Rue Royal | 2.11.13 | UT Connewitz
Es ist nun schwarzweißschriftlich. Das UT ist die feinste Venue in Leipzig, wenn nicht gar ganz Deutschlands, oder in bescheidener Eigenmeinung der ganzen Welt, so zumindest geht die Kunde in Musikerkreisen. Zu verdanken haben wir dieses Wissen dem unermüdlichen Autographensammeln des Maqui, der es Brooklyn Dekker von Rue Royal aus dem Handgelenk leierte. Weiteres Wissen seither. Die Anwesenheit eines autogrammierendes Künstlers erhöht Tonträgerverkäufe.
Rue Royals Label Sinnbus lädt zu Geburtstagsfeierlichkeiten und einem musikalisch bunt gemischten Abend. Eröffnet wird der Abend von Miss Kenichi und Band. Das Intro setzt einen frei verloren um Wochen zurück, als Godspeed! You Black Emperor auf der Bühne standen. Aus der Gitarre links hoch verschimmende verzückende Wabertöne, die Bühne flirrt. Darin versinken Schlagzeugwirbel und Tastentöne.
Das erste Lied verwandelt die Vergangenheit in die Gegenwart. Die Stimmung mehr oder minder Americana überschrieben. Herbe Gitarrenklänge, einzeln abgesetzt, Musik deren Puls aus dem Moment zwischen 2 Tönen lebt, wechselnd mit einem schwer zu widerstehendem, sehr solidem Drive, begleiten Miss Kenichis Gesang, während sie abwechselnd selbst an einer Gitarre steht, oder hinter einem gezimmerten Holzkastentasteninstrument langgezogene Akkorde greift. Ihre Stimme, nicht minder herb erst, dann süß und klar, immer melodisch, trotz Brüchen und Kanten, mich hin und wieder an die schöne Eigensinnigkeit von Therese Aunes Stimme erinnernd.
Jan Roth sitzt an seinem Klavier seitlich an der Bühne, vis a vis eines zweiten Tastenmenschen. An der langen Seite zum Publikum jemand an einem Tisch an dem es viele Knöpfe und Dinge zum schrauben gibt, neben einem stehenden Schlagzeuger. Und alle der Reihe nach, werden von Jan Roth mit einem ansteckenden Grinsen aus dem Glücksrausch eingedeckt, während er seine meist nur mit Nummern, wir hörten glaube ich Nummer 27 und 14 aus seinem Werk, benannten Stücke gibt, die sich aus über die Zeit variierenden Melodiewiederholungen über den Raum und zwischen die kräftig rumsenden Beats hindurch ausbreiten. Er gibt das illustre Bild eines Süchtigen, der gerade an seiner Droge hängt. Die Droge heißt Tasteninstrument. Eine Freude ihm in seinem Glück zuzusehen, während er und seine Band mitgerissen im Beat aufgehen. Das ganze szenisch schick arrangiert, alles sehr dunkel, monochrom, es wundert wie man da noch so schnell die richtigen Tasten zu treffen vermag, allein der immer mal wieder hereinzischende Nebel erleuchtet die Szenerie. Der Nebel in dem zuvor ein hübsches Bild sich in der Netzhaut kopfstehend bewundern lies, das aus dem glänzenden Kontrast geflochtenen Metalls eines Mikrophonkopfs vor dem grauen Dickicht des vorbeiziehenden Nebels bestand.
Die meisten Lieder von Rue Royal, vor allem aber die Schönheit ihrer Stimmen und der Melodien wurde inzwischen so oft zu Hause hörend bewundert, das dies der Grund sein muss, dass es einen nicht gänzlich umwirft, sondern man sich einfach nur geborgen fühlt, das alles nun live, in derselben Perfektion wie auf dem dritten Album zu hören. Doch aber fragt, welche Wirkung diese Musik live auf jemanden haben mag, der ihr vollkommen unvorbereitet ausgesetzt wird. Als neues Gefühl bleibt begeistert die Bewunderung, wieviel der vielschichtig aufgebauten Klänge live von zwei Menschen erzeugt werden können, die Sängerin die oft mit der einen Hand kräftig auf eine Drum schlägt, während sie mit der anderen Hand Piano oder die im Rechteck angeordneten Tasten eines Music Controllers spielt, ihre Stimme loopt, oder diverse Rasseln und Schellen schüttelt, der Sänger mit Gitarre und ebenfalls mit diversen Schlagzeugutensilien umgeben. Und das alles zusammen diesen leichten wohlklanggefüllten schillernden Raum erzeugt, in dem man mit dieser Musik so sagenhaft unbeschwert schwebt.