in die Dusche. Doch dann ist es wieder so weit. Der Primat steht vor diversen silbernen Knöpfen und fragt sich in welcher Kombination diese gedreht, gekippt oder gezogen werden müssen, um das wundersame Herausregnen des reinigenden Wassers zu veranlassen.
Wien. Eine Stadt wie ein Mosaik. Wie die Welt. Und wir wieder drin. Wieder in Wien.
0 | 1 | 2 Zwei Bildbände für Wien die ich gerne herausgeben möchte | 3 | 4 | 5
Besucht man einen Ort zum zweiten Mal zwingen an die eigene Person gebundene, das heißt nicht sehr starke, Mem-Überbleibsel der ersten Reise Elementen der zweiten Reise ihren Stempel auf. Man muss sich das so vorstellen dass, nachdem man selbst die Stadt verlassen hatte, die kleinen Meme irrlichternd durch die Gassen der Stadt stromerten, doch aus Anhänglichkeit oder Schüchternheit sich an keine andere Person anheften, sich nicht verbreiten konnten. So waren sie gezwungen des Leben eines Gassen-Mems zu führen. Ergreifend und es möchte einem das Herz zerreißen, wenn man daran denkt wieviele noch junge Meme man allein auf sich gestellt zurückläßt. Jederzeit. Immerzu.
Drei wirrverzweifelt ungefügige Punkte zu einem Wochenende in Weimar.
01. Wihmar. Man erfährt die ursprüngliche Bedeutung des Namens war geweihtes Moor und der Klang des Namens fängt an verheißungsvoll zu schwingen.
Doch weder Moor noch städtischer Sumpf ist sommers in kleinen und beschaulichen thüringischen Städtchen zu finden. Derartige Versprechungen könnten wohl nur in nebeligen Wintern gelöst werden, und dann würde man wohl auch nur das Weimar aus historischen Romanen erkennen und nicht den Sumpf der Vorzeit.
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0 Gnädige Frau, der Herr, spazieren Sie ein … | 1 | 2 | 3 | 4 | 5
Ankunft in Wien. Die gerühmte Wiener Unfreundlichkeit gegen die man sich, weitsichtig gewarnt von allen wienerfahrenen Freunden, gewappnet und auf die man sich nahezu gefreut hat ist schwer zu finden. Schon am Zug wird jeder Dame und auch sonst jedem weiblichen Wesen, da es ja potentiell alle Anlagen zur Dame in sich trägt, der Koffer beim Ausstieg aus der Hand genommen und am Bahngleis für sie abgestellt. Türen werden minutenlang offen gehalten, wenn in weiter Ferne jemand erahnbar ist, der denselben Weg einschlagen könnte. Ist man mit Koffer und Stadtplan und einem ratlosen Gesicht ausgerüstet eilen alle Wiener herbei. Jeder will der erste sein, der einem helfen kann. Dass es kein Gerangel darum gibt liegt allein daran, dass dies ja wieder eine Unhöflichkeit darstellen würde, allein deren bloßen Anschein würde man nie zulassen.
Tag aus Tagen. Wieder im Hotel. Abends. Hitze hat uns wieder hierher getrieben. Selbst das dicht an den zahlreichen Sprenklern der hofgärtlichen und sonstigen grünen Anlagen der Innenstadt Vorbeigehen konnte nicht lang genug Erholsamkeit erzeugen.
Morgens wieder mit Taubentumult und Gegurre begonnen. Und mit Mann ohne Eigenschaften lesen. Ich liebe das Buch und bewundere den Autor schon jetzt dafür, alles was er sich im Inneren einer der Figuren vorgehend denkt nie einfach auszudrücken, sondern beinahe jeden Satz in sprachmeißlerischer Vollendung zu gestalten. Ziehe gierig Stadt- oder Wesensbeschreibungen des Romans in mich hinein. Gleiche mit vor kurzem Gesehenen ab und halte es für das in Kürze zu Sehende bereit. In dieser beeindruckend imperialbaulich Geschichte atmenden und an sovielen Zeiten vorübergeschrittenen und weiter spazierenden Stadt.
Als vor Jahren Bloc Party brisenfrisch durch die Musiklandschaft wehte und die Luftströmungen sich dabei wie ein Wundermittel um müde Tanzbeine wickelten, zuzogen, festhielten und einen durchzappelten, vermeine ich in einer Rezension gelesen zu haben, was den Klang von Bloc Party so besonders mache. Dass dabei unter anderem der Schlagzeuger, und wie das Schlagzeug in den Liedern zur Geltung komme, eine entscheidende Rolle spiele. Dass Bloc Party in Tradition einer bestimmten, mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Musikrichtung, die ich gerne benennen würde könnte ich mich besser erinnern, das Schlagzeug nicht nur als Taktgeber und begleitendes Instrument im Hintergrund vertuschen lassen, sondern als melodiegebendes Instrument begreifen. In den Vordergrund rücken.
