Sehr aufgeregt. Ich werde eine weitere Möglichkeit erhalten mich in der joyce’schen Dialogtherapie zur Aufarbeitung einer musikalischen-kognitiven Dissonanz zu üben. Wieso gefällt mir nicht, was bei Menschen in meiner unmittelbarsten Gefühlsumgebung Wonne und Glück auslöst?
Kann mir das nicht entgehen lassen. Zum einen, mein Held der Mondo Cane. Des weiteren, der Held des Kopfnicktanzes und das Wiederauflebenlassen jüngerer Zeiten. Ein Revive alter Tanzflächenkameradie. Nicht zuletzt, die Neugier, der unbedingte Wille, und die sadische Kraft, sich einer Musik zu stellen, die nicht ungetrübte Hingabe in einem auslöst, sondern quälende Verwunderung, in wenigen Momenten ein Hauch von Attraktion, eine Vielzahl von musikalischen Eindrücken, Anleihen und Empfindungen, die nicht zusammengehen, und alles über allem zu einer Erkenntnis synergieren. Ich werde für diese Musik auf immer um fünf Jahre zu jung geboren sein. Was sie auf andere so belebend macht muss analysierbar sein. Arbeitshypothese: es ist das Destillat der 90er.
Seit gestern bemühe ich mich um Annäherung. Von fünf Alben im waltemateschen Besitz befinden sich vier in Leipzig. Die fünfte aufgrund eines damals noch anderen Sängers des Weges nicht wert, so der Besitzer. Komme nicht umhin mich zu fragen wie gerade diese auf mich klingen mag.
Auf Empfehlung habe ich mit King for a Day, Fool for a Lifetime (1995) begonnen, und dann wahllos mit Angel Dust (1992) fortgesetzt. Habe mich dort mit einem Lied sehr angefreundet, dass im Stil vollkommen von der 90er-Soundwand heraussticht. RV. Vielleicht Ridiculus Vitae? Ein brugrummelnder Mike Waits zu einem schaukulierend brillierendem Jahrmarkts-Lullaby. Rasanter Wechsel. Ein Sahnehäubchspitzchen Country wird mit einer astreinurtiefvibrierenden Pattonstimme garniert und unterlegt, und Zack, nächste Runde im getupftfideligen Karussel. Man wird duseliger und beschwipster mit jeder Runde. Mrs. Woolfs beschwipster Eule, Mr. Desmond, nicht unähnlich. Schläfriger und immer wohler. Diese Stimme!
Bei diesen ersten zaghaften Gehversuchen im Faithnomorefansein fällt bis jetzt vor allem eines in der Musik auf. Das sie beständig wahllos doch durchaus ergründlich an eine Vierzahl anderer musikalischer Eindrücke gemahnt. Neben erwähntem Tom Waits auch an – höchst erstaunlich, und um die musikalischen Gefühle der gefühlsnahen Person nicht zu verletzten geheimhaltenswürdwichtig – die Rocky Horror Picture Show, vornehmlich die Arien von Tim Curry, und soeben im Bad bei Album of the Year (1997) an Michael Jackson, insbesondere in Heal the World. Desweiteren, Musik aus The Matrix, Metallica, System of a Down. Und sicherlich Monster Magnet.
Das alles ist über alle Maßen frappierend und sonderbar. Ich denke der nächste wichtige Schritt wird in der chronologisch verabfolgten Rezipitation und schriftlich festgehaltenen Auflistung der erkannten musikalischen Verwandschaften bestehen.