Digger Barnes & Pencil Quincy ::: Allie Parker | 3.06.12 | UT Connewitz
The River is young. The River ist old. …
The River is blue. And sometimes brown.
The River is black deep on the ground.
The River mourns. The River cries.
And he will lough about your desperate tries.
Lektionen in Bedächtigkeit.
Nach genau einem Jahreslauf haben wir zum zweiten Mal die Gelegenheit Digger Barnes im Rahmen der phänomenalen und weltgroßartigsten »cineastischen Musik-Show auf Erden«, der Diamond Road Show, zu erleben.
Was könnte man noch ergänzen, was hier nicht schon und wieder geschrieben wurde? Es bleibt nur noch ein schwelgendes Resümieren des Unveränderlichen, der notierende Geist lehnt sich etwas entspannt zurück, und erfreut sich frei an den zufallsbedingten Neueindrücken, die sich innerhalb der spektakulären Show ergeben. Zum Beispiel wenn die Projektionen der Diamond Road Show kurz verblassen, und zur psychischen Düsternis von Jim (666), der gigantische Schatten des sitzenden Digger dämonisch über der Bühne aufragt.
Eine schillernde Show die ihren diamantfunkelnden, spröde verstaubten Reiz, wie von abgehalfterten Diners und deren Besitzerinnen, aus dem geruhsamen und bedächtigen Aneinanderfügen von lange wirkenden Bildern, wie aus den leisen Tönen zieht, nie Hast zeigt oder zulässt. Alles so vorherbestimmt durchläuft, wie die Erde ihre Bahn um die Sonne.
Freude am charmanten Witz, der in den Bildern liegt. Ihrer Erzeugung aus der Phantasie eines mit seinen Figuren spielenden Jungen, und in seinem Kopf und an der Leinwand eine Welt aufleben läßt. «He turns reality into phantasy». An den drastisch überzeichneten Charaktären und ihrem Kontrast zu den absolut wahren Geschichten die Digger Barnes in seinen Liedern wiedergibt. In diesem Zusammenspiel wird mit feinsinnigem Gespür eine Hommage an das junge und älter gewordene Amerika gezeichnet, das im kollektiven Gedächtnis eine Bedeutung über sich hinaus erhalten hat, und in einzelnen Spuren noch immer lebendig ist. Das Mythos, Kult und Sehnsucht ist.*
Nachdem wir Digger Barnes als Support von Chuck Ragan kennengelernt haben, lernen wir nun durch Digger Allie Parker kennen. Sein Gesang ist eher hoch, gewöhnt sich aber sehr schnell ein. Obwohl aus dem selben Genre, ist die Wirkung seiner Lieder ganz anders als bei Digger Barnes. Doch es gibt eine Gemeinsamkeit. Man hört ihm einfach gerne zu.
Im angesagten Wechsel der Tonarten geht es durch melancholische, ein heiteres und traurige Stücke. In einem der traurigen Stücke werden um eine Spur kleiner Verschobenheit schräg zueinanderstehende Töne aus der Gitarre geschlagen, die einen in ihrer eigentlich unlogischen, musiktheoretisch geradezu widersinnigen Schönheit wundersam berühren, wie es nur dissonante Töne vermögen. Die im vorliegenden Fall perfekt austarierte, zurückhaltende Weise, hat etwas traurig Aufmunterndes.
Ein Nachsuchen des genauen Namens offenbart die wunderbar geschlossene Kreishaftigkeit der Welt. Wer hätte es gedacht, doch sobald man es weiß, scheint einem das Bild der damaligen Bandbesetzung inklusive Allie Parker an der Gitarre klar vor Augen zu stehen. Allie Parker stand 2009 zusammen mit Digger Barnes hinter Chuck Ragan! Ein Detail, das einen vergnüglich über Wahrnehmung, Gedächtnis, und die proustsche Bedeutungsgebung durch Eigenphantasieleistung und Korrelationsbemühungen mit dem eigenen Leben sinnieren läßt.
Doch wieso es so schwer machen?
Digger Barnes, das sind Texte die so wunderschön wie einfach und tief sind.
Digger Barnes. Das ist Pencil Quincy und gelochte Hochhauslichter in einer dunklen Pappskyline. Und uneigennützige Bewunderung wie sie nur in Freundschaft liegen kann, wenn der Name des Buddys wieder und wieder dem Publikum zum Applaus preisgegeben wird. Pencil. Quincy. Verschmitzt. Weil man nicht genug davon bekommen kann. Und weil es natürlich so amerikana ist.
Digger Barnes, das ist die Höflichkeit sich in jeder Show vorzustellen, und sei es erst zum Schluß.
Digger Barnes, das ist der zusammenspielende Wohlklang von Gesang, Gitarre und einer dumpf wie ein Herzschlag pochenden Drum.
Und Digger Barnes, das ist die Freude, wenn er von jemandem der auf sein Spiel eingeht, auf englisch um ein Autogramm gebeten wird. Sicherlich_garantiert_nicht ansatzweise ahnend, dass mal wieder jemand auf sein Bühnen Alter Ego hereingefallen ist; und wohlwollend noch einen Rat zur Entzellophanierung der Vinyl anbietet.
* siehe hierzu: Americana
whity · June 10, 2012 @ 19:42
ich sach nur: “keep on truckin!”