Logh | 29.07.08 | Bang Bang Club
»The truth I know can not be bent, oh no
It has been raised as a monument to the dead
The truth they say is stated in the Book of Revelations
The truth I know is mounted on the bones of generations«
Logh, The bones of Generations
Stelle seit ein paar Wochen fest, dass es schwierig ist über Logh zu schreiben. Über diese Musik die ganz ohne Schnörksel, Verzierendes und Überflüssiges auskommt, reduziert bis zur Schleierhaftigkeit. Bis zur Klarheit. Musik die einfach in ihrer Schlichtheit Perfektion ist. Weiß auch nicht mehr, ob ich das damals beim ersten Hören sofort erkannt habe, vermute aber eher nicht. Wäre auch ein Wunder wenn ein Normalmensch auf Anhieb darin erkennen könnte, was von einem innewohnenden Genius geschaffen wurde. Ein eigenständig funktionierendes, ewiges Universum.
Es ist schwierig darüber zu schreiben und der Bericht ist lange überfällig. Eine Schande wo ein Lied doch Pate dieser Seite ist. Begnüge mich also damit darum herum zu schreiben und auch hier muss die Erinnerung langsam und umständlich freigelegt werden …
Es ist Dienstag und nahezu unerträglich heiß. Und es ist der langerwartete Tag des Loghkonzerts. Wir treffen uns mit Martin am Bahnhof an der typischen Mitfahrzentralensammelstelle Ostseite, um auf unseren Fahrer zu warten. Ein kleiner blauer Twingo – ich weiß, dass es sich dabei um diese eine Stilfigur handelt. Pleonasmus. Vielleicht – also ein Twingo, der nicht kleiner ist als andere seiner Art, hält und wir steuern darauf zu.
»Bist Du der Alex der nach Berlin fährt?« . »Ja, steigt ein.«
Martin wird am Flughafen Schönefeld aussteigen um zusammen mit seinem Freund Eric aus der Schweiz zum Konzert weiterzufliegen. Alex hat die hervorragende Idee die Zeit bis zum Konzert im Treptower Park zu verbringen und ein bisschen im Vergangenem zu leben. Pommesgestärkt ziehen wir mit Kaffee in der Hand ans Ufer und beobachten die vorbeizuckelnden Schwanherden vor und Menschenherden hinter uns. Hier im Park ist die unerträgliche Hitze nicht mehr zu spüren und wir genießen die Berlin-Treptower-Park-Spezialmischung an Zweibeinern.
Zeit für Szenenwechsel. S-Bahnhof Hackscher Markt. Sommer. Abend. Tummelig, voller Menschen, Cafès mit Strandatmosphärengenerierungssitzen, basarartigen Verkaufsständen und Ladengeschäften. Ein Treiben und Trubel vor dem man an jedem anderen Ort flüchten würde, doch hier an diesem einen Ort fühle ich mich darin pudelwohl. Finden den noch nicht geöffneten Club und laufen kurz danach auch schon Rüdiger, unserem Quotenberliner, über den Weg. Pub. Martin und Eric treffen guinessgezogen ein.
Bang Bang Club. Im Inneren des winzig kleinen unter den Schienen gelegenen Clubs ist es wie erwartet heiß und klamm. Auf der Bühne eine Band bestehend aus Mann, Frau, Gitarre. Der Name wird, falls er schon gefallen ist, kein zweites Mal preisgegeben. Band kann das Publikum für ihre leise, zweistimmig gehauchte, sehr langsame, gleichförmige Liedschreibermusik nicht begeistern. Zeit sich an die Hintergrundgeräusche zu gewöhnen, um sie später ausblenden zu können. Glasgeklirr von der Bar und das dumpfe Grummen der über uns fahrenden Bahn. Passend irgendwie. Klang ist weder schlecht noch überwältigend gut. Später bei Logh ist die Musik auf jeden Fall zufriedenstellend präsent im Raum.
Konzert. Da das Album »The Raging Sun« gespielt wird, ist die Setlist in diesem einen Fall klar und gut erinnerbar. Die einzig bleibende Frage über die man vorher müßig freudig grübeln konnte, war welche Version von Bones of Generations gespielt werden würde. Konzerttauglich schreiend schnell oder betont langsam zögerlich.
