Langeoog | 29.05 bis 2.06
Reisebuchaufzeichnungen – Zusammenfassung
Umfassendere Reisebuchaufzeichnungen sind dank Netbookmitnahme bereits digital vorhanden und werden in Kürze diese Seite sprengen.
Natürlich viel geschwinder um weitere Eindrücke von dieser wunderbaren Insel zu sammeln, geht das Betrachten der äh, wenigen Bilder die ich sorgsam jeden Moment auswählend gespeichert habe: Langeoog-Bilder, eine Auswahl.
Dramatische Szenen in Langeoog-Ort. In der 2000-Einwohner-Inselgemeinde Langeoog gibt es keine Autos. Doch die Wege sind natürlich breit genug für Pferdefuhrwerke und Elektroliefer- bzw. Müllwagen.
Doch das Idyll täuscht. Hinter jeder Biegung wartet Dramatisches, oder bitter Rührendes. Fußgängerherrlich beschreitet man mittelwegs die verwinkelten Wege durch die beschaulichen Backsteinhäuser nebst detailliert gehegten, rabatteten und beblühmten Vorgärten. Hagebutten soweit das Auge reicht und die Nase riecht. Mit sich, der Welt und insbesondere der Luft im Reinen.
Bis klackerndes Hufgepolter von hinten zu einem entsetzten Seitsprung zwingt, direkt in den Weg des ansurrenden Elektrolieferwagens. In Panik weiterhechtend bis zum Bürgersteig. Um dort beinahe von einer königlich riesigen Möwe umgeflogen zu werden, die eine noch halb verpackte Fischsemmel, ich denke es war ein Matjesbrötchen, im Schnabel trägt, sich und ihre Beute mit Mühen über den nächsten Hausgiebel wuchtend und so aus der Sicht verschwindend.
Ist der Puls von diesem Schockerlebnissen wieder in ruhigere Bahnen getaktet sieht man davon ab sich wieder auf die Straße zu wagen. Der nächste Fahrradfahrer lauert schon, und die Horde an schulklassenausflügelnder Kinder ist in der Ferne auch bereits anbrandend zu hören.
Erschöpft biegt man um eine Ecke und die Seele findet Entspannung in der Beobachtung heimelicher Szenen. Ein altes Ehepaar. Er im Strandkorb im Garten, sie im Hintergrund nahe eines Gartenschuppens. Er zankt ihr, glücklich und wie festgemeißelt in seinem Korb sitzend irgendwas entgegen, was sie denn da suche. Man erledigt dies und jenes und kommt auf dem Rückweg wieder dort vorbei. Sie steht vor ihm, die Hausschuhe bereithaltend und vor ihm schwenkend. Komm schon! Wir trinken eine schöne Tasse Tee. Dann fühlst du dich wie neu. Steh endlich auf! Ich helf Dir auch hoch. Noch dreimal gehe ich an diesem Garten vorbei, immer darauf gefasst dass der Opa da immer noch sitzt. Doch er tut es nicht.
Ungewöhnlich ist es, dieses Örtchen. Halb für Touristen, halb durchdrungen von Einheimischen mit Gärten und Alltagsleben, in das man direkt hineinblickt, durch das man direkt hindurchgeht.
Die Dünen, die Strandkörbe, der Strand, die Priele und das Meer. Auf dem Weg zum Meer kommen wir durch mit Hagebuttensträuchern und anderem niederem, an Macchia erinnerndes Gewächs, überwuchertes und vor allem hügeligem Land hindurch, das ich ab jetzt Dünen nennen soll.
Der erste Blick auf das Meer. Der erste Blick auf den Wind. Immerzu Wind. Zwischen strandhafergrün überwachsenen Dünen und Brandung liegt weit und breit Sand, vom Grad der Durchnäßtheit verschieden gefärbt, von Wind und abfließendem Wasser in verschiedenen Mustern eingeforen. Darüber der Himmel. Himmel, Strand und Meer fließen in Dunkelblau, Ockergrau und noch mehr Blau zusammen. Oder bei sonnigem Wetter in graublau, weißbeige und hellblau. Aber immer bilden sie eine Einheit, fließen in eine einzige Weite.
