Birds in Row ::: 12.10.23 ::: Conny Island

Nach engem Tramfahren und langem aber immerhin regenlosem Weg zum Conne Island kommen wir in den lose mit Plaudernden bestandenen Innenhof und innen zu den letzten Schreien der ersten Band. Die Publikumsmasse löst sich zur Pause auf und vor uns materialisieren St. & An. Ersterer eilt zum Merch, wir anderen sichern schonmal die Seniorenplätze, nach wie vor ungepolstert. Unerwartete Kollegen vor der Bühne auf den giganten Stufen, ebenso unerwartet Kollegen auf der Bühne. Umbau geht zügig vonstatten und schon bald beginnen Jota. Die groalende Gestalt im meist rot flackerndem Gegenlicht nur als Silhouette zu sehen, in angemessenen teils gebückten Wiegebewegungen. Stücke instrumentell abwechslungsreich, hie und da Gitarrenwände, Wechsel in den Rhythmen und alles vergeht sehr kurzweilig.

Park+Riot. Auf der Bühne nur ein Mensch, die Bühne noch immer über und über mit Instrumenten zugestellt. Eine rufende, groalende Stimme, doch die Lippen des Bühnenmenschen bewegen sich nicht. Der Blick schweift zu den Gerüsten links, wo eine munter klimmende Gestalt auf die Menge groalt, dann flink herabklettert, zur Bühne stürmt, und mit dem Gitarrenmenschen in wie auch später selbst formuliertes, zusammen vor sich hin brüllen, verfällt. Das Ganze findet in einem Lärm statt von dem man trotz Augen kaum glauben mag, dass er nur von Zweien und nicht mindestens einer fünfzähligen Band stammt. Instrumentell geschieht einiges, und visuell auch immerzu Bewegung auf der Bühne. Gitarrist nimmt mehrmals Position auf dem Schlagzeug ein, der Schlagzeuger begeht auch einmal das Seitengerüst auf unserer Seite, und zum Finale hinter zur Tontechnik, so dass sich die beiden Kumpels über das Publikum hinweg anschreien können. Der Gitarrist erzählt dass es irgendwie bissl lustig ist, mit fünfzehn hat er ungewünscht von seinem Vater eine e-Gitarre bekommen, und nun steht er hier und brüllt Leute an. Zwischen all der fidelen hüpfenden kletternden und headshakenden Freude, transportieren die Lieder ernste und traurige Themen, wie Lesbos. St. attestiert im letzten Lied einen Taktwechsel von ¾ auf 4/4 der ihm sehr Freude gemacht hat. Ich bringe an dass ich es sehr anständig vom Schlagzeuger finde, dass er in seinen Gesprächen mit dem Publikum zwischen den Stücken hörbar aus der Puste war, werde aber korrigiert, der Gitarrist sprach, übereinstimmend wird ausgeschlossen dass der Schlagzeuger jemals aus der Puste sein könnte.

Birds in Row. Es ist wieder wunderschön und unglaublich, kantig, melodisch, voller Brüche die sich ineinander schmiegen. Die ersten Lieder vielleicht in Reihenfolge der Gris Klein. Diese einzeln klackenden Takte des ersten Stücks. Und all das andere. Seligkeit. An einer Stelle flackert die Bühne stroboskop, die Saiteninstrumente springen wild über die Bühne und ich bin in einer sinnenden Pause des Staunens, wie Musiker es schaffen die Stücke so wild herumderwischend weiterzuspielen. Im Vergleich zum ersten Mal, wo beinahe fortwährende Überraschung über die nächste Wendung in einem Lied war, ist es nun im Hören nach über einem Jahr Vertrautheit bis in Details, und im Ineinenanderlaufen des gefühlt einen großen Songs damals, sind einzeln erkennbare Stücke geworden. Vor der zweiten Gesprächspause kamen zwei bis drei unvertraute Songs, gerade der vor der Gesprächspause auch sehr panoramagroß und riesenweit. Sehr wändig! Also Gitarre. Jenifer Ever sind wieder mit dabei. Und White Vine. Und viele andere. Und dann Stücke die in sehr melodiösen Grunge beginnen bevor sie in Krach zersetzt und neu zusammengefrickelt werden, oder in Blues, oder in vielen anderen Anklängen an andere Genres. Wie sie so offensichtlich auch andere Genre übersolide bespielen könnten, wie ihre Ausflüge zeigen, das immer besonders faszinierend, wenn Bands das Stehen können, und so war auch Ren da. Wieder sehr viel Dankbarkeit die an die anderen Bands des Line Ups und das Publikum ausgeschüttet wird, gegen die Isolation, Einsamkeit, aufeinander Aufpassen, hie und da um Worte in der Nichterstsprache suchend. Und irgendwann geht auch dieser Musikrausch zu Ende, eine weitere CD vom überreichen Angebot wird geradezu wahllos zuversichtlich glücklich ausgepickt, in Sicherheit dass alle einfach nur gut sein werden, und durch die noch regenfeuchte Luft werden wir zu einem Auto geleitet und nach Hause gebracht.

Entweder bei Birds in Row, oder Park+Riot, sagen wir es war während Birds on Riot, instrumentale Sequenz in der sehr helle vereinzelte Fiepstöne überlaut an mein Trommelfell anfliegen, doch immer wenn dazwischen tief brausende Gitarrenschrammer kommen wird das Fiepsen wie ausgedimmt, aber wie in einer räumlichen Verzerrung, irgendwie unnatürlich klingend, und in meinen Ohren entstehen beinahe lokal fühlbare Verzerreffekte, oder auch Dislokationseffekte, wabernd, die mich eine Weile beschäftigt halten. Als hätte sich das Gehör digitalisiert, und es würde Fehler in der Abspielung geben …

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