Matze Rossi ::: Chuck Ragan | 12.12.18 | UT Connewitz
Matze Rossi. Die Kunst einfache Worte, Weisheiten des privaten Lebens zum Glücklichsein, Familie und Freunde, und das eigene Selbst als Gegenüber, zu runden Texten und Liedern ineinander und zusammenfließen zu lassen. Die Kunst für alle im Publikum ein Freund auf der Bühne zu sein. Texte, Melodien und eine Stimme, die einen Aufheben. Humor und Lebensfreude. Entscheidungen und Traurigkeit. Zum vierzigsten im Spiegel, sich selbst vehement verbietend nun mit irgendwelchem hätte-ich-nur zu kommen. Ein Manifest wie seine Beerdigung zu feiern ist. … und das Lied, geschrieben für seinen Freund als dieser in Chemotherapie war, All for one, best friends, es scheint Chuck und Todd überraschen ihn indem sie auf die Bühne kommen um den Refrain mit ihm zusammen zu singen … stellvertretend.
How do one seize the slippery past?* Sicher ist dass man vieles der Sache nach noch weiß, doch nicht mehr darin sein kann, wie es war es zu erleben. So ist es auch immer wieder ein neues Erleben, wenn einem die Stimme von Chuck Ragan auf einem Konzert von neuem um die Ohren fliegt. Und die Texte und Gedanken in den Verstand.
Die Musik. Wie sie einem um die Ohren fliegt! Dazu die kreisendrunden weichen Klänge aus der Steel Guitar, wie sie in die geraden Klänge der Gitarre fließen . Der Gesang . Die Freude am Gesang . Die Freude so gesangvoll angeschrien zu werden . Ausgelassene Freude mit mehrmaligen würdigendem Faust hochreißen, als eines der letzten Lieder von jemandem im Publikum zu Ende gehuhuuut wird. Du hast drei Gitarren, teil sie dir gut ein. Zum Schluss, die Saiten baumeln munter an ihren abgerissenen Enden, wird der Rest des Stücks nur noch als Percussionbegleitung zur steel guitar bestritten.
Die Texte. All die Gedanken die einem in wahrgenommenen Textschnipseln mit Chuck Ragans Stimme in den Kopf wirbeln. We carry our guns to far away lands. Ein anderes Lied dass dazu auffordert sich von gefährlichem Denken wegzubewegen, wegzubewegen von Rassismus. … und von dem ihm beinahe heiligen Fluss aus seiner Heimatstadt erzählend, die Freude zurückzukehren die in den Song 6000 Miles geflossen ist. Und aus all dem türmt sich größter Hit über weiteren größten Hit zu einem nachklingendem und nachsinnenden Konzertabend, mit allem anderen aufgehend in der slippery past zu langem Schreibverzugs.
Abrundung. Höflichkeit & Humor. Oft wiederholte Dankbarkeit, Erinnerung an Freunde aus Leipzig, seit 89, das Witzeln als Todd Beene für ein paar Lieder von der Bühne verschwindet, er muss hin und wieder aufstehen, aber vielleicht findet er oben auch einen gemütlichen Stuhl. Wieder zurück. I thought I might as well sit here. Gültig für Bühnen und Leben.
* out of Julian Barnes, Flaubert’s Parrot