Zerrissen nur von den kreischenden Möwenschwärmen und hie und da einem Fasan der aus dem Bewuchs der Dünen hinunterpurzelt und irritiert auf den Holzplanken, die an den bunten Strandkörben vorbeiführen, sitzen bleibt.
Das lange Ende der Insel. Es führt ein gerader Weg, zwischen Dünenlandschaft und Salzwiesen, an das östlich gelegene, lange Ende der Insel. Zählt man 1200-Meter Quadrate auf dem Inselplan schätzt man ihn auf 7km, die 200 Meter je Quadrat fröhlich unterschlagend und rechnet mit einem 3-Stündigen Ausflug ans lange Ende der Insel und zurück.
Am Ende des Tages, nachdem man, des langen geraden Weges auf dem Hinweg bereits überdrüssig, sich kilometerweit bei entgegenscheinender Sonne durch den wüstenartig breit daliegenden weißen, mit Muschelskelletten und den ausgebleichten Überbleibseln anderer Skelette, übersähten Sand geschleift hat, entdeckt man auf einem Schild, dass es um die 24 km gewesen sein müssen. Die Dauer von 7 h dieser Wanderung einen also nicht weiter verwundern, oder gar zu beschämen braucht.
In Anbetracht des guten Wetters dass einen die ganze Wanderung begleitete, ist man froh, dass man den ganzen Weg in einem Rucksack die erst kürzlich erworbenen Gummistiefel, Regenschirm und Regenjacke mittrug, um nicht noch einmal so durchnäßt zu werden, wie vom Vortagsregen. Ohne diese Beschwerung des Rückens wäre man vermutlich irgendwann ausgezehrt vom Wind der immerzu um die Ohren fauchte, dem Wahn nahe und der Welt immer ferner, hinfortgeweht worden.
Gummistiefel und Kameranot-Beobachtungsstation. Gummistiefel auf Langeoog zu erwerben ist etwas schwerer als gedacht. Trübseelig verzichte ich auf die mir vorschwebenden Exemplare in leuchtendem Gelb. Doch auch der Kauf pinkrosaroter Stiefel mit Blümchen bleibt mir erspart. Es siegt das Modell in schlichtem Blau.
Das erste Tragen. Am Strand, aufkommender Regen. Soeben habe ich meine Kamera im Zuge einer Selbstauslöserfotografie einem Sandkörnchenregen ausgesetzt, worauf sie mit zwischenzeitlicher Weigerung das Zoomobjektiv auszufahren reagierte. Mit Herrn Waltes Taschenmesser kratze ich an dem Ring zwischen dem sich die Sandkristalle eingespreizt haben und versuche sie dort zu entfernen. Fernab von der Mechanik kann man ruhig ein bisschen am Kameragehäuse herumhobeln, dabei Sand aber vor allem Kameraplastik entfernen. Minutenlanges konzentriertes Arbeiten. Herr Walte genießt die plötzlich und so unverhofft aufgekommene Ruhe und döst im Strandkorb sitzend. Immer mal wieder schalte ich die Kamera an und aus und lausche auf das stoppende Objektivausfahrgeräusch. Manchmal fährt es fast aus. Meist passiert nichts als ein knisterndes Wimmern. Doch Verbissenheit macht sich bezahlt und irgendwann fährt das Objektiv aus, wenn auch nicht mehr ein.
In der Zwischenzeit wechselte das Wetter von Sonne in kalten Dauerregen. Da ich nun Meisterin im entsanden bin, entsande ich meine Barfüße und ziehe Socken und Gummistiefel über. Ein unglaublich wärmendes Gefühl.
Ich bin Ostfriesin. Das Gehen im Gummistiefel macht einen dazu. In Schuhen und doch sind die Füße so frei wie der Wind.
