Azorianisches

Reisenotizen 13.08.08 bis 24.08.08
São Miguel, Furnas — Terceira, Angra do Heroismo — São Miguel, Caloura

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Einschränkende Vorbemerkungen für den Informationssuchenden
Erreichbarer Wirkungsgrad aus gewonnener Information für eine eigene Reise durch zu bewältigende Lesemenge wird auf 5 % geschätzt (6 % sofern der Leser Vegetarier ist). Die Informationen werden nicht nur daraufhin was man alles theoretisch auf den Inseln sehen könnte sehr verstreut und punktuell sein, sondern vor allem in einem Gewirr und Gewimmel aus den typischen Urlaubseindrücken und Beobachtungen die azorenunabhängig sind untergehen, und vielleicht ohnehin nur in der eigenen Erinnerung einen Wert haben.

Tipps zu wirklich hilfreichem Infomaterial: Netz, Print.

Was vor der Reise lag:
Dümpelt im Ozean wie Atlantis – und wir fahren hin … (I) | (II) | (III) | Azoren-Quests | Aufgetaucht aus dem Atlantik

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1. Tag

Aufstehen. Ewig Zug fahren. Warten. Flug zieht sich ewig und noch ein bisschen. Meine sanftmütige Konstitution reagiert auf das Reisen soweit es das unsinnige Hin- und wieder Zurückkommen betrifft empfindlich und leicht erschöpft sich meine Geisteskraft. Zermatscht. Stumpfes Starren und immer erneutes Motivieren wieder ein bisschen Ion Tichy zu lesen. Die Zeit sinnvoll nutzen. Unmöglich.

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Der futurologische Kongress. Die Lektüre ist gegen die Reisequal machtlos, ist nicht in der Lage mit der dem Lemschen so eigenen Kraft zu erfrischen und den gestumpften Geist zu beleben. Zu matt. Zäh leide ich mit dem Helden. Seine Ausschweifungen über den x-stöckig riesigen Hotelwolkenkratzer, in den er sich zum Zwecke des Kongresses einfindet, schrecken mich durch ihren Wiederhall an mein mir unmittelbar bevorstehendes eigenes Erleben.

Lektüre des Reiseführers deprimiert mit dem Wissen, dass man fast nichts davon selbst erblicken wird. Und: der Kurpark den ich nach abendlicher Ankunft im Hotel als erstes begehen wollte (Pflanzen aus aller Welt, eisenhaltiges und daher schlammbraunes Warmwasserbecken) schließt um 18 Uhr. Ankunft am Flughafen 17:30. Kein Trinkwasserverkauf am Flughafen. Die Idee Wasser im Koffer zu deponieren war meinen zwecks der handgepäckslogistischen Rigareise angelegten Subroutinen natürlich fremd. Aber. Der Flughafen liegt direkt neben dem Meer. Und die Sonne wärmt.
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Nach Furnas fährt kein Bus mit dem man die Stadt so spätabends erreichen könnte. Also Taxi. 1 Stunde quer über die Insel. Die Fahrt allein würde als Urlaub genügen, wischt alle zutiefst gefühlten Anreisemartern hinweg. Macht alles wieder gut. Meer, Vulkankegel, grün bewaldet, Sonnenschein, überall Blumenbepflanzung und Riesenbüsche voller Blüten. Der Blick schweift die sanften Hügel rauf und runter. Schwarz-weiße Kühe tupfen die Landschaft. Grau-dunkle Mauern begrenzen die Felder oder fassen weiße Kirchtürme ein. Alles von dem man weiß, dass es die Azoren ausmacht, zeigt sich, untermalt von den typischen unmalerischen Dörfern plus Schnellstraßen samt Beschilderung, die man sich vorher natürlich nicht mitgedacht hat. Doch sobald man sie sieht, weiß man, erst sie können das Gesamtbild vervollständigen. Das gilt nicht nur für das Achtung-querende-Kuh-Schild.

Der Taxifahrer biegt in der Mitte der langgezogenen Insel an die Nordküste ab. Irritation. Der Flughafen ist im Südwesten. Furnas liegt im Inselinneren relativ mittig. Nun er wird schon wissen was er fährt, und ich will schließlich auch nichts weiter als für immer in diesem Auto sitzen bleiben zu dürfen. Aus dem Fenster gucken, und den Anblick der Landschaft in meine Seele saugen. Der Taxifahrer kommentiert freundlich die Landmarken – Ribera – Inselnorden – Teeplantage – die Namen sagen mir alle etwas – aber die Orientierung habe ich verloren. Sehe aber bestimmt schon alle 600 angepriesenen Picknickplätze aus dem Reiseführer. Alle identisch. Runder Tisch. Runde Hocker. Blick auf Meer, Gras, Baum und Blumenbusch.

Irgendwann verschwindet das Meer und das Taxi schlängelt sich durch immer engere und waghalsigere Kurven, steil nach oben und nach unten – oder besser gleitet. Ein Traum. Überall Tonnen an Flora die sich bis dicht an und über die Straßen drängt. Irgendwann kündigt der Fahrer an, rechts weit unten im Tal könne man nun Furnas sehen. Straßenbemauerung und -pflanzung ist allerdings zu hoch. Wir sehen nichts. Fahrer bemerkt dass Herr Walte und ich wie Flummis auf den Sitzen die Hälse recken und doch nichts sehen. Hält an einem Aussichtspunkt und scheucht uns aus dem Auto – in dessen Sitzen gelehnt und gekuschelt zu sitzen und die Insel aus dem Fenster zu erstarren mir doch bis in alle Ewigkeit nichts anderes zu meiner Zufriedenheit gefehlt hätte. Jetzt bricht auch noch die lärmende Fauna — Zwitschern, Zirpen, Rauschen –, und der drückend satte Blumenduft über uns herein.

Fahrtabstieg nach Furnas. Das Zentrum des Miniörtchens wird ausgewiesen. Taxifahrer zeigt uns Restaurant, irgendwann versperrt in einer superengen Straße ein parkendes Auto den Weg. Leute steigen daraus aus. Der Taxifahrer fährt nicht daran vorbei. Hmm. Warum nicht? Langsam und beständig wird klar, das unscheinbare gelbe Gebäude vor dem wir halten ist die Vorderseite des Hotel Terra Nostra Garden, die man nicht von den Bildern kennt. Wir sind da. Verdutzt, dass diese wunderbare Inselrundfahrt nun so abrupt zu Ende ist.

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Azoren. Die Insel der erfüllten Wünsche.
Schon vorher im Flugzeug. Plötzliche hungrige Panik eines Vegetariers. Das Flugzeugessen. Steward kündigt sich selbst von seinem Witz schüttelnd vor Lachen an, dass es Fisch oder Fisch gibt. Und Tatsache. Es ist Fisch. Man riecht es. Finde ich nicht komisch. Ich bin hungrig, traurig, niedergeschlagen – nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte.

A-aber. Überraschende Glückswende. Es leben die Portioniertellerchen. Labe mich an einem Karottensalätchen. Fröhlich kann ich mir ein Käsebrot semmeln und bekomme im Tausch gegen meinen Fisch auch noch Herrn Waltes. Und als Nachtisch Schwarzwälderkirschkuchen. Leuchtendglücklichsatte Augen. Seeligkeit. Ich mag SATA. Omi mit Hundescheere in Handtasche erzählt mir niedergeschlagen, dass sie diese nicht mit ins Flugzeug nehmen durfte.
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Und nun an der Rezeption. Ungefragt erklärt die Azorianerin am Empfang, dass die Hotelgäste einen Extraeingang in den Park haben und diesen bis 22 Uhr begehen können. Brauner Pool, ich komme!

Etwas später. Irren durch ewig langgezogene, abzweigende Hotelgänge an Bar und Pool vorbei. Wieder zurück. Endlich wird die Tür zum Parque Terra Nostra Garden gefunden. Ziemlich am Anfang ein Imbiss. Man könnte es sich jetzt einfach machen und hier ein Wasser kaufen. Man kann es auch lassen und lediglich freudig zur Kenntnis nehmen, dass es dort Wasser gibt. Gut. Später. Park. Wahnsinn. Sieht zwar alles etwas vertrocknet, oder vielmehr vergilbt wie auf alten Aufnahmen aus – aber gerade dadurch strahlt es auch eine besonders entspannende Stimmung aus, wie man sie gerne der nicht allzuweit entfernten Vergangenheit zuschreibt.

Gleich am Anfang stolpert man auch schon in das braune Planschebecken. Fürs Baden noch nicht gerüstet, werden zumindest die Beine reingehalten. Was soll man sagen? Luft waldig, Wasser samtig, warm, braun-golden. Und es müffelt, fast enttäuschend, gar nicht wie angekündigt. Parkausgang. Wasserkiosk hat geschlossen. Auf dem Zimmer fällt Veränderung erst gar nicht auf, doch langsam schält sich die Erkenntnis in die Aufmerksamkeit, dass sich etwas verändert hat. Wasser! Flasche! Obstkorb! Yeahh. Zu liebenswürdig. Riesengroße blaue Weintrauben schmecken sehr fein nach Pflaumen. Faszinierend.

Abendspaziergang zu den Fumerolen bzw. Caldeiras. Alles adrett bepflanzt und beleuchtet. Mond hängt über Baumwipfeln. Einsame Allee führt in weitem Bogen aus dem Ort heraus und auf die Fumerolen zu (will da sonst niemand hin?). Rauch in Ferne. Schließlich doch Leute da. Sagen wir, sie sind lediglich alle den direkten Weg durch den Ort gegangen. Schwefeldunst, abstrahlende Wärme, wabernde Schwaden und ein kochendes Blubbergeräusch, daneben Grillengezirps und schemenhafte Riesenkäfer die übers Pflaster flirren. Schon irre so etwas mitten im Ort zu haben. Wie langweilig müssen einem da alle anderen Aufwuchsmöglichkeiten wirken?

