Firewater | 23.04.08 | in der Nato
Bei vielen Konzerten bilden Künstler und Publikum zwei Reihen die einander gegenüber stehen. Das ist auch in Ordnung und gut so. Der Sänger, die Band Firewater machen einen Kreis draus. In bester Zigeunerfestmanier. Und wenn im Publikum auf und ab gehüpft wird, dann wird auf der Bühne mitgehüpft. Oder war das andersrum?
Die aktuelle Tourzusammensetzung:
– Sänger aus Brooklyn mit Gitarre
– Ecke syrisch wirkende Posaunistin, deren Augen beim Posaunieren lustig kugelweiß hervortreten; ist abwechselnd auch Schellistin [1] samt …
– … Angetrautem am Schlagzeug
– schottischer (?) Gitarrist oder Bassist
– Inder mit schickem schwarzem Turban, xylophonartigen Instrumenten und beachtlichen Trommelsortiment, und noch
– ein in dieser Runde fast untergehender Gitarrist/Bassist (?)
Am Anfang wirkt der Sänger ein bisschen stießig, aber das Publikum zum Feiern zu motivieren ist auch nicht der leichteste Job. Da kann man Stießigkeit nachsehen. Und vielleicht ist es auch eine Sache der Vertrautheit, ob – diesselben Worte; diesselben Gesten – nett oder befremdlich wirken. Zum Beispiel mit dem Finger zeigen und befehlen: Get another drink. You are not dancing. I don’t think you are drunk enough. Come on!
Aber nach und nach setzt sich das in den ersten luftigen Reihen begonnene Tanzen in der kleinen Nato nach hinten durch und Sänger ists zufrieden. Und das dreimalige Wiederherausklatschen scheint ihn sogar soweit versöhnt und erfreut zu haben, dass er ein Wiederkommen bei der nächsten Tour nicht mehr vollkommen ausschließen mag. Doch das Mißtrauen gegen das lusche Leipziger Publikum bleibt: Are you sure that you really want more songs? Are you really really sure? Not that your are having enough after the first song and dissapointing us. (Again?)
Auf der Bühne stehen ist nicht immer leicht. Aber auch Publikum sein kann herausvordernd sein. Erzeugt Erwartungsdruck. Macht Durst. Und war trotzdem wunderbar! Ein Wettkampf.
Das Publikum ist sich sicher und will mehr, selbst als es schon (oder ich zumindest) auf dem ausgetrocknetem Gaumen kriecht. Aber jetzt den Saal verlassen? Lieber nicht. Und beim absolut allerletzten der vielen finalen Lieder hüpfen sie alle. Der ganze Kreis. Der Inder samt umgehängter zweiseitig bespannter Riesentrommel, der Schotte in schwarzer Lederhose, der Sänger, die entzückende Syrerin (?), der am Schlagzeug vielleicht nicht, und das ganze Publikum. This is my life. Ein Hit unter vielen. Und wer sich für den Hintergrund, die Herkunft dieses sehr feinen Destillats aus „Punk, Folk, Indie“, osteuropäischen und (seltener aber vorhanden) schottischen (?) Weisen interessiert, die beständig vom trommelnden Darboukarythmus untertaktet werden, der fange am einfachsten auf der Myspace-Seite realfirewater an und guckt das Youtube-Video. Ich weiß nicht wie einen diese Musik gefangen nimmt, wenn man sie nicht auf der Bühne sieht – denke aber, dass das Video einem dieses Gefühl genauso schenken kann. Das Gefühl für die Musik von Firewater. Geerdet. Luft. Sprung.
[1] Schellistin (subst.): Frau die eine Schelle schlägt.
whity · April 29, 2008 @ 21:13
Die Schellistin (!) kommt übrigens ursprünglich aus Israel (na hab ich nicht gleich gesagt!) und wohnt seit ein paar Jahren in NY. Hat aber nicht so eine schicke Webseite wie die Moni: http://www.reutregev.com/
admini · April 29, 2008 @ 21:19
Danke für die - ähem - besser recherchierten Infos.
Schickes Bild von ihr, auch wenn ichs schade finde dass man die Augen nicht sieht.
Jetzt warte ich nur noch auf Walte, der gaaanz viel über den Inder geforscht hat …
walte · April 29, 2008 @ 21:20
Und hier http://www.dholfoundation.com residiert der “Inder mit schickem schwarzem Turban …”, der ja eigentlich Brite ist, Johnny Kalsi heißt und ein ziemlich bekannter Worldmusiker zu sein scheint.
admini · April 29, 2008 @ 21:35
Oh schick. Da hört man ja auch richtiges Getrommel. Dann hab ich ja nun endlich ne Vorlage an der ich üben kann …
algold · April 30, 2008 @ 18:58
…klicke seit Tagen immer wieder auf das “contact”-Feld der Schellistin-Website!!! Warum funktioniert dat nich? Oder hat Whity die Taste bereits vor mir ruiniert? hihi …
admini · May 1, 2008 @ 11:00
Ich musste ja schon etwas zögern und alle Konsequenzen des Gesagten genau durchdenken bevor ich das da oben guten Gewissens freischalten konnte …
Habe es dann schlechten Gewissens getan.
whity · May 2, 2008 @ 17:38
gosh, blokes … that is shocking! Als wenn der liebe whity den Knopf der Schellistin ruinieren könnte
admini · May 2, 2008 @ 18:33
siehste mal was dir an informatischem hackerwissen zugetraut wird