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PGI ::: Abt. Sprachforschung sucht Krassersatz
A Krassersatz Fundliste
01 bambus | gef. v. Kollege A. | Quelle www.jugendwort.de
02 M.O.N.D. | entw. v. PGI inside | Ursprung Stephen Kings The Stand | Anwendungsbeispiel »Das ist ja voll M.O.N.D.«
03 Gras | entw. v. PGI inside | gedankl. Ursprung lautmalerisch/ironisch; abgl. v. 01 | Anwendungsbeispiel »Das ist ja! … Gras.«
04 erstaunlich | Bew. so schlicht wie bewegend, für Freunde eher zurückhaltenderr Exklamation mit wiss. Anstrich
B Anmerkungen
a) Bemerkenswerterweise führt Duden folgende Bedeutungen an:
– in seiner Art besonders extrem
– besonders Jugendsprache:
> in begeisternder Weise gut, schön
> schlecht, furchtbar
b) gesucht werden insbesondere Worte gleichwertig universal einsetzbaren Ausdrucks, die nicht nur Ersatz für eine Nuance von »krass« bieten
Botanisieren ::: langerwartetes zweites Blühen der Phalaenopsis
Ordnung Asparagales, Familie Orchidaceae, Gattung Phalaenopsis
(Passend zum Konzert Xiu Xiu plays the music of Twin Peaks am 1.10.15: Orchideen!)
Steve von Till | 2.07.15 | UT Connewitz
Auf den Stufen eines kirchlichen Portals hat sich eine kleine Sippe Hominider zum Verspeisen ihrer soeben im Deli erbeuteten Abendmahlzeit niedergelassen. … äh, hier waren wir doch schon einmal?
Das Leben erbietet sich in Wiederholungen. Hin und wieder ist dies durchweg positiv. Der Reiz des Bekannten. Das Schwelgen in Vergangenem.
Das Konzert wird heute nicht mit einer Vorband, sondern mit einem Vorfilm eingeleitet. Kenneth Thomas’ Doku Blood, Sweat & Vinyl streift durch die Label Hydra Head, Neurot und Constellation und weckt verträumte Erinnerungen an vergangene Konzertabende. Neurosis natürlich, Isis, Godspeed You! Black Emperor und, mit tief mikrofonverstärkt brummender Katze, Thee Silver Mt. Zion. Und den Wunsch sich auch mit anderen Künstlern dieser Label endlich eingehender oder einmal wieder zu beschäftigen, mit Pelican zum Beispiel, Cave in, oder diese zu entdecken, wie bei hangedup.
Das Konzert selbst wird wieder einmal im Zwilicht zwischen glücklich halbhinwegdämmerndem Bewusstsein und plötzlich hochgeschreckter, hingerissener Konzentration verbracht. Man möchte noch nicht einmal das tiefsonore Brummen und die äonentief gelassene Ausstrahlung Herrn von Tills dafür verantwortlich machen. Es ist einfach schon spät. Draußen geht ein sommermatter Tag zu Ende. Hier drinnen ist es kühl und bestuhlt.
Die Musik ist sehr schlicht gehalten, meist wird der mit viel Stille zwischen den Versen vorgetragene Gesang nur mit einzelnen sachten Akkorden akzentuiert. Hin und wieder perlt sich eine Melodie aus der Gitarre und tanzt honigfarben um das Gehör. Und ab und an wird der Verstärker sehr weit aufgedreht, und mehrere Loopspuren erzeugen so etwas wie Neurosis light. In einem Lied wird etwas Schwung beigegeben. Zwischen den Stücken erzählt ein ausgesprochen wohl gelaunter Steve von Till etwas zu dem was war, und dem was sein wird. Und über all dem schwebt gottmächtig diese Stimme wie ein Lullaby.
Das aktuelle Album a life unto itself zum einhören gibt es hier.
PGI ::: wöchentlicher Arbeitsbericht: schwarzer Plantagendonnerstag
Es ist Donnerstag morgen. Ich befinde mich gerade im Flur als ich aus Richtung der Plantage ein fallendes Geräusch höre. Eilend erreiche ich die Plantage gerade rechtzeitig um mit so kummervollem wie machtlosen Entsetzen zu sehen wie alle neun Lycopersianer, sich an ihren klettenartig beblätternden Ästchen haltend, von den Fensterbänken und den anderen erhöhten Plattformen in einem wilden Dominoreigen gemeinschaftlich in die Tiefe springen und ineinanderfallen.
!
Es ist der bislang schwärzeste Tag in der langen und meist so erfolgsfrohen Geschichte meiner Plantage.
Es schien ihnen wohl eine gute Idee zu sein, geboren aus jugendlichem Überschwang und Freude über den endlich anbrechenden Sommer, doch nun wo sie in ihrem verhedderten Haufen, etwa 4 qm Boden bedeckend, liegen, wirken sie doch etwas reumütig.
Nach stundenlangem Entheddern, Aufrichten und Abschneiden zahlloser abgeknickter oder für die Unbalanciertheit meiner kleinen grünen Freunde verantwortlichen Äste, die meist dicht mit zukünftigem Ertrag behangen sind, bietet sich ein tieftrauriger Anblick. Jeder einzelne Lycopersianer nur noch ein Schatten seiner einstigen grünen Selbst. Sie wirken alle noch wie unter Schock.
Doch durch die kürzliche und gar nicht genug zu würdigende Entdeckung im frei improviserenden Feldversuch meines geschätzten Kollegen und Institutsleiters A. schimmert etwas Hoffnung hindurch. Auch Lycopersianer haben die Fähigkeit aus abgebrochenen Ästen neu Wurzeln auszutreiben, wenn man sie in Wasser stellt. Neubeginn und Weiterreifung scheinen greifbar. Die Plantage wird zu neuer Pracht erblühen!