Rückweg durch Stadt. Bolo-Levedo-Stand identifiziert. Vorbei an mehreren kleinen Bars, in denen tatsächlich nur die Stadtbevölkerung zu sitzen scheint. Kirchplatz. Ruhe. Gesang verläßt Kirche. Groovige Büste mit Hornbrille. Eigenartige Kabel an Haus. Müde. Todmüde. Gute Nacht. Bürgersteige an Straßen sehr schmal. Lustige Motorradfahrzeuge machen immensen Krach. Zimmer liegt neben Klimaanlagengerät. Sooo müde.

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Flug mit SATA: Essen genügend portioniert, um Vegetariers Leben zu sichern.
Taxifahrt Flughafen – Furnas: ~ 40 Eur. Dauer: 1 Stunde
Hotel Terra Nostra Garden: Hotelgästen steht der um 18 Uhr schließende Park bis 22 Uhr offen. Rezeptionsfrauen wirken sehr ausgeglichen und entspannt freundlich.


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2. Tag

Regen. Sachter, fadiger Regen bildet einen Schleier. Vögel zwitschern. Temperatur mild bis schwül.

Frühstück: Diese lieben Menschen. Haben Rührei ohne Speck gemacht. Obrigada! Erste vermutlich azorianische Ananas wird verspeist. Erste Begegnung mit dem so verheißungsvollen Bolo Levedo. Süßlich schmeckendes supersoftes Fladenbrot. Erinnert im Geschmack an Milchbrötchen.

Spaziergang durch Terra Nostra Garden. Immer noch nieselig. Manchmal wird es so hell als würde gleich die Sonne durchgleißen. Doch sie tut es nicht. Noch nicht. Überall Farne, Bäume, Araucarien. Mit fallen drei kleine Nüsse auf den Kopf als ich durch einen Farnbaum hindurchtauche. Geruch: wie Wald bei uns auch, aber die Note ist leicht anders. Milder. Blumiger. Mittendrin hört der arrangierte Gartenteil auf und man befindet sich im Dschungel.

Lago de Furnas. Kurz ins Städtchen. Sonne kämpft weiter. In einem Obst- und Gemüseladen an der Kirche werden Wasser und Kekse erworben. Weg zum See führt in einem an Passau erinnernden Steilstück aus dem Dorf raus. Weiden, erst sieht man Kuhfladen, dann Kühe. Steiler Feldweg eng mit gelbem Blumengewucher zugewachsen. Wegbeschreibung fehlinterpretiert und wir besteigen den halben Pico do Ferro in einem kuhfladenmatschigen Wegelchen, den ich keiner Kuh zumuten wollen würde, ehe wir unseren Fehler aufgrund wunderhübschen Ausblicks auf See von oben und Kuh bemerken. Inzwischen Bilderbuchsonnenschein und sanft erfrischender Wind. Wetter hat sich geradezu heimlich geändert, auch wenn hier im nachhinein aktuelle Wetterzustände durch nachgrübeln eingefügt werden konnten: Regen, Wind. Plötzlich sticht Sonne. Bewölkung …? Wie beschreibbar? Beständig wechselnd? Ein zielgerichteter definitiver Übergang vom morgendlichen Regen zu 100 % Sonne, der durch mehrfaches Hin- und Her geschickt und charmant verschleiert/unauffällig gehalten wird?

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Wieder zurück zum anvisierten Wanderweg der unten am Ufer entlangläuft. Runterwärts faustgroßer schwarzer Stein. Entweder versteinerter Pferdeköttel oder Vulkangestein. Ich stups ihn an und er kullert und schussert klackernd und hüpfend den Weg voran.

Um das Seeteilstück führt eine Pflasterstraße. Mauer um See, Enten am Ufer. Zeit für Wasser und Kekspause. Unter dem üblichen Entengetier auch 2 bezaubernd zerzauste cremefarbene Exemplare. Werden von kleinen Kindern angekräht. Nebenan Fumerolen. Herr Walte findet das sehr praktisch. Fumerolen hier sind matschspuckender und breitflächig köchelnder als direkt bei Furnas. Fühle wie der Boden meine Füße durch die Schuhsolen brutzelt. Oh Schreck. 1. Speicherkarte alle.

Seeumrundung. Waldweg. Links zum See stehen Nadelbäume Spalier, rechts steile Wand, pflanzenbewachsen, trotzdem Kratercharakter erkennbar/vorstellbar. Durch Baumreihen vorbei Blick auf wellige Wasseroberfläche. Der Wind schreibt, wie mit einem Finger der einen Teil glatt streicht, hinein. Nach einer Weile links und rechts dichter Bambusbewuchs. Beschreibung kündigt grasbewachsenen Feldweg an. Der hats in sich. Ist irgendwann nur noch als 0,25 Menschen breiter Pfad als Erinnerung an den früheren Weg erkennbar. Da steht man. In eine Wiese an einem See getaucht. Rechts ragen Hügel steil bis in den Himmel. Und rundum umzingelt einen 2 Meter hohes Gras. Ende nicht in Sicht. Nur der Weg zurück ist frei. Kurzes Zögern. Vor oder zurück. Der Gedanke umzudrehen und alles zurücklaufen zu müssen gibt Zuversicht. Durchschlagen. Es ist heiß. Schwül und der Grasheuwiesenstaub pickt an der Haut. Der Weg wird wieder erkennbar, um kurz darauf wieder zuzuwuchern. Diesmal mit dem gelben Blumengestrüpp. »Stunden« später mündet der Nichtweg wieder in eine baumgeschützte Wiese und man erblickt den See wieder. Der Blick fliegt über die Seeoberfläche hinweg; gegenüberliegend ein vulkanischer Zipfelgipfel neben dem anderen. Später Kieselstrand und entzückend mal anders aussehendes Dorfkirchlein. Weg führt langsam vom See weg.

Abschied vom See an der Pflasterstraße an der ständig und ausnahmslos silberne Autos vorbeischießen. Mehrere kleine Anwesen. Weg schlängelt sich durch dichten Waldwuchs nach oben. Und wieder nach unten. Felder. Kühe. Letzter wahnsinnssteiler Aufstieg zu Antennenstation mit Aussichtsplattform. Sonne knallt inzwischen ordentlich. Oben orkanischer Wind der einen durchpustet und Kommunikation schwierig macht. Blick auf Furnas. Noch steilerer Abstieg ins Städtchen. Zielgerade durch enge Gassen, immer mal wieder sitzen immer genau 3 Opas nebeneinander vor einem Häuschen, da zu dritt die beste, ja die einzig akzeptable Menge ist, um als Opa vor einem Häuschen zu sitzen.

Sonnenbrand. Abendessen. Beim Bolo Levedo-Mann kaufe ich Postkarten, da ich kein Bolo Levedo sehe. Im Obst-, Keks- und Wasser-Lädchen stelle ich mir eine exquisite Auslese an verschiedensten Kleinsttomaten, rot-grün marmoriert, orange, verschiedene Formen, zusammen. Sehr delikat schmackvoll. Danach Pommes und Salat. Juhee. Herr Walte ißt seinen (ersten, aber das weiß er noch nicht) Burger mit Pommes und bekommt dazu meine auf dem Salat prangende Käse-Schinkenrolle ausgehändigt. Immerhin war der Käse außen gerollt.

Endlich Baden im gülden schimmernden Pool. Dämmerung. Wasser herrlich warm und weich. Mit der Zeit finde ich Möglichkeit Bahnen zu schwimmen. In Mitte des Pools gibt es einen Treppenaufstieg zu einer kleinen Steininsel von der man gerne ins Wasser springen kann, wenn man dies möchte, was mir persönlich eher fern liegt. Zwischen Leitereinstieg am Beckenrand und Treppenaufstieg in Beckenmitte mögen es so um die 25 m sein. Stelle nach 3 Bahnen fest, dass sich Warmwasserbecken mitnichten fürs Bahnenschwimmen eignen. Bleibe darüber und über anderes sinnierend am Treppenaufstieg sitzen …

… Warum ist Seewasser blau? Warum ist es kalt? Es könnten doch alle Seen und Wasser dieser Erde bronzefarben sein. Nun dann natürlich auch der Himmel. Physik und so …

… Auch merkt man, wenn man auf den Steinstufen sitzt, dass einen das Wasser hin und her schwappen lässt, was ein ruhiges vor sich hinsitzen- und unbewegtes Grübeln und Starren nicht ermöglicht. Nein, ständig muss man mit der Körperspannung gegensteuern. Schwimm- und Treibbedingungen gleichen aber ganz klar nicht den Schwapprythmus eines rechteckigen Sportbades. Ich finde dies bemerkenswert oder bemerke es und merke zumindest, dass ich es bemerke. Die schlauen Köpfe aus dem Cryptonomicon könnten das nun bestimmt gut berechnen …

… es ist schön sich so voll der Naturwissenschaftlichen Beobachtung zu fühlen …

Erspähe Ente im Pool und versuche mich mit ihr anzufreunden. Ich mag Enten. Ich nähere mich. Sie schwimmt davon. Hüpft raus, läuft Gruppe von 3 Jugendlichen hinterher. Die freuen sich und fotografieren die Ente mit Mobiltelefon. Ente springt wieder rein. Ich hinterher. Ente raus. An anderer Stelle wieder rein. Haben ihr die dumm-dumm-dumm-dumm-weiße-Hai-oder-das-Boot-Geräusche nicht gefallen? Hätte ich das lassen sollen? Schließlich landet sie auf einem der Pfosten, die die Seeumkettung stützen. Der weiße Hai pirscht sich, nähert sich. Sie fliegt einen Pfosten weiter. Ich schwimme wieder ran und gucke sie von unten an. Ich spüre ich bin kurz davor ihr Vertrauen zu gewinnen. Aus den Augenwinkel sehe ich wie ein kleiner Fips heranprescht. Ente flüchtet fliegend nach vorne. Direkt über mich hinweg. Bäachs. Rund um Pool Freude über Ente und Hund. Später findet Ente Gefallen an schlüsselklimpernder Gruppe von fünf Jugendlichen und erwachsenen Halbstarken, die den See umrunden und läuft ihnen dem Klimpergeräusch wie vernarrt folgend und ein bisschen zwischen den Füßen hin und hinterher.
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Erst zogen mich die Pommes nach unten. Aber inzwischen kann ich Toter Mann machen. Blick in Himmel, grau, in verschiedenen Wolkenschattierungen, dämmrig; rundum begrenzt von etwa 5 Baumkronen (Araucarien) — langgezogen, blattkarg, hoch- und spitz aufragendes Nadelgewächs, die von außen bis in die Mitte des Blickfelds ragen. Auf einer Seite schiebt sich mit den Araucarienwipfeln das noch nicht beleuchtete Villending das vergangene Zeiten birgt ins Bild. Rund um einen am äußersten Seebereich ein Hauch des goldenen Wassers erahnbar, das alles umfasst und die Welt sanft schaukelt.

