… nie krank zu sein | Tag 2: Freitag
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Ich erwache und in dem Maß in dem ich zu mir komme wird mir klar, dass ich das Bett heute nicht verlassen werde. Der Gedanke an den morgendlichen Kaffee der mich vermutlich auf die Beine brächte, dreht mir aufgrund der im Gedanken enthaltenen Milch den Magen um. Der Gedanke irgendetwas zu essen, dreht ihn noch ein Stück weiter.
Mein Körper fühlt sich schwach, so schwach und er ist Agonie, soweit er mir zu gehorchen bereit ist. Das wären der explodierende Kopf und ein schallender Druck auf meine empfindsamen, musikliebenden Ohren. Die Gliedmaßen an sich sind nur schwach wahrnehmbar. Gewiß sie sind da, doch sie scheinen sich heute eine Auszeit von mir zu nehmen. So weit weg von mir. Ein paar Phantomschmerzen haben sie mir natürlich trotzdem dagelassen.
Sinnlos lange darum herum zu hadern. Arbeitstag: gestrichen. Besuch: gestrichen. Konzert: gestrichen. Soul: vielleicht wird es ja bis dahin … gestrichen! Jena: stark am Wanken, doch irgendworan muss man sich ja klammern. Gestern die Überzeugung heute quietschfidel zu erwachen. Heute: 1 Tag Ruhe und Jena kann kommen.
Ein ganzer Tag … finde Dich damit ab, und lasse es zu.
Das Wetter ist sehr nett. Vom Bett aus kann ich ein kleines Stück Himmel einsehen. Es ist erst blau, dann wieder eher gräulich. Dann leuchtet wieder Sonnenschein auf. Immer wenn ich wieder aufwache wandert mein Blick trocken über das freundlich sonnenbeschienene Zimmer. Bleibt an mehreren rechteckigen Lichtflecken an der Wand hängen, die am Kleiderschrank abknicken, und mein Geist verbringt süßmüßige Minuten damit zu ergründen wie genau das Rechteckmuster entsteht. Schläft wieder ein. Es ist abends.
Ich spüre dass ich bereit bin fürstlich vom mir mitgebrachten Obst zu speisen. Ich nehme 3 Bissen von einer Banane und danach verschlinge ich eine ganze Orangenfrucht. Völlerei!
Trotzdem ist leider klar, dass Jena auf den Sonntag zusammengestrichen werden muss. Als ich mich mit diesem Gedanken arrangiert habe, kann ich auch den nächsten Schritt der Vernunft vollziehen. Jena läuft ja nicht weg.
Herr Walte zieht aus um zusammen mit Herrn Odyssee dem an dieser Stelle nachzutrauerndem Konzert der Great Bertholonis beizuwohnen. Im Geiste begleite ich ihn und schlafe solange ein bisschen. Irgendwann erwache ich und denke dazu in der Lage zu sein 2 trockene Toast und 3 Cocktailtomaten verzehren zu können. Der Verzehr von Toast und Tomaten gelingt* und ich schlafe weiter, bis die CD der Great Bertholinis an mein Bett gebracht wird.
Ungarisch klingen die Vornamen der ganzen Bertholinisippe, und sie klingen als wären sie gerade als Einwanderer in das alte New York der Ganoven und Bandenkriege gelangt, um sich dort als Musiker zu verdingen. Teilweise natürlich etwas visionär für ihre damalige Zeit. Fühle mich der Musik lauschend mollig wohl. So schön geschlafen. Schlafen den ganzen Tag. Natürlich der Körper malade. Aber einen Tag vertun im süßen kranken Nichts. Heroisch nehme auch ich dieses Los auf mich. Für einen Tag ist das in Ordnung. Die Ohrenschmerzen haben nachgelassen. Oder wurden sie nur durch das Aspirin betäubt? Morgen bin ich gesund. Allein der immer anstrengendere und den ganzen Oberkörper beanspruchende Husten trübt die Stimmung.
* Ich steigere mich sogar bis zu einer Bananenmilch. Das Schlucken elastiziert langsam und erfrischend den geschwollenen Gaumen wieder. Für ein paar seelige Minuten … bevor er erneut ausdorrt und zuschwillt.
The Passage » The Great Bertholinis | 24.02.11 | Moritzbastei tief unter … · March 1, 2011 @ 22:19
[...] Erlebnisse die sind voll des Glücks und der glücklichen Umstände. Nachdem mir vor zwei Jahren von einer Erkältung besiegt der Konzertbesuch versagt blieb, und letzten Herbst ein Brand das Folgekonzert verhinderte, finden [...]