Die Beschreibung war wohl noch um einiges genauer, technischer, mit mehr Fachbegriffen unterlegt, und nur vage konnte ich die Wahrheit des Geschriebenen erfühlen und noch weniger diese aus den Liedern als Tatsache bewusst heraushören.
Seit gestern kann ich dieses vage Gefühl etwas besser fassen.
Seit gestern kenne ich die Musik von The Ettes.
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Prolog | Vorabend des Dämmerns | Tag 1 | Tag 2 | Tag 3 | Tag 4
Ich erwache und in dem Maß in dem ich zu mir komme wird mir klar, dass ich das Bett heute nicht verlassen werde. Der Gedanke an den morgendlichen Kaffee der mich vermutlich auf die Beine brächte, dreht mir aufgrund der im Gedanken enthaltenen Milch den Magen um. Der Gedanke irgendetwas zu essen, dreht ihn noch ein Stück weiter.
Eins. Das Leben lebt durch gegenseitige Beeinflussung. Durch Annes Tricky-ism und einem kurzen Anspielen während des leider viel zu weit zurückliegenden Wolinurlaubs an Saul Williams erinnert, habe ich heute mal wieder das 2004er Album gehört. Und gehört. Und höre es immer noch.
Darling please, please decide
I can’t wait any longer
See the night is long and I ain’t getting any younger
(Please decide)
Slackers, The Allerfeinste Band aus New York. Bandgründung 1991. Da gelernt wurde, dass man Genre-Angaben die Bands auf MySpace tätigen nicht als richtungsweisend ansehen darf, da diese nicht zwingend ernst gemeint sind, wird an dieser Stelle darauf verzichtet sie unter Ska, Reggae und Soul einzuordnen, weil dies natürlich absolut unzutreffend ist und lediglich den eigentümlichen Humor der Band widerspiegelt. Auch auf die wunderschöne Beschreibung aus der Bandbiografie Imaginary-Jamaican-Rock-and-Roll kann nicht zurückgegriffen werden. Vielmehr muss hier mit dem von mir gestern zum ersten Mal gehörten Begriff Rocksteady geworfen werden, der auch viel hübscher ist, wenn er auch den nicht geringen Nachteil hat, dass man zur Beschreibung wie Rocksteady denn klänge genötigt, gezwungen wäre zu sagen, dass man es sich wie eine Mischung aus Ska, Reggae und Soul vorstellen könne.
Für das Bühnengeschehen bestimmend wirken ¬der Saxofonist, ¬der Bassist, ¬der Posaunist, und ¬der Keyboardist. Weniger auffällig sind der Schlagzeugmann, sowie der Gitarrist (¬weitere Bandmitglieder).
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Festival. Nicht mehr der erste Tag, man selbst nicht mehr ganz frisch. Matt. Wenig geschlafen. Staubig irgendwie. Und dann kommen Blackmail. Geschrammt und zugleich erhaben erklingen und verschweben die ersten Töne, und: … man fühlt sich neu. Frisch. Wie gerade der Dusche entstiegen. Voller Energie. Die Seele geheilt, das Herz geputzt. Die Welt ist in Ordnung.
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»The truth I know can not be bent, oh no
It has been raised as a monument to the dead
The truth they say is stated in the Book of Revelations
The truth I know is mounted on the bones of generations«
Logh, The bones of Generations
Stelle seit ein paar Wochen fest, dass es schwierig ist über Logh zu schreiben. Über diese Musik die ganz ohne Schnörksel, Verzierendes und Überflüssiges auskommt, reduziert bis zur Schleierhaftigkeit. Bis zur Klarheit. Musik die einfach in ihrer Schlichtheit Perfektion ist. Weiß auch nicht mehr, ob ich das damals beim ersten Hören sofort erkannt habe, vermute aber eher nicht. Wäre auch ein Wunder wenn ein Normalmensch auf Anhieb darin erkennen könnte, was von einem innewohnenden Genius geschaffen wurde. Ein eigenständig funktionierendes, ewiges Universum.
Es ist schwierig darüber zu schreiben und der Bericht ist lange überfällig. Eine Schande wo ein Lied doch Pate dieser Seite ist. Begnüge mich also damit darum herum zu schreiben und auch hier muss die Erinnerung langsam und umständlich freigelegt werden …
Wenn man still vor der Welt steht und sie betrachtet wirkt sie in sich ruhig und fest, selbst wenn ein paar größere Klumpen in Bewegung sind. Doch man weiß, dass alle Objekte die einen umgeben und man selbst aus endlich vielen Pro-, Neu- und vibrierenden, in einer Bewegungsart, die einem vollkommen fremd und unerschließbar ist, hin- und herbeamenden Elektronen und unsäglichen anderen yoktokleinen Teilchen bestehen, die einem von oktilliarden Photonen als verfälschter Gesamteindruck auf die Netzhaut gebrannt werden. Je genauer man hinsieht, desto mehr kann man sie fast sehen. Und umso faszinierter ist man von dieser Welt, umso unfassbarer wird sie einem sein.