Weg zurück zu Zimmer an Restaurant vorbei. Leichter Fischgeruch.


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3. Tag

Sehr früh. Reisetag. Wetter bezaubernd sonnig, Vögel tirilieren. Öffnen der Balkontür offenbart sehr sehr starken Fischgeruch (zubereitet, Fett). Meernähesimulation.

Frühstück. Nebenan altes dt. Ehepaar. Wirkt sympathisch. Gesprächsfetzen des Mannes aufgeschnappt: den heutigen Informationen kann man sowieso kaum mehr trauen. Klingt erst typisch nach alten Leuten. Trotzdem kann man schön darüber nachdenken. À la die Leute nehmen die Exaktheit d. Informationen nicht mehr so wichtig, weil man sich einfach und unkompliziert nachvergewissern/verabreden kann. Wenn früher jemand zu einer Tour/Wanderung aufbrach, musste alles genau abgestimmt und ausgemacht sein. Oder es gab eben mehr vertanene Tage mit verfehlten Ausflügen.

Warten auf Taxi. Entdecke ausliegenden finnischen Reiseführer in einem Ordner. Ananaslikööriä. Glucks. Taxi da. Grummel. Habe mich gerade sehr gut amüsiert und wollte finnisch lernen.

Neue Erkenntnisse aus Taxifahrt. In Deutschland Leitplanken. Hier werden die hübschen Baumalleen am Stammende weiß angemalt. Achtung Kuhschild. Hatte ich schon vergessen. Fotografierwunsch. Kuhmist auf Straße verdirbt silbrighaarigem Taxifahrer den Tag, weil er andauernd Slalom fahren muss. Somit verdirbt es auch meinem Magengefühl den Tag. Die 40 Minuten der einstündigen Fahrt die in engen Kurven durch Alleen führen üben erstaunliche Fliehkräfte auf den Magen aus, wenn man sie nur energisch, freudig und mit ausreichender Beschleunigung angeht. Vor allem wenn der Geist noch zu müde ist, und die Rechenaufgabe diese Herauszufiltern noch nicht mit der üblichen Unbemerklichkeit bewältigen kann.
Himmel zieht zu, bewölkt, Nebel senkt sich fast bis zum Boden und über die Teeplantagen und hüllt wohlig die mampfenden Kühe ein. Regen. Aussicht über Vulkankegel und Meer verschleiert mild entzückend.

Flughafen. Sonne, warten. Bei der Sicherheitskontrolle kann man nach Passieren den 2 Leuten an den Bildschirmen der Gepäcküberwachung über die Schulter gucken. Die orangen und blau, selten grün leuchtenden Konturen erinnern an National Geographic Fotografien von transparenten Quallen und Tiefseefischen.

Warten.

Gegenüber sitzt auf Wartebank aufgereiht einheimische Familie. Frau: blauer Rock, blaues Oberteil, Gesichtszüge eher britisch, Mann: faltig, helle Hose, Hemd, Gesicht sehr portugiesisch, beide ungefähr 40–45 Jahre, daneben Vater d. Mannes. Gleiche Gesichtszüge nur in kleiner und älter und faltiger. Daneben Mama, sehr zierlig geradezu winzig. Kleid und blaues Strickjäckchen. Frau, Mann und Vater unterhalten sich angeregt. Mama schweigt und guckt müde und verträumt oder duldend.
Ein Platz leer, daneben ein sehr britisch aussehender älterer Mann mit grauem Schnautzer und zerzaustem Helge-Schneider-Haar. Schwarze Anzughose und schwarze Schuhe. Liest Buch, guckt ernst und distinguiert.
Maschine am Fenster sieht normalgroß aus. Genau zur Boardingtime landet im Hintergrund eine spürbar kleinere Maschine und gleitet mit Schwung in die Parklücke vor unserem Gate. Frau gegenüber ist genauso begeistert wie ich darüber kurz darauf ein Rollwägelchen mit unseren Koffern zu erspähen, das eingeladen wird. Ich beobachte mit Argusaugen die Verladung meines Koffers. Kurz darauf wird der noch halbvolle Wagen von zwei Angestellten von der Maschine weggezogen. Ich bin froh, dass sie meinen Koffer noch hineinbekommen haben.

Abflug: Flugzeug fliegt schicke Kurve über Ponta Delgada. Anflug: von oben sieht man viele Weidevierecke mit Kühen darauf. Gäbe ein schickes Bild ab.

Ankunft auf Terceira. Sonne. Hitze. Taxi. 25 Minuten bis Hotel. 22 Eur. Fahrzeug ungefähr 12 Jahre älter als die auf São Miguel. Zigarettenluft erinnert an den alten Ford Taunus in dem mein Vater immer qualmte. Kindheitserinnerung an Verwandschaftsbesuche. Heimeliges Gefühl. Straße von Nordost nach Südmitte wie eine langgezogene Baustelle. Im Reiseführer steht, dass die Landschaft zwar schön aber weniger reizvoll als auf den anderen Inseln ist. Blick aus Fenster ist Verstehen. Die Hügel sind nicht so baumbewachsen und wirken karger. Viele grau ummauerte Kuhweiden. Nahezu alles besteht aus ihnen. Auch hier gibt es die Achtung-Kuhwechsel-Schilder.

Hotel Terceira Mar starker Gegensatz zu Terra Nostra Garden in Furnas. Alles neu, modern, glänzend; aber annehmbar angenehmes Ambiente. Also nicht überglänzend. Unser Zimmer liegt im zweiten Stock und wir nehmen den Fahrstuhl nach oben. Ausblick von Balkon auf Monte Brasil und Küste mit schwarzen Lavafelsen.

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Der Weg aus dem Hotel des bizarren Raumgefüges
Schon erwähnt, dass es heiß ist? Also synapsenblockierend heiß? Schleppen uns den Hotelgang von unserem Zimmer nach vorne, um uns erst ein wenig im Hotel zu orientieren und dann nach Angra zu spazieren. Kommen zum Fahrstuhl der uns kurz zuvor ausgepuckt hat, nehmen aber jetzt unbepackt die verglaste Wendeltreppe nach unten. Bei der Rezeption vorne raus gehts auf die Straße, nach hinten liegt die Aussenanlage mit Swimmingpool, Meer, Felsen. Da wollen wir hin.

Treppe endet im ersten Stock — nur weitere Gänge und Zimmer, die Rezeption die man hier erwartet hat ist nicht hier. Vage wird Glastür wahrgenommen, mit der man bereits von hier im ersten Stock ein paar Treppen abwärts auf die Anlage mit Swimmingpool und hektargroßem freudlos ungenutzten Rasen gelangt. Aber das wäre zu einfach. Wo geht es weiter nach unten zur Rezeption und richtig raus? Zu heiß um weiter nach unten führende Treppe zu suchen; nehmen stattdessen Fahrstuhl. Werden in unserem Vorhaben durch Beschilderung abgelenkt, die auf Bar und Restaurant und Panoramatreppe im vierten Stock hinweist. Ungewöhnlich dass sich Rezeption und Restaurant nicht auf selber Ebene befinden. Gucken wir erst kurz in den Vierten, und dann runter und raus.

Drücken auf 4. Kommen an. Fahrstuhl sagt 4. Verlassen Aufzug. Wenden uns nach rechts und sehen gediegenes Restaurant samt Terasse und dort speisender gediegener (Hochzeits?-)Gesellschaft. Freue mich auf Frühstück draußen mit Blick auf Meer. Nach links. Achso. Die angekündigte Panoramatreppe ist die bereits benutzte Wendeltreppe. Irgendwie logisch, dass sie im ersten Stock aufhört, im Erdgeschoß braucht man ja keinen Panoramablick. Gott ist das warm. Schleppen uns weiter. Wollen endlich ins Freie.

Zurück zum Fahrstuhl. Aus dem Augenwinkel erspäht Herr Walte die Rezeption. Verwirrung. Sind wir jetzt doch im Erdgeschoss? Wir hatten doch auf 4 gedrückt und dachten wir sind oben? Der Aufzug muss kaputt sein, die Tasten mit den Zahlen irgendwie falsch angeschlossen, so dass man nach unten in die 1 fährt, wenn man die 4 drückt. Was für ein Laden. Drücken dieser Logik folgend auf die 1, die am weitesten unten angeordnet ist, um jetzt wirklich in den Vierten zu fahren, und uns dort umzusehen, und das zweite Restaurant dass sich oben befindet in Augenschein zu nehmen.

