Traumsequenzer Inc. ::: Verloren zwischen Mega-Shopping Center und Schweizer Bankhaus-Schalterhalle
Kollegen!
Ich möchte Sie an einem der vielen Outputs, deren Aufzeichnung mir mittels des seit kurzem optimierten Traumsequenzers gelang, teilhaben lassen. Zum Traumsequenzer selbst kann ich leider nicht viel sagen. Es handelt sich um kein materielles technisches Gerät. Man kann ihn sich eher wie eine Art Software, die mit Neuro-Mentaler Programmierung in den Cortex integriert wurde, vorstellen. Wie dies geschah bin ich ebensowenig in der Lage zu rekonstruieren, aber da Herr Walte an der Traumerzählung an sich bemängelte es handele sich ja nur um vollkommen alltägliche Dinge, keine Verfolgungsjagden, keine Außerirdischen, kein gar nichts, möchte ich zumindest darüber wie der optimierte Traumsequenzer in mein Gehirn gelangte ausdrücklich nicht! spekulieren und alles offen lassen. Dagegen möchte ich halten, dass ich gerade das fast unerträglich Langweilige und Gewöhnliche des Traums reizvoll empfinde, und es zur Abwechslung mal sehr genoss in einem Traum nicht auf der Flucht zu sein.
Die Traumsequenz. Erwachsene in entspannter Picknick-Plauderstimmung an einem Gras-Hang, Kleinstmenschenlebewesen durchwuseln die Atmosphäre und die Gespräche. Sandras Familie ist da, und das PGI, und viele weitere. Kurz danach befindet sich das PGI (in einem beim Picknick kurzentschlossen gefassten Plan?) nebst Petra und Rüdiger in einem automobilen Ausflug, kreuz und quer über Autobahnen, zu einem Mega-Shopping-Center (was ich durchaus als vollkommen abwegiges Element begreifen würde!). Oder nein, es fällt mir wieder ein, wir wollten zur Stammvideothek meines Bruders, weil während des Picknicks das Gespräch auf einen dort entliehenen Film kam, den wir nun alle sehen möchten. Der Institutsleiter kann was meinem Traum-Ich vollkommen unverständlich ist, mit den regensburgbezogenen Wegbeschreibungen nichts anfangen, so sehr ich mich auch bemühe, trotzdem scheinen wir auf gutem Weg, denn die folgenden Szenen erinnern leicht verfremdet durchaus an die topografischen Begebenheiten des Regensburger Autobahnkreuzes und die Abfahrt Königswiesen, die zur Videothek führt. Die Fahrt über die Autobahn verläuft mit dem Institutsleiter am Steuer ruhig, auch wenn es mein Traum-Ich etwas verstört dass wir uns aufgrund einer Umleitung kurzzeitig zu Fuß an der dicht befahrenen Autobahn entlangbewegen und alles eine Riesenbaustelle ist.
Wir gelangen schließlich wieder im Auto an das Shoppingcenter, die Autobahnausfahrt führt direkt, ich möchte fast sagen murmelschwungartig, in die Parksektion des Centers.
Wir steigen aus, ins Gespräch vertieft, Rüdiger erzählt gerade von einem längerem Ausflug zu Pferde, den er gestern unternommen hat, und dessen körperliche Beanspruchung er zuvor doch unterschätzt hatte (sein Hintern!), was für mein Traum-Ich erklärt warum er uns im Auto begleitet und nicht mit dem Fahrrad gefahren ist (ich muss nicht extra erwähnen, dass es eigentlich nur diese Szene allein ist, die den Traum erzählwürdig macht). Wir betreten gerade den Zugang zur eigentlichen Mall, als uns Nadja und Michi nebst Sohn einholen, in einer Glasschwingtür, und irgendetwas erzählen was uns flugs wieder in das Auto in einer wilden Fahrt kreuz und quer über Autobahn und Stadt führt, bis der Institutsleiter das Mobil über eine imposante sicherlich 20 Meter hinanführende Treppe direkt auf die gold-prägnierten Glastüren eines Schweizer Bankhauses zu steuert (wir hatten wohl noch nicht daran gedacht dass man zum Shoppen auch Geld benötigt), hält auch vor den Glastüren nicht, sondern setzt mit einem Hüpfer direkt in die Bankhalle, ich muss schon sagen, wie das Auto sich genau zeitlich abgestimmt durch die aufgleitenden Glastüren begibt, war ein verblüffender Anblick, zumal es wirklich ein Hüpfer war, mit dem es durch die Glastüren hindurchsprang, wo wir sogleich von zwei blonden Vorzeigedamen hinter einem Schalter pikiert beäugt werden.
Wir werden säuselnd darauf hingewiesen dass die Bank gleich schließe, und wir es ja wohl gerade noch so vor Schluß geschafft hätten. Das Parken direkt in der Schalterhalle wird somit gekonnt nur im Subtext kritisiert. Nach Erledigung des Bankgeschäftes schickt die eine dem Institutsleiter unerhörterweise noch ein leicht anzügliches, ob er es wohl auch schaffe sein Gerät wieder ohne Unfall herauszuziehen (sic!) hinterher. Ich bin mir nicht sicher ob dieser Ausspruch dazu führt, dass es zurück zur Mall in geänderter Fahraufteilung weitergeht. Institutsleiter mit Familie im Auto, ich muss den Rest der Mannschaft auf einer Art Langsitzmotorrad zurückfahren, mit der Schwierigkeit dass ich mir in der Bedienung der Gas- und Bremspedale sehr unsicher bin, und meine Füße diese auch nicht optimal erreichen. Ich fühle mich sehr unwohl, immer mal wieder bleibt mein Auge am Tacho hängen, der beunruhigende 10 km/h anzeigt, auf der Autobahn! Dadurch dass eine drei Mann Teenager-Truppe mitten auf der hügelabwärts durch karges, rotbraunes Land führenden Autobahn Fußball spielt wird es nicht besser. Die Landschaft regt den Institutsleiter und Rüdiger an – das Gespräch ist nicht dadurch beeinträchtigt dass sich die Gruppe in zwei räumlich getrennten Fahrmaschinen aufhält –, weitere Geschichten aus dem Abenteuer Leben wiederzugeben, der Institutsleiter erzählt von einer weiten Höhenwanderung in Chile, bei dem nicht genug Proviant eingesteckt war, nur Schokoriegel. … und irgendwo hier endet der Traum und das Aufwachen begann.
Immer wieder schön mit dem Institut auf Autoreisen zu sein, so lautet mein Résumé, selbst wenn es nur im Traume geschah.
Es grüßt zum Sonntage
M.
Nachtrag: ein Traum in dem ich ungewöhnlich deutlich Worte und Dialoge nicht nur verstanden, sondern teilweise sogar wirklich gehört habe, inklusive Dialekt bei Rüdiger, bis hin zum Stimmklang.