Digger Barnes with Johnny Latebloom ::: 9.03.2015 | ZXRX
Durch eine Informantin erfahren wir von einem anstehenden und nicht sehr publiken Konzert von Mr. Digger Barnes im sagenumwobenen Zoro. Ideale Gelegenheit um im Vorfeld an der kulinarischen V-Meile der Bornaischen zu flanieren. Das neu eröffnete Bavarian Dürüm stand ohnehin auf der Liste, und so schmankieren wir Knödel, Blau- bzw. Sauerkraut und kräftig gewürztes Sojabratgut in einer Teigrolle. Da sich im dunklen Innenhof des Zoro wie zu erwarten noch nichts regt, außer Lebensformen um eine Feuertonne, das bavarian dinner jedoch sehr sättigend war, nutzen wir die Zeit für einen Abendspaziergang durch noch unentdeckte Seitengassen der Bornaischen. Die Häuser werden nach und nach herrschaftlicher, giebeliger und baumumstandener, ein Seitenweg vergeht im Wald, ein menschenverlassener zauberhafter Winkel der Stadt, und das alles verliert sich atmosphärisch passend in aufziehenden Nebelschwaden, die sich später im Zigarettendunst des Zoro wiederspiegeln werden.
Nach Rückkehr jetzt unbewegte Stille im Hinterhof, mit einem klirrenden Gin Fizz warten wir im Zest, über anstehende Senfexzesse spekulierend, darauf, dass die Informantin uns abholt und sicher in die geheimen Refugien des Zoro geleitet; viel weiter durch den Hinterhof hätte man sich treiben lassen müssen, an einer schwarzen Katze vorbei, um über Treppenstiegen in den Keller des Zoro zu gelangen. Treppab und wieder hinauf landen wir schließlich im belebten und berauchten Konzertraum. Kurz darauf beginnt der Musiker der Vorband mit seinen Liedern, von denen am prägnantesten die Aussage »Sometimes I would like to quit my desk job, run away, and travel through the world. Instead I am writing my shitty songs« hängenbleibt. Die schnelleren Stücke lassen sich recht kurzweilig hören, die Stimme und auch die von den Liedern ausgehende Stimmung irgendwo bei Johnny Cash.
Irgendwann tritt Digger durch die Tür, und auch schon bald auf die Bühne. Begleitet wird er von Johnny Latebloom, abwechselnd am Kontrabass und an einer Hammond. Statt Fußtrommel gibt es diesmal einen Schellenring, der wie von vornherein als unmöglich abgetan – zu Beginn war er von Menschen verstellt nicht zu erspähen – natürlich nicht Diggers Fußgelenk umringt, sondern auf der Vorderseite seines Schuhs montiert ist. Eine Überraschung gleich zu Beginn, Mr. Barnes hat, nachdem er nun schon seit sovielen Jahren durch Deutschland tourt, deutsch gelernt, mit halb amerikanischen und halb norddeutschen Einschlag präsentiert er den anstehenden Abend in perfekter Aussprache »wir spielen heute ein paar Songs runter, so wie wir es auch auf unserer Farm jeden Abend tun«. Was dieser Mann nicht alles kann.
Nach der Diamond Road Show und dem Anwachsen zu einer ganzen Band ist es wieder ein besonderes Vergnügen die Songs in so minimalistischer Ausstattung zu erleben. Besonderes Klangmoment ist dabei das gewittröse Bogenspiel auf dem Kontrabass zu Everybody Run, dräuend verzerrt quietschende und doch wunderbare Töne schroben aus dem holzigen Klangkörper, und schwirren sodann um den Gesang des Magic Mystery Man of Melody.