montaigne–proust ::: Bann unvermittelter Erinnerung
»kurzum, er präsentierte sich als jemand der auf einer Wolke des glückseligen Vergessens durch die Welt schwebte … (dafür konnte er aber Erlebnisse und seine inneren Gefühle, zum Beispiel wie des Reitunfalls, sehr präzise wenn auch nicht in den Details wiedergeben) … der Psychologe Dugald Stewart meinte im 19. Jahrhundert Montaignes schlechtes Gedächtnis habe ihn für diese Art der Beobachtung geradezu prädestiniert. Montaigne war empfänglich für jenes unfreiwillige Sicherinnern, das später auch Proust in Bann schlug: für den unvermittelten Einbruch der Vergangenheit in die Gegenwart, ausgelöst durch einen längst vergessenen Geschmack oder Geruch. Solche Momente scheinen nur dann möglich wenn man tief in das Meer des Vergessens eintaucht, wenn man in der richtigen Stimmung ist und über Ruhe und Muße verfügt.«
(Sarah Bakewell, Wie soll ich leben? – oder das Leben Montaignes
in einer Frage und zwanzig Antworten)