Der Regen nimmt zu. Ich tue es Herrn Walte gleich und schütze mit aufgelegten Rucksack die Oberschenkel vorm Durchweichen. Minuten später als der Regen immer mehr vom Wind in unseren Strandkorb gejagt wird, greife ich zum neu erworbenen Schirm, und wir verbarrikadieren uns weiter. Beobachten die ungemach kreischenden den Regen anprangernden Möwen beim durch den Sturm segeln. Es wird entdeckt dass der auf Langeoog erworbene Schirm (Farbe Gelb) aus Regensburg ist.
Das Watt. Das Watt war herrlich schlickig. Die Wattführung ein Happening. Ein Anempfehlenswertes. Zusammen mit Klasse 3b, deren einzelne Bestandteile von Wattführer Uwe Garrels liebevoll in seine Gezeitenpantomime einbezogen und auf den Hinterkopf geknufft, gezaust oder anderweitig animiert werden, durchstreifen wir Salzwiesen und Watt und lernen …
… was Plankton ist, dass Dünen durch den Wind entstehen und deswegen sich hoch über das Wasser auftürmen können, beginnende Ebbe höheren Wasserstand haben kann als endende Flut. Nur die Wörter Niedrig- und Hochwasser für deren jeweilige Endpunkte stehen. Wie sich diverse Muscheln ernähren und fortbewegen, unbeschränkt durch die Möglichkeiten menschlicher Anatomie vom Wattführer einprägsam vorgeführt, ebenso wie das glücklichste Lebewesen der Welt, die Wattschnecke, die, den Mund am Fuß, im Gehen Fressen kann. Wir kennen nun die Tricks der in den Salzwiesen wachsenden Pflanzen zur Entsalzung, Strandflieder, Strandgrasnelke, Salzmelde. Haben eine Lerche im Schwebe-Verharr-Flug gesehen, das Verhalten der Salzwiesenbrüter um von ihrer Brut abzulenken erklärt bekommen, und deren Nester am Wegesrand gesehen. Können nun Herings- und Silbermöwen auseinanderhalten. In den Salzwiesen ein würziger, beinahe stinkiger Geruch. Im Watt ein fischiger, schlickschwefeliger Gestank. Untermalt von gluckernden, sickernden und schluchzenden Geräuschen, sobald man eine beliebige Extremität wieder aus dem Schlick herauszieht, und dabei nochmehr Wattgeruchsmoleküle freigibt. Begutachteten diverse Würmer und mit Saugschlauch versehene Muscheln. Haben zugesehen wie Herzmuscheln sich wieder einbuddeln, nachdem man sie mit den Finger über das Watt kämmend zu Massen eingesammelt hat. Und wie man durch Zusammenquetschen deren Grabfuß bewundern kann. Sehen Wattwurmausscheidungen live aus dem Nichts entstehen. Und wissen nun: im Watt überlebt man am besten indem man so aussieht als wäre man nicht da.
Nicht nur dass man sich am Norddialekt satt hören konnte und am Nordhumor. Nein das Watt sehen und dabei von jemanden geleitet werden der aussieht wie Brian in Life of Brian, mit einem Käscher bewaffnet wie ein Irrer im flutenden Watt herumjagt um Garnelen zu sammeln, und immerzu von wilder Watt- und Lebensfreude sprüht, wird sich auf immer in mein Gedächntnis eingebrannt haben. Daneben verblassen beinahe alle Eindrücke von Wind, Sonne, Regen, Meer, Kurtourismus, Dünen, Quallen, Federvieh und Hagebuttenduft.
Oli · June 4, 2010 @ 10:09
Seems to me, that it was a very amusing holiday despite the rain, which i think is characteristic of Northern Germany at all. For the next vacancy in the Eastern Friesland Area I could recommend this stylish equipment, if your are still look for YELLOW boots and stuff … http://www.friesennerze.com/product_info.php/info/p54_Gummistiefel—Zera-Lady.html
admini · June 4, 2010 @ 11:40
oh hey, the boots look really groovy … pending over if I do not need a second pair of gumboots … and now I want to hear your post in Platt