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PGI Expeditionsbericht & Trivialnotizen | España del Norte | 18. bis 28. September
Keine Postkarten! Keine Bilder.
Noja — the Area is secure
Wir sind in Noja angekommen. Einem kleinen ganz und gar zauberhaften Badeort östlich von Santander, mit Kletterfelsen am Strand, wunderbarer an den Alpinensteig erinnernder Botanik, einem Küstenwanderweg, und in der Sonne funkelnden und flirrenden, und in der Ferne im Dunst verstiebenden Surferwellen. Noja befindet sich in einem etwas surreal wirkenden Nachsaisonschlaf. Nach und nach erst stiehlt sich diese Beobachtung ins Bewusstsein. Wir scheinen nahezu die einzigen Gäste zu sein. Die meisten Gebäude haben ihre Rolllädenlider bereits heruntergezogen. In diesen zahllosen Ferienapartments die uns durch ihren eigenwilligen, an gewisse belgische Bauten erinnernden, doch sehr variantenreichen Stil erfreuen. Sind vom Baustil tief beeindruckt und taufen ihn Bauhaus der 70er. Der sehr wohnlich und freundlich und nicht sozialistisch anmutende Komplex in dem wir uns befinden, und der sich durch seine Verschachtelung, freiliegende Wendeltreppen, enge Gänge, unterschiedlichste Blickachsen, und nicht zuletzt seine an französische Dörfer erinnernden dunkelgrünen Fensterläden als perfekte CoD-Karte anzubieten scheint, wirkt verlassen. Die meisten supermercados haben für dieses Jahr dicht gemacht. Wir befinden uns meist zur frühnachmittäglichen Unzeit im Ort, an dem ohnehin alle Geschäfte geschlossen haben, nichtsdestotrotz ist augenfällig dass es nirgends Postkarten zu erwerben gäbe, selbst wenn geöffnet wäre. Nach einigen Spaziergängen durch die Stadt vermerkt Herr Walte, es ist ein Ort, wie aus dem Buch der seltsamsten Orte der Welt. Er existiert und scheint zugleich nicht zu existieren. Wir sind in einer sonderbaren Zone des Nirgendwo. Doch wie wunderbar dieses spezielle zauberhafte Nirgendwo mit nur wenigen Menschen teilen zu müssen.
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… auf dem Marktplatz, es steht noch das Zelt des an diesem Wochenende gefeierten Oktoberfestes, er ist umsäumt von uns in den Bann ziehenden, in ihrer Architektur sozialistisch wirkenden Häuserfronten, Dame C. und T.h.e.o. verlassen gerade den Spielplatz, hinter dem sich die nüchterne Architektur entlangzieht … | … | … sowie weitere Beispiele für die Feriensiedlungsarchitektur Nojas; unter vielen »se vende« Beschilderten befindet sich ein besonders schönes Exemplar, dessen Name auf dem Schild des Eisenzauns »Villa particular« heißt, und das vollständig in dunkelfiesgrüne Fliesen gekachelt ist, die ins Schwarze changieren … | … | … weitere erwerbbare Objekte sind in den zahllosen Immobilienschaufenstern zu bewundern. Wir einigen uns schnell auf ein für 70 000 Eur zu habendes Apartment, das mit dem Foto einer unerreicht trist anzusehenden Betonterrasse, auf der ein einsamer Plastikliegestuhl gestrandet ist, beworben wird … | … | … im Gegensatz dazu gibt es spätmittelalterlich filigran gebaute Palazzi zu bewundern, die von weiten grünen Gärten gesäumt sind; in einem der gerade von einem Baugerüst umgeben ist, steht eine prachtvolle Norfolktanne (Araucaria heterophylla)! Sowohl die Palazzi als auch die meisten Apartmentansammlungen sind von Natursteinmauern umgeben; im Fall der sozialistisch-belgischen Gebäudekomplexe ein interessanter gestalterischer Gegensatz; speziell im Fall des Bienenwabengebäudes …
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thoreauvian ::: Mohn & Korn; & Grillen
»Man öffnet seine beide Ohren dem unsichtbaren, ununterbrochenen Chor und fragt sich, ob nicht die Erde selbst die ganze Zeit über singt.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
Dinosaur Jr. | 7.06.16 | Täubchenthal
Egyptienne-Schriftzug über Wolkenköpfen. Draußen lauschiges Chilloutareal in Abendsonne. Ein Großteil des Publikums scheint über vierzig und verjüngt sich für die Dauer des Konzerts zu hüpfenden Sechzehn. Der Sound ist anzunehmenderweise bewusst verwaschen und verrauscht. Das Geräusch eines Saiteninstrumentes, das mehrmals schnell hintereinander whoang whoang whoang macht. Mittendrein zwischen dem leicht vor sich hin zappelnden Punk, unterlegt meist von J. Mascis ruhiger und leiser, immerzu leicht fern und melancholisch wehmütig klingender Stimme, ein paar Einlagen die leicht Richtung heavy metal gehen. Es geschieht selbst oder gerade in der musikalischen Verwaschenheit viel. Doch in all der freundlichen Enge des Zuschauerraums und drückender Hitze bleibt die Aufmerksamkeit immer wieder flirrend zwischen der gandalfwallenden in sich ruhenden Pracht von J. Mascis Haar und dem dazu dipoligen wild herumgeschüttelten, oft antlitzverhängenden Haarmopp des anderen Saitenmannes hängen, während sich wie nebenbei ein glücklichzufriedenes Konzertgefühl einstellt, das Sein umwattet von gitarrigem Krach.
Petula ::: Me and My Drummer | 4.06.16 | Parkbühne Geyserhaus
Die Vorband Petula besteht aus einem optisch sehr an Kristofer Åström erinnernden Typ, der ein Shark-T-Shirt trägt. Die Musik gitarrenschwer von Elektronik unterwandert, und das gefühlvoll geloopte Gesamtarrangement bildet mit beeindruckender Wucht einen ausfüllenden Freiraumklang.
Der Gesang dehnt sich von sanften Songwritertönen über kopfhoch exaltiert bis vollkommen Twin Peaks-geflippt, dazu ausschweifende Gestik die an die hohe Schule David Eugene Edwards reicht. Wenn man White Whine gesehen hat, dächte man, das ausgeflipptest Mögliche gesehen zu haben. Doch die Erde ist groß. Ein Erinnerungshauch Muse, Roman Fischer. Und Helge.
Wie immer von der schlafwandelnd sicheren, wie beiläufigen Präzision sich selbst loopender Künstler beeindruckt. Ein abschließender Dank geht nicht nur an die Hauptband, das Team und die Veranstalter, sondern auch an all jene die ihm vorher beim Joggen durch den Park zugewunken und angefeuert haben. Der Abgang wird durch die sich nicht öffnende Tür in der Bühnenmitte erschwert, und sogleich stilistisch durch sich seitlich davonschleichende Pantomime gerettet. Ein gewisser Andrang am dort befindlichen Merch-Stand zeugt von entfachter Begeisterung.