perec ::: rekursives Fragmentieren, Bereiche des Verschwommenen
»… ist schnell klargeworden, dass es mir nie gelingen würde, sie zu einer Abhandlung zu ordnen … diese diskursive Schwäche liegt nicht nur an meiner Faulheit (und hat auch nichts damit zu tun, dass ich meine Schwierigkeiten mit dem Schreibspiel [→ vgl. Glasperlenspiel] habe); sie hängt eher mit dem zusammen, was ich eigentlich mit diesem mir vorgeschlagenen Thema habe einkreisen, wenn nicht gar erfassen wollen. Als hätte das durch dieses Denken/Ordnen ausgelöste Hinterfragen das zu Denkende und das zu Ordnende auf eine Weise in Frage gestellt, dass mein Denken sich nur zersplitternd, verzettelnd und unaufhörlich auf die Fragmentierung zurückkommend, die es ordnen zu wollen vorgab, darüber nachdenken konnte. Was zum Vorschein kam gehörte völlig in den Bereich des Verschwommenen, des Unentschlossenen, des Flüchtigen, des Unvollendeten … dafür entschieden, diesen formlosen Bruchstücken ihren zögernden und ratlosen Charakter zu erhalten, habe darauf verzichtet, so zu tun, als wollte ich sie auf etwas hin ordnen … vielleicht bedeutet dies, auf die mir gestellte Frage zu antworten, bevor sie mir gestellt wurde. Vielleicht bedeutet es, sich davor zu hüten, die Frage zu stellen, um nicht antworten zu müssen. Vielleicht bedeutet es, sich dieser alten Redefigur die man Ausrede nennt, und bei der man sich, anstatt das zu lösende Problem anzugehen, damit begnügt auf Fragen mit Gegenfragen zu antworten und sich damit jedes Mal hinter mehr oder weniger vorgeschobene Inkompetenz flüchtet, bis zum Überdruss zu bedienen. Vielleicht bedeutet es aber auch, darauf hinzuweisen, dass die Frage eben ohne Antwort ist, das heißt, den Gedanken auf das ihn begründete Ungedachte zurückzuverweisen, so wie das Geordnete auf das zu Ordnende (das Unnennbare, das Unsagbare), das zu verbergen es sich unablässig bemüht …«
(Georges Perec, Denken/Ordnen, in: Denken/Ordnen)