Steve von Till | 2.07.15 | UT Connewitz
Auf den Stufen eines kirchlichen Portals hat sich eine kleine Sippe Hominider zum Verspeisen ihrer soeben im Deli erbeuteten Abendmahlzeit niedergelassen. … äh, hier waren wir doch schon einmal?
Das Leben erbietet sich in Wiederholungen. Hin und wieder ist dies durchweg positiv. Der Reiz des Bekannten. Das Schwelgen in Vergangenem.
Das Konzert wird heute nicht mit einer Vorband, sondern mit einem Vorfilm eingeleitet. Kenneth Thomas’ Doku Blood, Sweat & Vinyl streift durch die Label Hydra Head, Neurot und Constellation und weckt verträumte Erinnerungen an vergangene Konzertabende. Neurosis natürlich, Isis, Godspeed You! Black Emperor und, mit tief mikrofonverstärkt brummender Katze, Thee Silver Mt. Zion. Und den Wunsch sich auch mit anderen Künstlern dieser Label endlich eingehender oder einmal wieder zu beschäftigen, mit Pelican zum Beispiel, Cave in, oder diese zu entdecken, wie bei hangedup.
Das Konzert selbst wird wieder einmal im Zwilicht zwischen glücklich halbhinwegdämmerndem Bewusstsein und plötzlich hochgeschreckter, hingerissener Konzentration verbracht. Man möchte noch nicht einmal das tiefsonore Brummen und die äonentief gelassene Ausstrahlung Herrn von Tills dafür verantwortlich machen. Es ist einfach schon spät. Draußen geht ein sommermatter Tag zu Ende. Hier drinnen ist es kühl und bestuhlt.
Die Musik ist sehr schlicht gehalten, meist wird der mit viel Stille zwischen den Versen vorgetragene Gesang nur mit einzelnen sachten Akkorden akzentuiert. Hin und wieder perlt sich eine Melodie aus der Gitarre und tanzt honigfarben um das Gehör. Und ab und an wird der Verstärker sehr weit aufgedreht, und mehrere Loopspuren erzeugen so etwas wie Neurosis light. In einem Lied wird etwas Schwung beigegeben. Zwischen den Stücken erzählt ein ausgesprochen wohl gelaunter Steve von Till etwas zu dem was war, und dem was sein wird. Und über all dem schwebt gottmächtig diese Stimme wie ein Lullaby.
Das aktuelle Album a life unto itself zum einhören gibt es hier.