Moneybrother | Starclub Sommer 07 und 9.03.08 | Conne Island

Ein Wiederholtes und immer wiederholenswertes Konzerterlebnis. Es gibt Bands, die man einmal live sehen möchte, und es gibt Bands, bei denen es nicht ausreicht, sie einmal live gesehen zu haben [*]. Zum Beispiel Logh. Oder Blackmail. Oder Moneybrother.

Das Besondere am Moneybrotherliveerlebnis. Die Alben, die man vorher kannte und ganz okay fand, aber nicht unbedingt haben musste, werden durch das Liveerlebnis zu einem Schatz, den man a) haben b) hören, hören und hören muss. Musik, die man erst so richtig versteht, wenn man sieht, wie sie auf der Bühne gelebt wird.

Nachdem mir das Erlebnis auf dem Highfield07 wegen Schlappigkeit und Logistik entgangen ist, aber danach von Anne la expertise de soul als »das« Highlight angepriesen wurde, trieb uns der Autoerlebnisvervollständigungstrieb wie selbstverständlich nach Dresden. Mehrmaliges grummeln und murren, dass natürlich alle. Guten. Bands. Nach Dresden und nie! nach Leipzig kommen.
Und das alles nur um im Dezember festzustellen, dass sie auf dem Tourenrückweg Leipzig streifen. Nachschlag.

Die Konzerte waren beide gleich klasse. Und doch nicht Konzert 1 und das andere die Kopie davon. Doch die Unterschiede genau zu entziffern ist schwierig. Und unnötig. Gehen doch alle Puzzleteile, die Tanzbarkeit, der Schwung, das Zusammen-»spielen« der Band, der Schmerz, die Geschichten, die Lebensfreude, das Herumkaspern auf der Bühne in ein einziges Konzerterleben ein.

Und man versteht. Dass der Einsatz jedes Instruments in einem genau bestimmten Moment, im Ineinandergreifen der Instrumente, allein zu dem Zweck erfolgt, Glück zu lösen. Zu dem Zweck, dass man sich gut, und richtig, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit fühlt. Und dass es in diesem Moment gar nicht anders sein könnte. Und wenn man das einmal live gesehen hat, wird einem dieses Gefühl von nun an bei jedem Hören dieser Lieder begleiten und ausfüllen.

Gestern vielleicht noch viel mehr das Gefühl, dass das ganze Bühnengeschehen von ausgesuchtester Albernheit beseelt ist. Ein Helge linst heimlich und unbemerkt um die Ecke, oder sitzt im Nacken wie ein Schalk. Da wird gefeixt, gejohlt und zum Lachen innegehalten. Selbst Trennungsschmerzlieder werden durch Grimassen karikiert. Und auf einmal ist die Albernheit weg. I’m Not Ready For It, Jo. Da wird gefleht, geflüstert und Schmerz laut herausgeschrien, und man denkt, es passiert jetzt. In diesem Moment. Als wäre es gerade geschrieben worden. Wie ein kurzer Ausflug, wie ein Traum, und dann wird wieder gekaspert als wär nichts gewesen. Unvergleichlich inszenierte Lachnummer wieder It Might As Well Be Now. Die hohe Frauenstimme (Ane Brun) die für die Tournee von den Bandkumpanen gepiepst werden muss.

Und die Band spielt und spielt und spielt, Zugabe auf Zugabe. Und bei der Letzten, bei der der Sänger nur mit Gitarre nochmals allein auf die Bühne stürmt, kann man sich eines imaginären Bildes nicht erwehren. Dass seine Bandkumpane versuchen ihn festzuhalten – »komm, lass gut sein jetzt. Das Publikum will nach Hause …« – als er zur 4. Zugabe wieder auf die Bühne springen will, gebrandet und getrieben vom Knilch des Enthusiasmus, er sich aber losmacht, um dann als Barde ein Lied zu gröhlen, dass er dem besten Kumpel zur Hochzeit vorgetragen hat. Hoffentlich etwas distinguierter.

Nachtrag. Der obige Text wurde kurz nach dem zweiten Konzert im März geschrieben. Damals noch nicht ahnend, dass Moneybrother sobald und unverhofft zum dritten Mal den steinigen Konzerteweg kreuzen wird.

– So mag der Text sich ganz gut als Quell aus dem Vorfreude fliest eignen, und als Ausdruck derselbigen.
– Doch obwohl? Wie oft muss man eine Band kurz hintereinander wirklich live sehen? (»Ach die schon wieder«) [* man beachte vergleichend den Sternchenindikator weiter oben, um sich am Wankeln des Menschen zu erfreuen. Zu schnell wird hervorragendes als gewohnt empfunden. Und das was noch vor kurzem zu Begeisterungsstürmen hinriß mit einemmal schon nur noch als täglich Brot verstanden, das man lustlos mümmelt]
– Aber wenn man den Apfel schon hingereckt bekommt? Ist ja nicht so, dass man extra hinfährt. Moneybrother ist halt überall.
– Na eben. Langsam könnte es … abnutzen, öde, schal werden, sich wiederholen?
– Pah! Passauer Pfingstopenair. Here we come. In freudigster Erwartung. Und wenn dieser Text online geht, dann hüpfe ich gerade, hoffentlich zusammen mit Astrid auf dem PPO weit weg vom WGT zu Moneybrother herum. Zeitstoppuhr machts möglich.

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