Landen wieder am Ausgangspunkt: Gänge, Zimmer, … Weg zur Aussenanlage. Ausblick in die Ferne aufs Meer verrät, dass wir uns auf derselben Höhe wie bei der Rezeption befinden. Fährt der Aufzug waagrecht?! Mir wirds zuviel, ich muss hier raus, panisch, sofort, und stürze durch die Glastür ein paar Stufen runter ins Freie, ohne die vierte Etage gesehen zu haben. Muss ja auch nicht unbedingt gleich sein. Draußen frische Luft. Blick zurück auf Hotelgebäude. Im vierten OG erkennt man das Restaurant von dem man weiß, dass dahinter die Rezeption und der Ausgang auf die Straße liegt. Der verwirrte Knoten enddröselt sich langsam. Hanglage.
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Nachdem wir das Hotel souverän, ohne Schwierigkeiten oder besondere Erlebnisse, verlassen haben, begeben wir uns in das Zentrum von Angra. Es ist schon 15 Uhr, aber man hat immer noch das Gefühl die Sonne schwillt am höchsten, heißesten, erplattensten Punkt über einem. Als ob der Mittag auf den Azoren in einer sich ausdehnenden Zeitblase von 9 Uhr früh bis 17 Uhr abends vor sich hinwabert, die jegliche Existenz anderer Tageszeiten schluckt. Es geht bergauf. Eine enge Straße mit kleinen Bars und Gemüseläden die an ihrer höchsten Ausdehnung an einem kleinen Platz mündet, von dem es steil bergab ins Zentrum und zum Hafen geht. Steil hoch, steil runter. Steil hoch. Wir wollen zu Sheilas essen gehen, einem Café und vegetarischem Geheimtipp das im Jardim de Publico liegt.

Finden nach mehrmaligem Pausieren auf Park- oder vielmehr Straßenbänken und durchqueren einer steil bergab und typisch schwarzweiß gepflasterten Straße mit vielen Ladengeschäften den Parkeingang. In der Mitte steht ein Pavillon. Sheilas soll neben einem Pavillon sein, ist es aber nicht. Also nicht der richtige. Müssen weitersuchen. Immer weiter. Die Parkanlage führt über mehrere geschwungene Treppenstufen steil nach oben. Auch in der zweiten Ebene kein Sheilas. Der Hunger treibt uns weiter — irgendwo da oben muss es sein. Anstrengende 10 Minuten in hitzeheißer Luft über unzählige Treppenstufen endet der Park an einem Aussichtspunkt plus Denkmal. Oh nein. Da ist bestimmt kein Café. An diesen Monumenten in weiter Höhe sind nie welche. Richtig. Kein Café. Wir müssen es unten übersehen haben. Können vom Aussichtspunkt den Pavillon erkennen, weit unten. Bergab, bergab und nochmal richtig gucken. Hunger.

Schließlich in einer Bar neben dem Parkeingang gefragt. Zeige altem Barmann meinen Reiseführer mit der Sheilamarkierung. Bringe ihn sichtlich aus dem Gleichgewicht. Er bemüht sich redlich, murmelt Sheilas Palace vor sich hin, als könnte er durch Beschwörung das Café für mich materialisieren lassen, aber er hat noch nie davon gehört. Und dass er noch nie davon gehört hat, macht ihm zu schaffen. In seiner Stadt. Er kennt es nicht. Und an sich ist der Park winzig, wenn auch in seiner vertikalen Ausdehnung sehr hoch. Der Barmann murmelt immer noch grübelnd Sheilas, Sheilas Place, Palace, Sheilas, es mühsam mit Brille vom Reiseführer ablesend. Es ist klar, ich hab ihm den Tag in seiner Ordnung zerstört, und ich trotte von dannen. Er verschwindet immer noch murmelnd durch die Küchentür.

Wir trotten wieder bergab und bergan, bis wir wieder an dem kleinen Platz vom Anfang unseres Weges landen. Lassen uns dort ausgelaugt und am Ende nieder. Juhuu, Pommes mit Salat, die zweite Runde. Vergesse vor lauter erklären was ich will (green salad, tomatoes, “olives?” yes, great) nur leider dass ich auch Pommes bestellen könnte. Herr Walte ißt seinen Burger. Anhaltender Hunger. Hotel, supermercadogekaufte Tomaten, Cracker und Plätzchen auf Balkon. So ein Balkon ist schon toll.

Ausspannen und Energie für Pool sammeln. Pool ist salzig. Jagd nach Abendessen, diesmal in Richtung Sao Mateo. Laufen an Betonbadegelegenheit — dafür mit guter Wasserqualität — vorbei und blicken sehnsüchtig auf geschlossenen Minimercado. In dieser Richtung liegt auf 0,5 h Weg nur ein Hotelrestaurant und die angekündigten endlosen Häuserreihen immer an einer Straße entlang. Beschließen Reiseführer zu holen und eventuell doch noch einen Anlauf in Angra zu machen. Im Hotel Umbesinnung. Doch zum Essen a la Carte im Restaurant bei der Betonbademöglichkeit. Zuckeln wieder zurück. Am Supermarkt vorbei — es ist 20 Uhr — er hat geöffnet. Wasser, Brot, Käse, Wein, Balkon.

Auf dem Balkon sitzend schleicht sich abwechselnd zur klatschenden und feiernden Gesellschaft ein anderes Geräusch ins Bewusstsein. Vom Meer kommend. Ein kehliges Gequietsch und Geratter. Davon gelesen, das gelesene im Erleben erkannt und ich bin verzückt. Wir lauschen den ständig überraschenden Variationen des Gekreisches der Gelbschnabelsturmtaucher, die sich nach diesem Monat zum Überwintern nach Afrika begeben werden. Anrührend. Und dazu Wellenanbrandungsgeräusch am Monte de Brasil.

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Flug mit SATA: Sicherheitsbelehrung mit animiertem Film. Charmant 2.0.
Taxi bis Angra do Heroismo: 25 min, 22 Eur, alt und enorm verraucht
Sheilas: ist nicht mehr
Minimercados: Öffnungszeiten sind tagestemperaturabhängig, z.B. ab 20:00 Uhr


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4. Tag

Frühstück. Keine besonderen Vorkommnisse. Oder doch. Es gibt Mozarella aber dort wo der geeichte Kontinentaleuropäer Tomaten erwartet befindet sich Feigenkonfitüre in stabilen Quadern. Dachterasse, Mitvormittagssonne. Hinter uns Holländer. Tolle Sprache. Feigenkonfitüre in Kombination mit Mozarella kann nicht überzeugen. Dafür schmilzt der zerebrale Speichel in Erinnerung an feinstwürzigen Hartkäse unbekannten Namens.

Weg in die Stadt. Touristinfo hat Sa nur bis 13 Uhr geöffnet. Es ist unsagbar heiß und schwül und wir vergehen fast. Am ersten Platz Pause auf Schattenbank. Wenn es so weitergeht schaffen wir es nicht bis 13 Uhr. In der Touristinfo ein symphatischer hilfsbereiter junger Kerl der auch Vegetarier ist, mir mit traurigem Kopfnicken bestätigt dass Sheilas nicht mehr ist, und mir munter auf dem Stadtplan Lokale einkringelt die auf Anfrage vegetarische Burger oder Pasta mit Salat machen.

Es ist kurz vor 12 Uhr. Im Jardim durchsichten wir erst mal den Berg an Infomaterial, beschließen dass es am Wochenende mit Bus aus re-logistischer Sicht noch am besten ist nach Praia zu fahren (Strand, Strand, Strand) da man von dort auch abends wieder nach Angra gelangt, obwohl wir nicht unbedingt nach Praia wollten. Bus fährt in steilen Geraden an der Küste hoch und runter, man sieht Kühe, Dörfer, Leben, Blick aufs Meer, kleine Heilig-Geist-Kapellen, Kirchen, enge Straßen und Hof mit kläffenden aufgebrachtem Schienenhund, dessen Leine an einer quer über den Hof verlegten Schiene befestigt ist und so seinen Einzugsbereich entgegen punktueller Anbringung doch beträchtlich erweitert.

Praia. Bushaltestelle ist direkt bei einem Supermarkt, den wir vor der Rückfahrt besichtigen wollen, um unsere Balkonrestaurantküche aufzustocken. Das dortige Tomatenangebot war an Malträtiertheit nicht zu überbieten, und es wäre ratsam gewesen beim Mercado welche zu erstehen. Täuschen den Sinn dem nach Tomaten ist mit roten Paprika.

Es ist immer noch heiß. Am Strand gibt es zum Glück schatten spendende Schirmchen. Praia entspannt weitaus angenehmeren und unspannend sehenswerteren Charme der Normalität als durch Reiseführerlektüre erahnbar. Kleine Gässchen, Hafen mit zugegeben nicht nur schönen Ecken, dann wieder pitoresk verschachtelte Mauern und Häuser im Hintergrund. Durch die Nähe zum Militär-/Flughafen mischen sich die Einheimischen Jugendcliquen mit amerikanischen Nachwuchs und ein Flair übertrieben hoher und aufgeregter Stimmchen weht über den Sand. Strandsand sehr dunkel. Wasser klar und flach und herrlich. Auch in Praia eigenartiger straßenüberspannder Weihnachtsschmuck. Lernen aus Beobachtungen von Bewegungsmustern anderer Leute. Mann vor uns wiegt und scharrt mit den Füßen im Strand stehend hin und her. Schafft sich kühlere Mulde im heißen Sand. Auch das Aussanden von Handtüchern muss mit Körperspannung, Bedacht und Eleganz vorgenommen werden, um Mitgruppierte nicht anzusanden.

