26. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Erkenntnisse und Offenbarungen, PGI, in Bayern
Ihr eifrigen PilgerInnen, seht und höret!
da ist man einen Tag in Bamberg um eine ebenfalls dort zu Besuch weilende Freundin zu sehen, schweift danach durch die Stadt, und wo führen einen Kismet und steil gepflasterte Gassen hin? Jakobsstadt Bamberg!
Und sieht er nicht wie ein richtiger Pilger aus, wie er da so in der Kirchaußenwand hängt? Beschwingt, ich vermeine sogar leicht tänzelnde Schritte zu erkennen, ist das ein Samba? Ein Detail das ihr mir noch gar nicht offenbart habt, sondern hinter Geschichten von schwielend vernarbt und suppenden Füßen geschickt zu tarnen wusstet. War der ganze Jakobsweg eine einzige Love Party? Eine langgezogene mittelalterliche Rave-Parade von Ausmaßen die man sich heutzutage gar nicht mehr ausmalen kann? So also geht es wirklich auf dem Jakobsweg zu, jeder schwingt und zwirbelt seine wallenden Gewänder, wie Derwische segelt und zirkuliert die Pereginatio gen Spanien, um es da am Ziel angelangt vermutlich nochmal so richtig krachen zu lassen. Ich ahnte ja nicht …!
Grüße im hohen Zeichen der Muschel! M.
… mehr Bergstadtwald
20. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Sub/conscious, Zitatsammlung
»… philosophische Begriffe können jemanden ohne universitäre Ausbildung schnell hinters Licht führen. Was ist mit Wirklichkeit gemeint? Anscheinend handelt es sich um etwas sehr Launisches, sehr Unzuverlässiges … sie beleuchtet eine Gruppe Menschen in einem Zimmer und hebt eine zufällige Bemerkung hervor. Sie überwältigt einen auf dem Heimweg unter Sternen und macht die stumme Welt wirklicher als die Welt der Sprache … das ist es was von der Vergangenheit bleibt, von unserer Liebe und von unserem Hass. Der Schriftsteller, wie ich annehme, hat mehr als andere Menschen die Möglichkeit, mit dieser Wirklichkeit zu leben. Es ist seine Aufgabe, sie aufzuspüren und zu erfassen und uns anderen zugänglich zu machen … König Lear oder Emma oder Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Denn die Lektüre dieser Bücher scheint an den Sinnen eine seltsame Operation vorzunehmen, ähnlich wie beim grauen Star; hinterher nimmt man intensiver wahr, die Welt scheint von ihrer Hülle befreit und erfüllt von intensiverem Leben.«
(Virginia Woolf, ein Zimmer für sich allein)
18. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»Ja. Gewiss. Schriftsteller trachten, zumindest in den Augenblicken des Mutes, nach der Wahrheit … aber sie nähern sich ihr auf einem höchst eigentümlichen und verschlungenem Weg, indem sie Personen, Orte und Ereignisse erfinden, die es nie gegeben hat und nie geben wird, und indem sie von diesen Fiktionen detailliert und ausführlich und mit viel Gefühl erzählen, und wenn sie es dann geschafft haben, dieses Bündel Lügen aufzuschreiben, sagen sie: da! Das ist die Wahrheit! …
… Bei der Lektüre eines Romans, jedes Romans, müssen wir uns völlig darüber im Klaren sein, dass es lauter Unsinn ist, und gleichzeitig doch, solange wir lesen, jedes Wort glauben. …
Wenn wir schließlich fertig sind damit, stellen wir vielleicht fest – falls es ein guter Roman war –, dass wir ein bisschen anders sind, als wir es vorher waren, dass wir uns ein wenig verändert haben … aber es ist schwer zu sagen, was wir erfahren haben, worin wir verändert sind.«
(Ursula K. Le Guin, im Vorwort zu Die linke Hand der Dunkelheit)
vgl. Woolf, gequirlter Unsinn.
18. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»Ding Yi mochte es in der Wüste spazieren zu gehen und seinen Gedanken nachzuhängen, manchmal gab er dort sogar Unterricht. Seine Studenten schätzten das weniger, aber er rechtfertigte seine exzentrische Vorliebe mit den Worten: ich mag verlassene Orte. Das Leben lenkt zu sehr von der Physik ab.«
(Liu Cixin, Drei Sonnen)
18. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Fotorunde, Leipzig, PGI, birds!, botanie, insects!, m.o.n.d.
18. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung
»da war ich mit Notizbuch und Stift und dem Vorhaben hierhergekommen, den Vormittag lesend zu verbringen, in der Annahme am Ende des Vormittags die Wahrheit in ein Notizbuch übertragen zu haben. Aber ich müsste eine Herde Elefanten sein, dachte ich, und eine Wildnis voller Spinnen, mich verzweifelt an jene Tiere haltend, die angeblich das längste Leben und die meisten Augen haben, um all das zu bewältigen.«
(Virginia Woolf, Ein Zimmer für sich allein)
18. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»Ich halte es für den Gipfel der Weisheit, wenn ich mir nicht die Mühe mache, mich zu kontrollieren, und ein Leben mit Klugheit und gesundem Menschenverstand führe, sondern wenn ich über mich hinausschaue, erhabene Vermutungen anstelle, mich zur Durchgangsstraße erregender Gedanken mache, all das lebe, was gelebt werden kann. Was kann der Mensch, der mit sich unzufrieden ist, denn nicht tun?«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)
18. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Fotorunde, Leipzig, PGI, botanie, insects!
5. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung
»Wissenschaft basiert auf Fakten, doch diese Fakten werden auf auf Grund von Hypothesen erhoben, und Hypothesen entstehen durch das was man sieht oder sehen will.«
(Joseph Fink & Jeffrey Cranor, Der lächelnde Gott)
5. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»… wenn man wie ein Wissenschaftler plapperte und wie ein Wissenschaftler herumstolziert, dann war man für Nicht-Wissenschaftler schnell nur noch Gesprächsstoff, aber kein Mensch mehr. Einige Wissenschaftler lebten diese Rolle aus und wurden zu wandelnden … Lehrbüchern. Von Cheney konnte man das nicht unbedingt behaupten, wenn man von kleineren Ausflügen in besagtem Jargon absah, zum Beispiel Quantenverschränkungen.« Control, immer noch auf dem Weg zur Grenze, fängt an Cheneyismen zu sammeln. Was einfach ist denn «er stellte fest, dass Cheney war er erstmal auf Touren, Stille hasste und diese mit einer merkwürdigen Mischung aus gebildeten und saloppen Sätzen pflasterte. – was ist, wenn wir einfach keine Sprache dafür haben? … sind wir überflüssig? … Frage bloß nicht die Armee. Ein Kreis sieht ein Rechteck an, und sieht einen schlecht gezeichneten Kreis. … – Himmel ist das eine lange Fahrt, sagte Cheney in die Stille hinein.«
(Jeff VanderMeer, Southern Reach II)
5. July 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung, insects!
15. Mai, Brief an Vanessa. Imaginiert wie ihre Schwester mit dem Lesen von Lighthouse nicht vorankommt, und ihr daher nicht schreiben kann, weil sie dann gestehen müsste, dass sie noch nicht weiter gelesen hat. Gespräch mit ihrem Duncan, sie solle einfach so tun als hätte sie es gelesen und von einem Meisterwerk sprechen. Greift zum Tintenfass, voller toter Fliegen. »… Käfer haben zwölf Beine, Fliegen nur acht. Willst Du etwa sagen dass Du das nicht gewusst hast? Nun wahrscheinlich gehörst Du auch zu den Leuten die eine Spinne für ein Insekt halten: Wenn Du in Cornwall aufgewachsen wärst, wüsstest Du dass eine Spinne kein Insekt ist; sie ist – nein, ich glaube nicht dass sie ein Reptil ist: sie ist etwas Komisches. Das weiß ich genau. Jedenfalls kann ich Virginia nicht schreiben weil die Tinte eine einzige Masse von Käfer- und Spinnenbeinen ist …«, und schließt den fabelhaft phantasierten Dialog: »So, ist das nicht Wort für Wort die Wahrheit?«
(Virginia Woolf, Tagebucheinträge zu der Leuchtturm)
27. June 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
Ihre Gedanken haben ihre Angelschnur in den Strom hinuntergelassen, »schaukelten Minute um Minute zwischen den Spiegelungen und den Wasserpflanzen hin und her, ließ sich vom Wasser heben und senken … plötzlich die Verdichtung einer Idee am Ende der Schnur … ach wie klein, wie unbedeutend mein Gedanke im Gras liegend aussah … ich werde Sie jetzt nicht mit diesem Gedanken belästigen, aber bei aufmerksamen Hinschauen könnten Sie im Laufe dessen was ich sagen werde, selbst darauf stoßen. Wie klein er auch war, besaß er doch die geheimnisvolle Eigenschaft, die dieser Sorte zu eigen ist – zurück in den Kopf gesetzt wurde er sofort sehr aufregend und wichtig; und als er losschoss und abtauchte und hierhin und dorthin flitzte, löste er einen solchen Wirbel und Tumult an Ideen aus, dass es unmöglich war, stillzusitzen. So kam es, dass ich mich dabei ertappte wie ich äußerst schnell über eine Grasfläche ging …«
(Virginia Woolf, ein Zimmer für sich allein)
26. June 20
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
… bei den Zölibatären/Weissagern im Wald. Handdara. »… alles war waldfarben, rot und braun, feucht, still, duftend, düster.« Und dann geht es mit einem Mal in das volle Sonnenlicht einer grünen Wiese hinaus …
»es war ein introvertiertes Leben, selbstgenügsam, stillstehend, durchdrungen von jener einzigartigen »Ignoranz«, die von den Handdarata so gepriesen wird …« Prinzip findet im Wort nusuth (vom Protagonisten als unwichtig übersetzt) seinen Ausdruck, auch Prinzip des Nichteinmischens. Er gibt nicht vor es zu begreifen, aber nach einem Monat dort, beginnt er … zu verstehen …
(Ursula K. Le Guin, Die linke Hand der Dunkelheit)
26. June 20
· Autor: admini · Kategorie: Fotorunde, Leipzig, PGI, birds!, botanie, insects!