Wovenhand | 22.07.08 | Moritzbastei
Die Erwartung die sich hinter den Tagen stiller und auch mitgeteilter Vorfreude verbirgt, stellt sich ein beschauliches und intensives Konzert in langsamen, dunklen, leicht depressiven Klängen vor, zu denen der Sänger sein Innerstes nach draußen trägt … und träumt von Bestuhlung. Sitzend wohlig die Augen schließen und davontrudeln, wie man es Zuhause beim Hören der Alben tut.
Am Konzertabend steht man müde vom Arbeitstag in der von Konzertbesuchern in Horden bestürmten Veranstaltungstonne. Selbst der Aktivierungscocktail hat schläfrig und nicht fit gemacht, und nebenbei fast verhindert, dass man die reservierten Karten vor Frist auslösen kann — zu unüberwindbar scheint die vom Einlass durch den Fuchsbau und an der Cocktailbar vorbei sich in den Innenhof windende Schlange und die damit verbundene Mühsal des Anstehens. Wunderbar Helden bei sich zu haben, die diesen heroischen Kampf mit dem Schlangengetüm zum Wohle aller auf sich nehmen. Und trotz dieser Erleichterung fragt man sich, wie man es nur anstellen soll wach zu bleiben. Gäbe es Stühle, so wäre es heute gewiß fast ein zweites Bohren*.
Und die Band läßt sich lange bitten. Das einzige akustische Signal, von dem das Publikum vor der blauschumrig beleuchteten Bühne minutenlang zehren kann, ist ein hoch liegender Grundton. In anschließender Diskussion ist man sich unsicher, ob er jemals wieder abgeklungen ist, oder das ganze Konzert begleitet hat, um aus der Wahrnehmung zurückgezogen für dieses hypnotisiert abgehobene Gefühl zu sorgen.
Was kam entsprach nicht der Erwartung. Es war laut. Gewaltig. Umwerfend. Es war ein Mords-Rabatz, der einem in die Glieder fährt und ehrfurchtsvoll erstarren läßt. Die Tribal-Verbindung aus Folklore und indianischen Anklängen wird vom Bleichgesicht David Eugene Edwards — Stirnband, darunter vorlugende blonde Strähnen, Klaus Kinski, mit Gitarre vor dem Mikrofon sitzend — in ekstatischen Zuckungen vorgetragen. Ich frage mich, ob er nicht manchmal Angst davor hat, zu singen anzufangen … um erst Tage oder gar Wochen später wieder zu sich zu kommen. Man kann versuchen dieses Erlebnis wie hier in langen verschlungenen Pfaden zu beschreiben. Oder man bindet all das wie Alex in einem einzigen Wort im Ausklingen des ersten Liedes. Schamane.
* spielen übrigens am 24. Oktober wieder im UT-Connewitz. Hach. Still. Freu.
The Passage » Große Räder: Eine Geschichte aus dem Musikgeschäft (Der Milchmann 2) · November 15, 2008 @ 19:00
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