Essen in Praia. Durchbrechen tägliche Burgerreihe. Speisen schnelle Fett-Pizza in annehmbaren historischen Stadtplatzambiente, das kleinstädtisch mit Plastikstuhl-Freisitzen umzingelt ist. Es lebe die kulinarische Abwechslung in kleinen Städten.

Der Abend erfreut mit den noch immer noch nicht abgezogenen Gelbschnabelsturmtauchern, ein Hähen und Quaken. Entdecke geheime doch zumindest abends verschlosssene Tür zu den Lavafelsen.

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Touristinfo in Angra: ***** enthusiastisch hilfsbereit


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5. Tag

Geheime Tür immer noch verschlossen. Grumpf. Autoverleih sonntags auch. Grumpf. Und dabei gilt es eine Möglichkeit zu finden ins Innere der Insel und dort in eine Höhle zu gelangen. Also Angra-Tag. Spaziergang am Monte Brasil. Hafenviertel ist ganz nett — wobei Viertel vielleicht eine weitere Ausdehnung vortäuscht als es der Fall ist. Am Anfang von Monte Brasil befindet sich weitläufiger Spielplatz mit tollem Ausblick über die Stadt.

Waldweg den Berg hoch riecht immer wieder wie Obstwiese mit vergorenen Früchten auf dem Boden, dann wieder ein Hauch nadeliges Harz. Weg ist mit Steinmauern mit vielen Ritzen abgegrenzt. Es raschelt ständig und wenn man lang genug guckt, sieht man schwarenweise Eidechsen.

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Wetter heute zum Glück endlich mal nicht 100% hellblauer Sonnenhimmel, sondern bewölkt. Erreichen den Picknickplatz, Hunderte von Tischen die im hügeligen Wald angesiedelt sind und hunderte Terceiraner die dort mit mitgebrachter karierter Tischdecke speisen, teilweise unter Verwendung der Steingrillflächen. Zwei Hirsche brechen quer durch die Picknickansammlung. Und diverses mutiges oder auch dummes oder auch zur Jagd ausgesetztes Federvieh beobachtet unbeteiligt das Geschehen.
Ein Regenschauer, der sich nicht verstecken muss bringt reges Treiben in die Picknickenden, und wir lassen sie dem Pfad weiter zu einem Aussichtspunkt und dann bergab folgend hinter uns.

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Wieder in der Stadt haben 25% der vom Touristinfovegetarier empfohlenen Restaurants zu, aber das eine direkt am Hafen brät mir einen sehr leckeren Rühreiburger mit Pommes. Auch Herr Walte freut sich sichtlich mal wieder einen Burger zu bekommen. Der O-Saft ist richtiger O-Saft, entgegen dem des Hotelfrühstücksbuffets.

Dip in den Pool und 1 bis 2 Karten schreiben. Abendessen im Hotel Caracol. Salat und Tomatensuppe. Geschmack nicht schlecht aber die meisten Tütentomatensuppen schmecken besser. Das in der Tomatensoße schwimmende Spiegel- oder blanchierte Ei könnte unter exotischer Küche verbucht werden, oder auch köchlerische Verzweiflung ausdrücken. Dafür ist das Gedeck (Brot, Ziegenkäse) wirklich gut, entgegen dem geschmackfreien Minimercado-Ziegenkäse, weiß dieser Ziegenkäse was er seiner Abstammung schuldig ist. Die Kellner verhalten sich geradezu lexikalisch kellnerhaft und eilen in gestochenem Schritt durch die Tischreihen. Wirken dadurch sehr beschäftigt und bieten beeindruckenden Gegensatz zu steifen Rezeptions-Schlobo des Terceira Mar, der mir morgen bei Verhandelung diverser Mietwagenmöglichkeiten die volle Autorität der Herabsicht demonstrieren wird.


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6. Tag

Meeresrauschen. Vogelgezwitscher (keine Gelbschnabelsturmtaucher), Hundegebell, Sonne, wieder Sonne. Blick aus Fenster: ein rotweißes Fischerboot oder Küstenreinigungsmannschaft.

Verfolgen weiter das Ziel Erforschung des Inselinneren, in das keine Buslinien reichen. Im Hoteleingangsbereich ergeben sich zwischenmenschliche Chemie-, Verständigungs- oder auch Man-muss-auch-wollen-Probleme. Die Car-Rentnachfrage beim Rezeptionisten, ab nun gutgemeint Schlobo bezeichnet, wird mit einem steifen »They have no cars« ohne verbindliches Berufslächeln beantwortet. Der Autoverleih hat keine Autos. Ich fühle mich in meinem Begehren nicht ernst genommen und abgeschmettert. Zwinge mich aber bereitwillig die Interpretation zuzulassen dass es dem Schlobo nicht möglich war, die Tatsache dass alle Autoverleihe aktuell ausgemietet sind mir im anglophonen Idiom zu vermitteln, und keinerlei Arroganz und mutwillige Täuschung damit verbunden war. Auch das dann doch plötzliche Telefonat mit einem Autoverleih und festmachen eines nachmittäglichen Termins eines Autoverleihers in unserem Zimmer zwecks Autoübergabe, ohne mich vorher zu befragen wann ich denn gerne eines hätte muss man als nicht schnelles Abfertigen interpretieren wollen.

Am Visitenkartenständer neben der Rezeption finden wir eine von Angratour und machen uns hoffnungsfroh auf in die Stadt. Dort berät und kümmert sich eine herausragend nette und bemühte RVKF die das Angebot in mühevoller Kommunikatiosnarbeit auf uns zuschneidet. Halbtagstour mit persönlichem Guide: Duarte. 14 Uhr. Auf ins Inselinnere.

Das Reisebüro von Angratour befindet sich in der Nähe des Palácio Bettencourt, in dem die Stadtbibliothek untergebracht ist. Vertiefen uns in Azorenbildbände und genießen das Altbibliothekische Prunkambiente im Kleinen. Draußen ist es wieder heiß. Speisen wieder im Lokal vom ersten Tag, diesmal im relativ kühlen Drinnen, gekachelte Wände. Dicht umgeben von terceirianischen Familien. Salat variationsreicher als im Caracol.

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Die Tour mit Duarte ist formidabel, als würde ein guter Freund einem die Insel zeigen. Erzählt über das Leben auf einer Insel mitten im weiten Nichts, sich manchmal gefangen zu fühlen, und wie üblich Besuche auf den anderen Inseln sind. Fährt uns zur Serra do Cume. Weiter Ausblick über den größten Kraterrest mit vielen Kuhweiden und die dazwischen liegenden Wege durchherdenden Kühen. Hindurch durch den Wasserbachort. Teile der Insel fliegen zu einem Gesamtbild sich ergänzend an uns vorbei. In viele Orten bereiten sich die Bewohner holzverbarrikadierend auf den Straßen-Stierkampf vor. Die Tatsache dass diese Stiere nicht getötet werden und auch ein ausgeklügeltes Gewerkschaftssystem an vorgeschriebenen Ruhetagen zwischen den Kämpfen sie vor Überanstrengung schützt ist Duarte im Vergleich zu den rohen Spaniern sehr wichtig. Später halten wir weit oben an einer Stierweide und erholen uns mit ruhigem Blick auf die Stiere. »Standing there and eating, that’s all what they do«.

An der Nordküste. Flora komplett anders. Karger Bewuchs auf Lavaklumpen, die Küste ist steil. Duarte erklärt dass der Trümmerhaufen auf den man blickt einst ein Weg war. Wellen im Winter müssen beeindruckend und recht konsequent sein. 15 bis 20 m hoch.

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Auf dem Weg zur Algar do Carvão. Vorbei an Riesenfarnen. Duarte spricht langsamer, und stockt mittendrin. Ist selbst etwas über die Größe der Farne erstaunt zu der Jahreszeit. Vorbei am Weihnachtswald aus dem sich jeder Terceiraner seinen Weihnachtsbaum pflücken darf. Und langsam immer mehr vom einheimischen endemischen Gewächs zu sehen, bis alle Hügel damit bedeckt sind. Und in diesen gesträuchüberzogenen Hügeln liegt die Höhle, deren Entdeckung der Suche nach vom Weiden verschwundenen Kühen zu verdanken ist. Die nach oben gehende Höhlenöffnung wurde von den Kühen nicht wahrgenommen und so wurden sie verschluckt. Höhle sehr beeindruckend und annehmend touristisch erschlossen sowie beleuchtet. Inzwischen muss man sich auch nicht mehr vor von oben herabfallenden Kühen ducken. In der Höhle steht jemand bereit der zur Entstehung und heutigen Nutzung auch für Konzerte erzählt. Die Furnas do Enxofre etwas weiter weg sehen ganz anders aus als in Sao Miguel, hier keine brodelnden Schlammseen, sondern Qualm über der Flora, über buschartigen Bewuchs. Die angriffsnervigen Bienen an die sich Duarte aus den letzten Jahren erinnert, sind verschwunden. Das mysteriöse Bienensterben auch hier.

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Letzter Halt der Entensee. Erzählen scherzhaft von den mutigen Enten am Monte Brasil in Nähe bereitstehender Grills und erfahren dass das tatsächlich ein Problem war weil sich die Enten so leicht fangen ließen und die Entenpopulation am Entensee ausgerottet war und wieder aus anderen Gebieten aufgestockt werden musste. Inzwischen gibt es Geldstrafen auf das Jagen zu unmittelbaren Vergrillungszwecken, ebenso wie aus Umweltschutzgründen das Eintopfkochen in den Erdlöchern mit knapp 2000 Eur belegt wird. Sinne noch etwas dem Bild nach wie sich Terceiraner auf zu spät und instinktlos sich neben Grillplätzen aufstiebendes Entenvolk stürzen.

