ein proustscher Gruß im Clara-Zetkin-Park …
… welcher im Juni über und über mit von weißen Blüten überquellenden Büschen bestanden ist, erweist sich nach »recherche« einschlägiger Bestimmungsseiten frustrierenderweise nicht als der aus der einstmals gelesenen Schilderung vermeintlich wiedererkannte Weißdorn, dafür — was vielleicht noch wunderbarer ist als das sanft leuchtende und selbstzufriedene Glücksgefühl einer spontanbotanischen Bestimmung aus dem Gedächtnis vergangenen Genusses von belles lettres — als einstweilen hinsichtlich Blütenanzahl, Blüten- und Blattform in Korrelation unbestimmbar.
admini · August 31, 2014 @ 22:06
Gerade einen Artikel aus dem Spiegel 4/1958 (Proust – aus dem Gedächtnis) entdeckt, daraus zwei Absätze die die Hochsensibilität Prousts in zwei mit dem Weißdorn verknüpften Anekdoten beschreiben:
“Trotz seines erbärmlichen Zustandes empfing Proust Besucher, freilich nur abends oder nachts. Er bat sie auf zwei oder sogar fünf Uhr nachts zu sich. Seine Gäste dienten ihm fast ausschließlich als Quelle. Er fragte sie unbarmherzig nach Einzelheiten aus der Gesellschaft oder verlangte, daß sie ihr Gedächtnis vor ihm ausleerten. Einer der Besucher berichtet: ‘Ohne genau zu wissen, weshalb, taten wir unser Bestes, um ihn zu informieren - über Kuchen, die es sonntags, nach der Messe, beim Konditor in dieser oder jener Provinzstadt gibt, über Sträucher, die zur gleichen Zeit wie Dornsträucher und Flieder blühen, oder über Blumen, die zwar keine Hyazinthen, aber in Wuchs oder Verwendung von gleicher Beschaffenheit sind.’ ”
“In jener Zeit vor dem ersten Weltkrieg unternahm er auch noch einige kleinere Reisen, um Stätten zu besuchen, an denen sein Roman spielt, oder auch nur, um den Geruch eines bestimmten Weißdornstrauches noch einmal einzuatmen, den er in seiner Kindheit geliebt hatte und den er denn auch über Seiten seines Textes hin beschrieb. Er mietete dann, um sich gegen Geräusche so gut wie möglich zu sichern, im Hotel drei nebeneinander liegende Zimmer, von denen er nur das mittlere bewohnte, und erklärte sich bereit, auch noch das darüberliegende zu bezahlen, wenn es dafür unbenutzt bliebe.”