4 Tage zur stillen Betrachtung darüber nie krank zu sein | Prolog
Links zu den einzelnen Tagen. Die Beiträge wurden rückdatiert um dem jeweiligen Tag des Geschehens zu entsprechen:
Vorabend des Dämmerns | Tag 1 | Tag 2 | Tag 3 | Tag 4
Mögen die detaillierten Aufzeichnungen der Forschung von Nutzen sein.
Prolog
In unserem Viertel gibt es einen sehr alten Herrn mit einem ebensoalten Hund — nach meinen nur sehr vagen Hunderassenkenntnissen eine Art Boxer oder Dogge. Oft habe ich beim Warten an der Haltestelle beobachtet, wie sie ihre tägliche Runde um den Block vollziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie an einem Tag mehr als diesen einen Block schaffen könnten. Der Herr ist dabei noch recht flink. Der Hund bestimmt die Gesamtgeschwindigkeit.
Seine Fortbewegung ist ein humpelndes Hüpfen, meist etwa 1 bis 2 Meter hinter dem Herrchen. Ein Sprung der ihn ein paar Zentimeter voranbringt. Pause. Wieder ein Sprung. In diesem Bild des alternden, kaum vorwärtskommenden und doch nie stehen bleibenden Boxers ließen sich bestimmt ein paar sehr erbauliche Metaphern über das Altern, das Leben und die Zeit finden. Doch das Herz ist damit beschäftigt Traurigkeit über den armen Köter zu empfinden. Ich habe die beiden nun schon sehr lange nicht mehr gesehen …
Erkältungen zwecklos
Leider gehöre ich zu den Menschen, denen das Schicksal ein erkältungsfreies Leben auferlegt. Das ist sehr schade, denn gerade mir ist eine stoische Ader und ein zutiefst gedankenvolles Wesen zu eigen, dass gewisslich vorzüglich mit der Abgeschiedenheit des Krankenbettes während einem kleinem Kripplein zurechtkäme. Indes soviele andere, unruhigere und wehleidigere Gesellen tagelang vor Krankheit stöhnend darniederliegen und nichts mit dieser Zeit anzufangen wissen. Nicht in der Lage – wie mir oft berichtet wurde – die ganze wertvoll verstreichende Zeit mit etwas Sinnvollem, dem Lesen eines Buches zum Beispiel, anzufüllen. Zu erschlagen sei man, mit dem Existieren an sich hätte man schon zu kämpfen.
Nun man muss auch wollen. Mir kämen ein paar Tage der Muße und Introspektion hervorragend zu pass. Prächtige Gedanken wöllte ich mir machen. Aber das Leben ist wie es ist und man muss das von ihm nehmen was einem zugeteilt wird. Zwecklos mit einem Auge auf das zu schielen, was dem Anderen vergönnt ist.