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Das Abendessen bringt uns endlich zur Touristinfo-Empfehlung Copos & Companhia, mit Aussicht über die Marina, einer richtig abwechslungsreichen Speisekarte, samt Einlegekarte für vegetarische Gerichte. Eiburger, Pommes und Salat bleiben diesmal erspart und ich genieße gute Pasta und Caipirissima. Nacht über Stadt. Liveband am Hafen. Gelbschnabelsturmtaucher.


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7. Tag

Blick aus Fenster zeigt sich mit einem müh mehr Wolken. Frühstück. Finde immer mehr gefallen an der Käseauswahl, darunter sehr würzigen Hartkäse an den ich mich ein Leben lang sehnend erinnern werde.
Nehmen Bus um 10:30 nach Biscoitos. Naturschwimmbecken und Weinmuseum. Dort wird mir klar, dass der Ort ungefähr die Größe von Eilsbrunn hat – etwas größer. Ich hätte genausogut hier aufwachsen können.

Die Busstrecke führt an der Weststraße entlang, so dass wir diesen Inselteil und Teile des Walds der Serra de St. Barbara auch noch begutachten können. Also: Hafen von Sao Mateo — Fischereihafen, auf einem Brecher sitzen viele Möwen. Ich sehe durch das mir gegenüberliegende Fenster und ein möwengroßer sanft hellbraun gefärbter Vogel mit knallgelbem Schnabel schiebt sich in Lebensgröße sehr nah am Fenster fliegend ins Bild. Für einen perfekten eingefroren scheinenden Augenblick schwebt er in gleicher Geschwindigkeit mit dem Bus, mal nach links und mal nach rechts kippelnd. Dann gleitet er ab und fliegt davon. Ein Gelbschnabelsturmtaucher! Durch sein gefärbtes und viel natürlicher wirkendes Gefieder wirkt er viel zugänglicher als sein Pendant, die Möwe, in ihrem strahlend weißem Angebergefieder. Nun wo ich ihn so nah gesehen habe, will ich mich noch viel mehr mit dem Federgesellen verbrüdern als zu dem Moment wo sie mein aufmunterndes nachahmendes Quaken und Kreischen freudig beantwortet haben. Sao Mateo aus einem durchfahrenden Bus zu sehen scheint ausreichend, wenn es auch ganz reizend ist.

Monte Brasil bricht auf Seeseite senkrecht ab. Perspecktive überraschend. Landeinwärts steigt das Land zur Serra Barbara an, Dörfer und Kuhweiden wechseln sich eingesprenkelt ab. Zum Meer hin fällt es weithin meist flach ab, bzw. steil aber sanft ab, dann Steilküsten, Hunde, Kühe, Menschen die gerade eine Bar betreten, zahlose Terceiraner bepinseln heute ihre Häuser oder richten die Dächer. Bemerke die Vielzahl an Schornsteinvarianten. Waldstück, viele Picknickplätze und Aussichtspunkte zum Meer nach Sao Jorge. Fahrer hupt vor uneinsichtigen Kurven. Finde das Windmühlenfotomotiv nicht. Erst bei Ankunft in Biscoitos erzählt mir Herr Walte dass er auf seiner Fensterseite eine gesehen hat.

Rennen im Ort erstmal 10 Minuten in falsche Richtung unter brennend schwüler Sonne einen Weg steil hinunter — umkehren — steil bergauf, finden Abzweigung zur Badestelle, steil hinunter, sehen ein paar grüne Flitzer (Echsen) und Weinparzellen. Genauso rechteckig eingemauert wie die Kuhweiden, nur viel kleiner und komplett mit Wein gefüllt. Verstehe Erntemöglichkeit nicht.

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Badestelle: Lavafelsen über die sich beeindruckende Wellen zergischten. Mal höher dann insgesamt zurückgehend, dann wieder eine Weile für höheren Wasserpegel im etwas durch Felsen geschützten Badebecken sorgend. Das Wasser ist im Badebecken sogar erstaunlich ruhig wenn man bedenkt dass 20 Meter weiter draußen atlantische Wellen meterhoch toben. Man könnte ewig zusehen wie und wo die nächste Welle heranrollt. Immer mal wieder sieht man Menschen an Felsspitzen hängen, lehnen und gekrümt klammernd stehen wie Fliegen.

Im Badebecken gibt es zwei gefährliche Stellen. Flacher glitschiger Einstieg, in dessen Bereich Kinder um sich schlagend kraulen lernen und kurz und quer durcheinanderwuseln. Dahinter ruhiges Wasser wenn nicht gerade wer reinspringt. Übrigens Fische, Schaum und Schwimmteilchen, pflanzlich. Im hinteren Bereich ist der Durchbruch zum eigentlichen Wellengeschehen. Manchmal wälzt sich eine Riesenwelle durch eine Felsspalte hindurch und man kann sie — in idealer Entfernung — wo sie bereits ausklingt — herrlich auf sich zurollen lassen, während man auf der Wasseroberfläche treibt und schaukelt. Ich bewundere eine Weile wie ich dort in perfektem Einklang und hervorzuhebender Sorgsicht genau in der optimalen Entfernung schwebe — und von den besseren Wellen 2 bis 3 Meter zurückgeschwemmt werde. Ein weiterer Experte treibt etwa 2 bis 3 Meter links vor mir. Best Place in the Bottich.

Weniger zu empfehlen ist der Versuch sich einen kleineren Spalt zu nähern, an dem immer Wasser hereinkommt um sich dieses Spektakel näher zu besehen. Vor allem nicht sich dazu auf einen im Wasser befindlichen abschüssigen Felsblock mit den Zehen zu krallen, so dass man zu 1/3 seines Körpers über dem Wasser herausragt, was einem Eisberg bekanntlich nie einfallen würde. Dann noch ein bisschen nach rechts biegen, um bessere Sicht auf den nächsten Wellendurchmarsch zu haben, und zack! Kommt die nächste Riesenwelle aus dem hinterem Bereich … im Hotel bewundere ich stolz meinen blauen Fleck am Zeh, bzw. An dem was vom Zeh noch übrig geblieben ist.

Das Abrutschmaleur erinnert mich daran dass ich Herrn Walte nicht ewig warten lassen sollte. Lege mich auf dem Felsen trocken und berichte stolz von meinen Erlebnissen. Verlassen Badestelle und stellen fest dass wir den Bus um 14:30 gerade noch kriegen können, oder 3 weitere Stunden im Minidorf festhängen. Weinmuseum fällt aus. Verpassen Bus fast, Fahrer zeigt zu 10 Meter weiter unten gelegenen Haltestelle, dass wir dort warten sollen. Er fährt solange einmal ums Dorf. Auf dem Rückweg hält er ab und an an um mit Bekannten die von der Straße winken zu plaudern, oder in einer Bar eine sanitäre Pause einzulegen.

Über der Serra Barbara ist der Himmel schön grau bewölkt — nur bedrohlich auszusehen schaffen sie noch nicht. Erwische Windmühle im Fahren mit der Kamera, sie hat aber ihre Segel traurig eingefaltet. Leider schaffe ich es genausowenig das perfekte Weg-zwischen-den-Weiden-Bild zu machen in dem sich der Weg schnurgerade in den Fluchtpunkt zieht, bis er sich im engummauertem Weidenmuster verliert.

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Angra. Hunger. Seltsam — die Burger locken heute gar nicht. Ringen uns zu süße-Teilchen-Pause durch. Herr Walte sucht sich seines mit dem Verstand aus (Blätterteiggebäck mit Nougatfüllung), ich mit den Augen (glänzend schokoüberzogene etwa 3 x 3 cm große Häppchen in Praliné-Form. Wer nicht wagt der nicht gewinnt.

Der erste Biß. Begeisterung. Das Zeug ist sehr hart und erinnert in Geschmack und Konsistenz an irgendetwas in meiner Kindheit verschüttetes. Es hat eine trockene, fein kristaline, nicht klebrige Struktur, die in den Bruchstellen pulvrig wird. Nötige Herrn Walte zu kosten. Er ist offen entsetzt. Es ist pappsüß und besteht aus verkrustetem Zucker. Meine Erinnerung schleicht um bestimmte Kaubonbons herum, kriegt es aber nicht zu fassen. Mir wird langsam schlecht und ich bin heilfroh dass das zweite von mir erwähnte Teilchen eher kuchenartig aussieht. Einzig der Espresso rettet meine Geschmacksnerven vor dem kolikartigem Kollaps.

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Im Hotel ist Zeit die körperlichen und psychischen Wunden zu lecken oder zu begutachten. Zeigen uns begeistert die neuen Sonnenbrände die sich in Flecken auf unserem Körper bilden, wodurch wir so ein bisschen an Kühe erinnern.


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8. Tag

Sonne scheint. Himmel mit weißen Wolken betupft aber deutlich frischer als die vorangegangenen Tage, nicht nur weil wir früher aufgestanden sind. Beim letzten Frühstück auf der aussichtsreichen Terasse sehen wir im Pool planschende Gelbschnabelsturmtaucher. Hoffe ich sehe die Kerlchen auch in Caloura.

Auf Taxifahrt zum Flughafen stehen Kühe genau auf Kuppe eines Hügels wie Schattenrisse oder Zeichnungen von Antoine de Saint-Exupéry. Sieht sehr drollig aus. Kühe auf Weide werden gerade gemolken, das Gemolkene in den Milchbüchsen, die Milchbüchsen in einem silbernen Milchbüchsenfahrzeug abtransportiert.

Flughafen wimmelt. Gruppe Pfadfinder reist mit uns. Wartehalle eisekalt. Abflug. Sehen in der Ferne Prao und wie die Küste bei der US-Base einfach abbricht, und sehen abschiedsschwer den entschwindenden Weiderechtecken hinterher.