Irgendwann betritt die Band die Bühne und fängt an zu spielen, einfach so und genauso perfekt wie die Musik selbst. Genauso perfekt wie immer. Live finden sich auf dem Album weitaus mehr Schrammelstellen als man erwarten würde und die Band erlaubt sich auch im brütend schwülen Club kein nachlässiges oder schlaffes Spiel. Schwerstarbeit, bei der man in jedem Moment spürt dass die Band in jedem Lied lebt. Sie ist in Schrammellaune. Keine Frage mehr wie Bones of Generations gespielt werden wird. Ein explodierender Aufschrei.
Davor ein Lied, dass ich nicht kannte und mir wird vage und beängstigend wieder bewußt, dass es bei den beiden Alben auch einen Liedtausch gegeben hat. Kein Lied 6?
Da wir das andere Album haben, habe ich die ältere Bones of Generations-Version schon ewig nicht gehört und sie wirft mich um. 2 Versionen. Gelegt auf einen Text. Und beides funktioniert. Und je mehr man das Eine kennt, umso bewußter wird einem die Genialität, die auch in der anderen Version liegt.
Die Musik von Logh ist Zauber, der allein genügt. Doch Logh, das sind auch meist kryptisch nur eine Ebene unter der geschichtenbildenden Sprache zu erfühlende Texte. Sie erzählen einem etwas, aber was genau bleibt unbestimmt und hinterläßt nur einen vagen Eindruck von fast Verstehen.
Beides zusammen im Wechselspiel verschmilzt zu recht entrückter und bezaubernder Poesie.
Bones of Generations bildet eine der wenigen Ausnahmen. Sacht und klar oder schreiend und brüllend auf die Leinwand klatschend wird ein Bild aufgebaut. Strich um Strich. Der moderne Mensch auf der einen Seite der über die Zeit hinweg in das Antlitz seines helmbewehrten Ahnen blickt.
»I got a suit
I got a black suit
You got horns but I got a black suit«
Bei irgendeinem Lied klingt auf einmal ein verstörendes rührendes Geräusch auf und es dauert die Ursache zu ergründen. Das Geräusch gehört zum Lied. Beschreiben kann ich das Instrument leider nicht. Das Album zu Ende. Die Band schweißerschöpft. Eine Zugabe. Lied 6. Mein Seelenfrieden. Die wahnsinnigste Zugabe die es geben kann. Ruhig. Laut. Leise. Schrei. Alles.
whity · September 8, 2008 @ 23:36
Irgendwie kannte ich kein einziges der dargebotenen Lieder. Mag es daran liegen, dass ich das Album nicht kenne? War aber gut - nur leider viel zu stickig in dem Club. War kurz vorm abnippeln!
Uebrigens werden alle franzoesisch (-sprachigen) Erikse mit einem “C” geschrieben. Also nicht so wie unser Lieblingspapa Erik - sondern Eric.
Ich fuer meinen Teil bin ja schon wieder mit einem maechtigen Guinnessdurst ausgestattet. Langsam habe ich diese mexikanische Plaerre ueber
admini · September 9, 2008 @ 18:52
k –> c. Changed. Aber isses ein Wunder dass die Schreibweise des EINEN alle anderen überstrahlt
Ja. Stickig. Ich empfehle bei derart vorhersehbaren Raumklimata Röcke zu tragen. Mir gings Pudelmunter dort.
Guinness. Na dann hopphopp. Worauf wartest Du noch. Auf nach Leipzig! Wann kommst Du an? Sollen wir Dich direkt vom Bahnhof abholen und ins Public Building schleppen?
whity · September 10, 2008 @ 17:34
Ein ERIK, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.
Bin immer noch in Oaxaca, begebe mich aber in 2 Stunden auf die Reise (40 Stunden oder so). Koennt mich gerne mit einem Pils am Bahnsteig begruessen. Zwischen 13 und 14 Uhr muesste ich am Freitag ankommen. Bezweifle aber, dass meine matten Augen euch ueberhaupt erkennen
Bis dann.
The Passage » Scanners & Handsome Furs | 13.05.09 | Bang Bang Club · May 15, 2009 @ 23:04
[...] das tatsächlich verbrachte Leben immer in denselben Szenerien abspielt. Und so sind wir wieder im Bang Bang Club in Berlin. Seit Wochen den Handsome Furs entgegenfiebernd und bei jedem beglückten Gedankenschlag [...]