streumen ::: an all diesen stellen das glück
»… an genau dieser stelle versickert das glück. zu retten bleibt nur was aufgeführt ist im inhaltsverzeichnis der see, der halde versandeter wälder: hühnergötter zu finden bringt glück!! hühner zu finden nicht, tote vögel finden nicht, löcher zu finden schon … auch bernstein, blutproben alter bäume, nur die einschlüsse guter, surrender träume niemals zu finden. im schlick nie mehr kronen, echsen, nie ein stück wind.«
(Ulrike Almut Sandig, Streumen)
Fotorunde ::: wald & wärme
Sehr entspannt aus dem schattenwarmen Wald zurück.
Das ist also Wald im zu heißen Hochsommertrockentag. Die Luft ist so warm wie draußen, mit Schatten, aber ohne Kühle. Dafür in allen Gelenken eine irgendwie innen ruhende geschmeidig ohne Anstrengung erwärmte Freude beim Bewegen. Zahllose Raschelmäuse zeigen sich meinem Objektiv nicht, einmal sogar eine ganze Herde, die sich im flirrenden Schattendunkel nicht fokussieren lassen. Beschließe für jedes nicht erwischte Rascheln eine nichtssagende Aufnahme von weitem Waldboden zu machen. Doch später dann! Meine erste Maus, wenn auch fern & unscharf. Viele Zwietschies, winzig, ebenso unfokussiert, darunter vielleicht auch Schwanzmeisen und ein auf dem Rückweg immer näher an mich ran hüpfender Buchfink. Der Hund Oskar. Hexenkraut, aber keine Knabenkräuter. Waldhitzeimpression.
knausgård ::: waldgefüllt
»solen flommet over det skogfylte landskapet … elvene glittret, bladene i lovtrærne blinket … spillet av lys og farge … jeg stod lenge inntil vinduet og så på detaljene i landskaept som kontinuerlig forsvant … de nye som hele tiden kom rennende … det eneste som ikke forandret seg var jernbaneskinnene vi fulgte … og de to punktene av gjenskinn fra solen som hele veien lå på dem og skimret. Det var et merkelig fenomen. … byen rundt meg var nedsenket i den døsigheten som bare sensommerettermiddager kan frambringe.«
(Karl Ove Knausgård, Min Kamp 5)
thoreauvian ::: Fluss & Psyche, Karytiden, keine Hirngespinste
»Wir passierten einen Mann der am Ufer mit einer langen Rute aus Birkenholz angelte und einen Hund an seiner Seite hatte – sie standen wie Karyatiden unter dem Sonnengewölbe. …«
Langsame Zweifel ob der Fluss einem so feinfühligem und sich leicht übersteigenden Naturell wie Herrn Thoreau über die Dauer einer mehrtägigen Bootsfahrt zuträglich ist. Durch ihr nahes Rudern vertreiben sie sein Anglerglück auf unbestimmte Zeit. Doch noch weit entfernt steht der Angler noch immer unbeweglich,
»als der einzige Gegenstand, der auf der weiten Au dem Auge Abwechslung bot. … er und sein Hund! (es war ein vorzüglicher, bedächtiger Hund) möge es ihnen wohlergehen. Ich denke dass wir uns wiedersehen. Er war für mich kein Hirngespinst.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)
La Dispute | 7.07.19 | Conne Island
Wer braucht schon ein Mikrofon?
Addendum zu La Dispute 2015. Alle Beobachtungen, und darauf beruhenden Analysen und Thesen dort konnten durch die Wiederholung des Versuchsaufbaus umfänglich bestätigt werden.
Bloc Party | 25.06.19 | Parkbühne
Abays Postband Razz ist diesmal Vorband. Sehr vernünftiger 00-Jahre-Retro, Reminiszenzen an Interpol et al.
Die erwartende Spannung. Das Publikum in der Zwischenpause ist trotz alles belegender Hitze hibbelig, die eine Hälfte hüpft immer mal wieder auf und ab, die andere wippt mit einem Bein. Und irgendwann ist es soweit, Bloc Party in halber damaliger Besetzung, neuen, vermutlich nicht mehr ganz neuen Bassisten und Schlagzeugerin betreten die Bühne. Beginnen mit einem der ruhigeren Lieder, unklar ob der Sound sich noch einspielen muss, oder nein, oder doch, Änderungen an den Arrangements vorgenommen wurden. Hie und da Abzweigungen in der history lane genommen werden. Hr. Walte berichtet aus späterem Forenstudium von der überzeugenden Vermutung das Album sei rückläufig abgespielt worden. So beginnen wir mit two more years, treiben über little thoughts und compliments* weiter zurück, und immer weiter zurück und entdecken das nie Vergessene neu. Die übereinander und oftmals auf so schwer nachvollziehbare Weise ineinandergehenden Layers der Songs treiben durch die mit Mückenspray durchsetzte Sirupluft wie verlangsamt auf einen zu, während einen das Grün der umstehenden Bäume umringt, und den Blick immer mal wieder abfängt. Und man kann sich eine Weile vollauf damit beschäftigen diesen so speziellen Bloc Party-Effekt auszuloten, den man immer unbewusst mitfühlt, wann immer man an ihre Musik denkt, aber live nochmal neu, unmittelbar und intensiv wahrnimmt, und die besondere Schönheit ihrer Musik ausmacht.
Die verschiedenen Lagen sind durchsichtig, die Songs haben immer, bei allen harten Einschlägen und Schrammen, etwas darüber und darunter und alles umgebendes schwebend Ätherisches, durch das der besondere Drive von Bloc Party gleitend hindurchmanövriert, die Beschleunigung zwischen vollkommener Ruhe und Geschwindigkeit, Brüche, Abruptheit, sie mögen sich direkt aus dem Herzschlag und Lebensgefühl von Kele Okereke speisen. In ihm und den Liedern von Bloc Party scheint eine nahezu Gleichzeitigkeit an unterschiedlichen Stimmungen zu existieren. Ein stetes Flimmern zwischen Hektik und Ruhe. Silent & Alarm.
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knausgård ::: stadtlande
»… var det med en mild og ikke uvennlig nervøsitet i kroppen, ja, jeg følte meg lett og fin der jeg gikk, det var noe med solen som skinte, livet i gatene rundt meg … sa jeg at det vokste lange gresstrå i enden av asfalten og … noen nakne små fjellknauser mellom husene, det knyttet byen an til de ville fjellene rundt, og til havnet nedenfor, … at byen var en del av landskapet, ikke var noen eget …. sendte en strøm av gode følelser gjennom meg. Regnet falt overalt, solen skinte overalt, alt hang sammen med alt.«
(Karl Ove Knausgård, Min Kamp 5)