Ankunft, Begrüßung. Beim Landen des Flugzeugs schweben Gelbschnabelsturmtaucher wieder gleich auf. Vor dem Flughafen fehlen Taxis. Doch sie schweben in galantem Bogen wie auf Schienen nach und nach ein. Gemütlich in der warmen Hitze Schlange stehend, verfolgen wir das Einschweben. Die Straße die sie bringt führt parallel am Flughafen entlang, macht eine Schlaufe und gelangt dann am Flughafen-Taxistand an. Man beobachtet die herannahenden Autos wie bei einer Ralley. Zumindest drückt sich dieser Eindruck auf, als … ein nur vage erkennbarer Blitz. Das nächste Taxi.

Schluck. Die Todgweihten die als nächstes an der Reihe sind, sind … wir. Der vage erkennbare Blitz wird uns auf dieser Kurveninsel ins Hotel bringen. Unbewußt wird an irgendeine Art Abschluss gedacht. Nach durchzitterter Fahrt bin ich froh, dass uns dieser Fahrer, er sieht ein bisschen aus wie Mr. Bean, nicht bis Furnas fahren muss. Wir kommen heil an und aus purer Überlebensfreude überschüttet Herr Walte ihn unverdient mit Trinkgeld.

Hotel scheint vom Bushaltestellenort ewig weit weg. Liegt dafür sehr idyllisch, in der Nähe einer Sandstrandbucht und an einem felsigen Hang mit Blick hinab zum Meer. Der Garten quillt von verschiedenen Gewächsen von denen ich nur Wein, Kakteen und Feigen an den Früchten erkenne über und ist in einer mysteriösen Aura zugewuchert. Verwunschen. Und typisch azorianisch ummauert.

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Die Snackbar ist grandios — bisher der beste gemischte Salat, ein Gebiet auf dem ich inzwischen einiges Expertenwissen angesammelt habe, und ich werde gleich mit vegetarischen Vorschlägen überschwemmt. Sehen grüngelben Spatzenvögeln zu, wie sie immer auf die Steinmauer flattern und Eidechsen die immer wieder in den Ritzen verschwinden. Insgesamt wirkt die Atmosphäre hier auf verschlafene Weise gemütlicher als im Terceira Mar. Dafür sind die Zimmer nicht so spiegelnd elegant und niegelnagelneu.

Gestärkt sind wir bereit den Strand zu erobern. Gewunden in die Klippen gemörtelte Stufen geht es hinunter. Der Strand, bzw. derer zwei durch Fels abgetrennte Abschnitte, erfreuen mit munterem Wellengang und sehen mit den Klippen dahinter, an denen man in den blauen Himmel hochstarren kann, aus wie die geheimen Strände von denen man träumt wenn man sagt: Strand. Hin und wieder werden auch die Gelbschnabelsturmtaucher erspäht die es hierher geschafft haben. Ein paar größere Felsbrocken liegen im Wasser und werden von sich mit Geschrei ins Wasser stürzenden Jungen umsprungen.

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Wir wollen noch den Ort und unsere Möglichkeiten diesen zu Verlassen erkunden, sowie Sonnencreme erwerben. Der Ort mitsamt seiner Bushaltestelle liegt im Vergleich zu unserem Hotel in schwindelnder Höhe, Straßen quetschend eng, und in der schwülen Hitze atemraubend steil zu erklimmen. Hinter jeder Ecke mutmaßt man ein schnell herumbiegendes Auto, da Verkehr nahe zu hören ist und dies versetzt einen immerzu in gehetzte innere Hektik. Keine Fahrzeiten an Haltestelle und aus dem Inselbusplan sind sie auch nicht zu entnehmen. Sitzen wir fest? An diesem Ort mit zauberhaftem Lagunenstrand? Drei Tage? Oh nein!

Weiter in den Ort hinein entstehen schmale Bürgersteige die man leider jedesmal wenn jemand entgegen kommt todesmutig verlassen und sich auf die Hauptstraße begeben muss. Supermarkt verkauft Guerranatee und diversen Likör. Allerdings gibt es nur Sonnencreme der Stufen 1, 2, 5 und 60. Stellen uns vor wie man durch das Einkremen mit Stufe 60 auf der Stelle kalkweiß wird. Beschließen es in der Farmacia zu versuchen. Auf dem Weg zur Kasse erklingt skandinavisches Gespräch und erfreut den norsk erkennenden Reisenden. In der Farmacia ist es eng und es geht sehr gemächlich zu, doch irgendwann erwerben wir Sonnencreme der Stufe 20 zu einem, für Festländer die mit höherem Sonnencremeabsatzmarkt niedrigere Preise gewöhnt sind, schockierend hohen Preis.

Gegen Abend wird noch der Pool erkundet, er ist richtig tief und bahnenschimmtauglich. Erspähen Zugang in Richtung verwunschenen Garten und Steilklippe und beschließen diesen morgen zu erkunden.

Abendessen. Hotelrestaurant. Buffet oder a la carte und a la carte bietet ca. 7 verschiedene Gerichte für Vegetarier an. Ich fühle mich wie an irgendeinem Ziel angelangt und erwarte mein Gemüsecurry.
Das Personal ist in einem Fort am Rennen und trotzdem munter gut gelaunt und nett. Dürfen den Rest unseres Inselweins mit aufs Zimmer nehmen.

Müde. Komme aus Bad und die Gelbschnabelsturmtaucher grüßen mich. Schlafe seelig ein. Wache auf weil ich denke ich verbrenne, vertrockne. Im Zimmer ist es heiß. Doch die Balkonnacht ist schön und klar und ruhig und mild.


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9. Tag

Blick aus Fenster. Zart gefärbter Himmel. Rückkehr aus Dusche. Es ist regnerisch.

Frühstück erfreut durch Mozarella mit Tomaten. Rührei. Personal muss genausoviel rennen wie am Abend zuvor. Himmel noch bedeckt. Beschließen geheimen Meerzugang zu erforschen.

Wunderbare Mikrobiotope. Felsen, auf denen man krabbeln kann, in den Löchern sammelt sich Wasser mit Fischen und Wasserspinnen oder Krebsen. Über die schwarzen Felsen krabbeln allerlei Insekten. Angler. Weg hoch zur Hotelanlage durch den zugewachsenen verwunschenen Garten. Die Sonne kommt und wir kriechen schleunigst zurück in unser Zimmer, bevor wir wie Sirup in der Luft zerfließen.

Telefongespräch Halbtagestourbuchung. Die Frau am Telefon hat eine weiche, langsame, wiegende Sprechmelodie und wirkt irgendwie narkotisiert. Sofort bildet sich vor meinem Auge das Bild einer tuch- und klunkerumhängten Jahrmarktwahrsagerin. »Come, come, see the northwest. It is sooo beautiful landscape. See the northwest«.

Trotz knacksen und rauschen am Telefon und zahlloser »pardon, once again« kann ich sie schließlich davon überzeugen, dass wir aber eine ganz andere Tour machen wollen. Ohje, wenn sie unser Guide ist? Was hab ich da eingebrockt?

Nochmal ans Meer an die Felsen. Sitzen stundenlang vis a vis den Anglern auf den Felsen und beobachten die verschiedenen Wellen. Herr Walte entdeckt Krebse auf einem Felsen zehn Meter weiter.

Strand. Diesmal der Kleinere. Die Wellen sind heute ziemlich beachtlich und werfen einen fast um. Wenn sie sich zurückziehen fährt man auf dem Sand ein wenig Sandboard in Richtung Meer. Meist zuviel Sonne aber immer mal wieder Wolken. Herrliche, Zwischenkühle spendende, Wolken.
In einer dieser Wolkenpausen schaffe ich es tatsächlich gemütlich zu lesen ohne Hitzschlag fürchten zu müssen. Schrecke auf einmal hoch. Wellen haben meine Füße erreicht. Bevor Herr Walte und ich flüchten können, setzt uns eine zweite Welle komplett unter Wasser.

Ein unfaires Geschehen. Wir waren soweit hinten, wie die Felsen es zugelassen haben, und nur unseren Platz hat die Wasserzunge angeleckt. Die wenigen anderen, teils viel weiter vorn siedelnden Strandler hats nicht erwischt. Handtuch nass, schwer, sandig. Zurück zum Hotel — wird Zeit für Abendbrot.

Snackbar, Eiskaffee, Supermarkt. Durchgeführter Likörerwerb, Balkonessen, Echse, Gelbschnabelsturmquacken, Volkstanzgruppe vor Zimmertür, die ungünstigerweise direkt an das Foyer angrenzt.


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10. Tag

Wetter. Eines mit Stern. Sonne und ein paar vielversprechende Wölkchen. Frühstück. Merke: fehlen an einem sonst gedeckten Tisch Tassen, bedeutet das nicht, dass sie vergessen wurden. Viel wahrscheinlicher: die an diesem Tisch Sitzenden holen sich gerade Kaffee.

Nach Frühstück wieder an die Felsen. Viele Echsen. Nur ein unbewegter vermutlicher toter Krebs im Wasserloch diesmal. In der Nähe steht ein Boot mit ungefähr 15 Tauchern im Wasser. Es wird auch noch beim Mittagessen an derselben Stelle stehen und so einen mitleidigen Kommentar vom alterfahrenen deutschen Taucher hinter uns auslösen, dass sie in ihrer schwarzen Taucherkluft in der Sonne rumdümpeln müssen.

Mitagessen zieht sich, Rush Hour, und wir schaffens gerade so pünktlich zur Jeeptour. Sandra begrüßt uns, eindeutig nicht die Singsangtante vom Telefon.

Die Tour ist ganz nett, Sicht vom Kraterrand beim Lagoa do Gogo (~ 900–950 m) auf die Insel. Die ungewöhnliche Perspektive bannt. Als säße man in einem Flugzeug, aber mit Rundumblick. Kleine sachte Hügelchen die man bis zum Westende der Insel sehen kann. Der Jeep wackelt und klappert selbst auf den Hauptstraßen, fährt sich trotzdem lustig. Lagoa do Fogo sieht von oben nicht so hübsch aus wie der bei Furnas. Es liegt aber vielleicht auch am langsam zuziehenden Wetter. Durch die Bilder aus Google Earth hätte ich mehr erwartet.

Die Guidin ist nett, hat aber einen viel förmlicheren und zurückhaltenderen Stil als Duarte und wirkt nicht so natürlich kumpelhaft. Erzählt auch nicht sehr viel drumrum, obwohl sie schon mehr weiß wenn man sie fragt. Duarte ist wohl ein absolutes Naturtalent. »… hier bauen sie Tabak an, dort ist Santa Maria, die einzige azorianische nichtvulkanische Insel, der Berg heißt schwarzer Berg …« — ihn hätte ich fotografieren sollen — er sah aus … die Kuppel ein Mittelding zwischen schwarzen und verschiedenen Schlickbrauntönen, von vorne relativ symmetrisch geformt … wie der Schicksalsberg.

Doch zurück zum Ausgangspunkt. Die Landschaft am Lagoa do Fogo wirkt nicht recht anders als auf der restlichen Insel, insgesamt scheint die Vegetation hier durchgängiger als auf Terceira. Allerdings haben wir von Sao Miguel auch kaum etwas gesehen. Weniger fremd und bizarer wirkt hier jedenfalls alles, als bei der Höhle auf Terceira.

Wobei die zu erspähenden eigenartig zerklüfteten Felsenhügel durchaus etwas eigenes haben, wie auch im Reiseführer vermerkt. Oberhalb des Sees wird kommerziell Holz geschlagen. Sehr steil. Scheint mir ein schwieriger Ort dafür. Bergabwärts geht es an vielen Geothermfarmen vorbei.

Calderra Velha. Sehr hübsches farnbaumdurchwuchertes und dadurch dschungelig wirkendes Waldstück führt bei bedecktem Himmel zur Caldera Velha. Doch erst nochmal ein spuckendes Schwefelloch. Sieht wiederum leicht anders aus. Begeisternder Variantenreichtum an Erdqualmlöchern.
Hatte den Geruch — die Kombination aus Wald und Blumenduft und Dampf schon fast vergessen. Leicht mineralisch und entfernt kaum wahrnehmbar schwefelig. Etwas das man sich durchaus bewahren möchte, und so war es gut sich diesen Abstecher von der Singsangtante erkämpft zu haben. Das Badebecken unterm Wasserfall ist gut besucht, so dass es sich nicht anständig fotografieren läßt.

Kurzes reinfühlen mit der Hand: lauwarm bis kalt und nicht wie erwartet warm bis heiß. Reiseleiterin meint früher wäre es heißer gewesen, und das läge an den Geothermfarmen. Sie ziehen Energie und Druck spürbar ab.

Auf dem Rückweg beginnt sachter Nieselregen, bevor es richtig losregnet fühlt es sich sehr angenehm nach zivilisiertem Urwald an.

Weiter bergab weiter an den Geothermfarmen vorbei und auf einem nur jeeptauglichen steilen kurvigen Schotterweg zu einem kleinem E-Werk mit noch kleinerem Wasserfall. Später durchfahren wir das Rinnsal das den Wasserfall gebiert in einer atemberaubenden Jeepüberquerung. Wald wird Weide, viele Kühe, Mauern, bellende Hunde auf Mauern.

Alte Kurtherme Caldeira. Diesmal wirklich heißes Wasserbecken. Weitere Spuckschlammschwefellöcher und man fühlt wieder wie einem die Füße warm werden. Anlage aus dem Jahr 1811, sieht aber eher wie 1920, nicht so richtig altertümlich, aus. Kleine Katzen auf Gehweg. Gehe in die Knie um Katze anzulocken. Stütze mich mit der Hand auf, wir sind weit von den Dampflöchern weg, ca. 200 Meter und trotzdem ist der Bürgersteigstein zeimlich heiß. Schade dass es hier nicht schneit, der Schnee würde nicht liegenbleiben, und würde visuell offenbaren was so nur gefühlt werden kann. Ein kurzer Halt, doch mehr scheint Caldeira auch nicht herzugeben.

Es geht wieder bergauf, an Lombadas (verschüttete Wasserabfüllanlage) vorbei hoch zum schwarzen Berg, der schon beschrieben wurde. Halt an Aussichtspunkt. Moni fällt aus Jeep auf eine Schotteraufschüttung am Straßenrand. Moni kann Ablauf wie — warum — was falsch gemacht — nicht rekonstruieren. In einem Moment ist sie noch im Jeep. Im nächsten liegt sie auf dem Boden. Ein rätselhaftes, sonderbares und demzufolge wertvolles Erlebnis.

Dann runter nach Villa Franco de Campo, an vielen verhältnismäßig kleinen Straßencampingplätzen vorbei, überall die gelben (lavinenhemmenden) und blauen Blumen. Bananen und Ananas. Sehe zum ersten Mal Bananenpflanzen, wenn auch nur verschommen aus dem Jeep.
Straßen mal wieder recht eng, fahren hoch zu recht bekannter Kapelle mit vielen kleinen Treppenstufen und genießen Aussicht. Heimweg. Hotel.

Rüsten uns fürs Buffet. Wohlfein schmeckender Waldorfsalat und Karottenkohlrabiding. Kartoffelbrei und Auberginenzuchinizeug. Obst. Kuchen. Satt. Glücklich.

Sonnenuntergang wird fast mal quietschebunt. Diesmal kein Tanz. Aber Gelbschnabelsturmtaucher. Fange endlich an Ferienlektüre abzuarbeiten. Buch ist aber nicht so sensationell wie erwartet.


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11. Tag

Letztes reguläres Frühstück. Wetter sieht vielversprechend aus, wirkt auf dem Balkon fast zu heiß. Machen uns auf, endlich den kleinen Fischereihafen zu erkunden. Ausgerüstet mit der kleinen kopierten Karte des Hotels. Wetter wird immer hervorragender. Hitze verzieht sich.

Die Abzweigung nach rechts führt steil runter, viele Mauern, viele Echsen. Wir vernehmen Hundegebell und erspähen um die Ecke herrenlose Bestie die die Straße blockiert. Beschließen dass wir den Hafen nicht unbedingt sehen müssen. Halten oben kurz inne, stellen fest, dass es hier nur zur Badestelle geht und der Hafen ein paar Abzweigungen weiter hinten liegt. Das Glück ist uns hierdurch hold und wir ziehen weiter. Die Straße wandelt sich erst von Teer in Schotter um danach alle Phasen des Straßenbaus zu durchwandern und vorzuführen, inkl. Baufahrzeuge. Am Rand noch mehr Steinmauer und noch mehr Echsen. Gehen auf schmalem Grassodenstreifen. Streifen endet und wir müssen den Weg auf der Straße fortsetzen. Gleite mitsamt Grasstreifen in die Tiefe ab wie in Zeitlupe. Ein Abentauer jagt das andere.

Irgendwann ist die Baustelle überwunden und wir erspähen in der Ferne den Minihafen und können nach Franca de Campo sehen.

Der Hafen ist momentan eine Baustelle. Wir kehren um. In einem kleinen Hof sitzt eine winzigkleine, grau getigerte, müde verschlafen wirkende Katze. Wir himmeln sie an. Nach einer Minute macht sie einen Schritt nach vorne und bricht davon erschöpft zusammen. Besitzer bemerkt uns und pflückt uns Feigen. Wir bedanken uns und halten ratlos die klebrigen Feigen in Händen.

Rückweg erstaunlich schnell. Strand, Wetter perfekt, fast zu viel der Wolken. Wellen nicht so wüst wie letztes Mal, wobei uns eine komplett Einsandet, also immer noch stark genug. Bekommen begehrten überhöhlten Schattenplatz.

Abschied vom Strand. Abschied von Snackbar. Abschied von Felsenküste. Sehen, nochmal Krabbeltierchen in Tümpel. Wasser abends weitaus ruhiger und weniger spektakulär.
Feigen schmecken, Koffer packen doof. Höre keine Zwietschies.

3:30. Der Wecker schellt. Hatte wieder vermischte Träume zwischen verwirrender Fantasiewelt, Portalen, zu erklimmenden Bergen und jamesbondartigem Agentenauftrag. Beziehe seltsame total verwohnte Wohnung und fange mit Putzen an. Befinde mich in einem Gebäude. Verstecke irgendwas in Kelloggspackungen. Eine ganze Schrankwand voller Kelloggspackungen. Das Gebäude ist ewig hoch und ich verlasse es mit kleinem Fliegegefährt. Mißtrauische Portalbeamte.

Die Nacht ist klar, sternig. Meer rauscht. Ein Gelbschnabelsturmtaucher grüßt mich ein letztes Mal und ich atme nochmal Meer und Blütenduft ein.

Taxifahrt angenehm, kein Wahni der uns fährt. Taxifahrer kommt aus Terceira, Praia da Victoria.
Flughafen. Warteschlange. Umfrage. Abflug bei Sonnenaufgang. Zartrosa Schwaden über fahlblauem Himmel. Violett schimmerndes Meer. Kein Blick mehr auf Sao Miguel. Ich sehe zum ersten Mal Wolken wie festgefrorenes pufferwattiges Eismeer. Sie sind Rührei!

Nein. Es gibt Rührei. Vegetariergeeignet. Ohne Speck. Mit Zucchini und Kartoffeln. Nur noch 9 Stunden und wir sind Zuhause.

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mehr Bilder und Beschreibungen, deren Erfahrungstriebe in großen Teilen noch frischer als diese, nunmehr 2012 zu Ende geschriebenen, Seite waren.